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Coronavirus: Covid-19-Genesene berichten: "Fühlte mich hilflos und alleingelassen"


Covid-19-Genesene berichten
"Habe mich sehr hilflos und alleingelassen gefühlt"

Von Charlotte Janus

Aktualisiert am 30.07.2020Lesedauer: 4 Min.
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Frau mit Mundschutz (Symbolbild): Masken in allen Variationen gehören mittlerweile zum Alltag in Zeiten von Corona.Vergrößern des Bildes
Frau mit Mundschutz (Symbolbild): Masken in allen Variationen gehören mittlerweile zum Alltag in Zeiten von Corona. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Immer mehr Menschen sind von einer Covid-19-Erkrankung genesen. Doch wie fühlt sich Corona an? Vier t-online.de-Leser berichten über ihre sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit der Krankheit.

Seit dieser Woche ist klar, dass über 100.000 Deutsche von Covid-19 genesen sind. Einige von ihnen sind treue t-online.de-Leser und unserem Aufruf gefolgt, von ihrer Erkrankung zu berichten. Viele Menschen haben sich mit emotionalen Geschichten bei uns gemeldet. Die Genesenen erzählen, welche Symptome und Ängste sie hatten und wie mit ihnen als Infizierten umgegangen wurde. Keiner von ihnen hatte einen sehr schweren Verlauf. Dennoch haben sie die Krankheit ganz unterschiedlich empfunden. Wir berichten hier über vier Erlebnisse unserer Leser:

Leonhard M.: "Wenn Corona so abläuft, dann muss man dankbar sein."

In der zweiten Märzwoche waren wir mit acht Personen zum Winterurlaub in Serfaus, Tirol, Österreich: Großeltern, Eltern, die acht Monate alte Enkelin und Freunde. Wir alle waren zusammen in einem Appartmenthotel. Am 14. März mussten wir vorzeitig abreisen. Tirol wurde an dem Wochenende von Touristen geräumt. Zu diesem Zeitpunkt fühlten wir uns alle noch pudelwohl.

Nur wenige Tage später begann dann aber die 73-jährige noch fitte Oma plötzlich unter Übelkeit sowie Geschmacks- und Geruchsverlust zu leiden. Der 75-jährige Opa entwickelte leichte grippale Erscheinungen, die sich durch Schlappheit und minimale Gelenkschmerzen zeigten. Die jüngeren Mitskifahrer, alle zwischen 38 und 45 Jahren, hatten keine Probleme. Unser 73-jähriger Freund musste wegen eines Kreislaufkollapses kurzfristig ins Krankenhaus, seine 68-jährige Ehefrau hatte nur leichte grippale Erscheinungen. Alle Personen, außer dem acht Monate alten Enkelkind, wurden positiv getestet.

Wir fühlen uns inzwischen alle wieder bestens. Wenn Corona so abläuft, dann muss man dankbar sein. Wir werden alle einen Antikörpertest machen. Vielleicht können wir mit unseren Antikörpern schweren Fällen helfen.

Kirsten S.: "Es gibt keine Hilfe für Betroffene mit leichten und mittleren Symptomen."

Begonnen hat alles Ende Februar im Skiurlaub in Südtirol. Am ersten Tag mit leichtem Krankheitsgefühl und leicht erhöhter Temperatur. Dann kam ein plötzlicher kompletter Geruchs- und Geschmacksverlust hinzu. Bis heute ist das noch nicht wieder hundertprozentig in Ordnung. Außerdem bekam ich starke Kopfschmerzen. Deutlich später litt ich dann noch unter Kurzatmigkeit – auch ohne Anstrengung. Ich hatte weder Fieber noch Husten.

Ich habe zweimal beim Arzt nach einem Test gefragt. Dieser wurde abgelehnt. Die Begründung: zu wenig Symptome. Ich habe mich sehr hilflos und alleingelassen gefühlt. Es gab keine Information wie man mit der Krankheit und den Symptomen umgehen kann. Die Ärzte wissen nicht, was sie machen sollen. Die Nachrichten machen einem große Angst: Man hört nur Horrormeldungen und Abstandsregelungen. Es gibt keine Hilfe für Betroffene mit leichten und mittleren Symptomen. Nachdem es mir mittlerweile seit acht Wochen nicht gut geht, habe ich einen Termin beim Arzt bekommen und konnte ihn überzeugen, auf meine eigenen Kosten einen Antikörpertest zu machen.

Seit gestern weiß ich, dass ich das Virus hatte und Antikörper habe. Aber auch jetzt war alles beim Arzt relativ chaotisch und er musste selbst erst nochmal beim Labor nachfragen. Mir geht es noch immer nicht wieder gut. Als geheilt würde ich mich nicht bezeichnen. Ich habe weiterhin große Probleme mit Kurzatmigkeit und immer wieder starke Kopfschmerzen.

Andreas B.: "Durch Garten und sonniges Wetter war alles gut aushaltbar."

Ende März hat meine Frau mich und unseren Sohn informiert, dass in ihrer Reha-Einrichtung Covid-19 ausgebrochen ist und sie Symptome zeigt. Da sie Asthma hat, waren wir sehr beunruhigt. Wir haben uns kurz beraten und waren uns einig, die Infektion in Kauf zu nehmen und sie für eine gemeinsame Quarantäne abzuholen. Für den 18-jährigen fitten Sohn sahen wir kein Risiko. Für mich mit 57 Jahren ohne einschlägige Vorbelastungen ein akzeptables.

Ich habe massiv Vorräte für drei Wochen gekauft und kurz ärztlichen Rat geholt. Abends sind wir zusammengekommen, meine Frau war heilfroh, nicht allein in der Klinik sitzen zu müssen. Wir haben im Haus kaum Schutzmaßnahmen getroffen, um das Virus abzuhalten. Nur habe ich drei Tage lang den Atem nicht tief geteilt und separat geschlafen, um meinem Immunsystem Zeit zur Vorbereitung zu geben, bevor zu viele Viren den Weg vom Rachen in die Lunge finden. In den folgenden zweieinhalb Wochen Infektion und Quarantäne habe ich nur einen halben Tag lang das Bett gehütet, mit nicht einmal 38 Grad erhöhter Temperatur und Kopfschmerzen. Alle anderen Werktage habe ich normales Homeoffice gemacht. Meine Frau hatte am gleichen halben Tag um zwanzig Prozent gesunkenes Lungenluftvolumen und etwas Husten. Mein Sohn hatte gar nichts. Das war's bei uns dreien. Durch Garten und sonniges Wetter war alles gut aushaltbar.

Alfred R.: Überstandene Corona-Infektion als Asthmatiker

Ich bin Asthmatiker, Patient seit ich acht Monate alt bin. Das sind jetzt über 53 Jahre. Anfang März traten in einer Nacht Schüttelfrost, Fieber, Schmerzen und Atembeschwerden ein. Die Kopf- und Gliederschmerzen waren diesmal aber etwas anders als bei einem grippalen Infekt. Der Schmerz äußerte sich so, dass er im Rücken hoch und runter wanderte.

Am nächsten Morgen rief ich bei meinem Hausarzt an. Dort angekommen bin ich mit Mundschutz versorgt und sofort in ein anderes Zimmer gebracht worden. Nach der Untersuchung war die Diagnose: bakterieller Infekt. Ich wurde zwei Wochen krankgeschrieben.

Am Ende der zweiten Krank-Woche rief mein Sohn von der Arbeit an: "Ich habe soeben eine Patientin ins Krankenhaus transportiert, die dort positiv auf Corona getestet wurde.“ Als Asthma Patient konnte ich nicht zuhause bleiben. Ich habe meine Sachen gepackt und bin zu meinem 87-jährigen Vater gezogen.



Mein Sohn wurde Anfang der folgenden Woche positiv auf Corona getestet. Daraufhin wurden auch meine Tochter und ich zum Test geordert: Beide positiv. Nach dieser Diagnose war mir auch bewusst, dass meine Beschwerden von Anfang März kein grippaler Infekt waren. Es war bestimmt damals bereits Corona. Ich bin umgehend zurück nach Hause gezogen um meinen Vater nicht zu gefährden. Er hat bis heute keine Symptome.

Wir drei haben eine förmliche Zustellung durch die Polizeibehörde erhalten, in der Quarantäne angeordnet wurde. Kurz darauf wurde auch meine Frau positiv getestet. Die Quarantäne haben wir selbstverständlich eingehalten. Ich war derjenige mit den stärksten Beschwerden. Ich konnte drei bis vier Tage vor Schmerzen nicht wirklich sitzen, nicht liegen, nicht stehen. Mein Asthma hatte ich im Griff. Wir sind nun aus der Quarantäne offiziell befreit. Heute geht es uns allen gut.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Einsendungen von t-online.de-Lesern
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