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Johnson & Johnson: Für wen eignet sich der Corona-Impfstoff?


Nur eine Dosis
Für wen eignet sich der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson?

  • Melanie Rannow
Von Melanie Rannow

Aktualisiert am 02.06.2021Lesedauer: 5 Min.
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Corona-Impfstoff: Das Präparat von Johnson & Johnson könnte im Frühjahr in der EU zugelassen werden.Vergrößern des Bildes
Corona-Impfstoff: Das Präparat von Johnson & Johnson könnte im Frühjahr in der EU zugelassen werden. (Quelle: Michael Ciaglo/Getty Images)

Der Corona-Impfstoff von J&J erreicht immer mehr Hausarztpraxen. Bekommen kann ihn jeder, doch nicht für alle Menschen wird er empfohlen. Ein Überblick zu Wirksamkeit und Verträglichkeit.

Bundesweit wird nun auch der Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson eingesetzt. Die EU-Kommission hatte dem Vakzin bereits am 11. März eine Zulassung ab 18 Jahren erteilt. Warum das Mittel jedoch nicht für jeden empfohlen wird und warum eine einzelne Dosis für den Immunschutz ausreicht, beantwortet t-online.

Was empfiehlt die Stiko?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den Impfstoff von Johnson & Johnson für Menschen ab 60 Jahre – so wie auch den Impfstoff von Astrazeneca. Wie es in dem Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz heißt, nehmen die Ministerinnen und Minister "die berichteten Fälle von Hirnvenenthrombosen im Zusammenhang mit einer Impfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson" ernst. Die Stiko habe vor diesem Hintergrund die Empfehlung einer Verimpfung des Präparats "für Personen im Alter > 60" vorgeschlagen.

Dennoch kann sich jeder, der möchte, damit impfen lassen. Eine Priorisierung gibt es bei beiden Vakzinen nicht mehr. Wenn sich unter 60-Jährige für Johnson & Johnson entscheiden, sollen eine ärztliche Aufklärung und individuelle Risikoanalyse stattfinden. Hausärzte kennen ihre Patienten und deren Krankheitsgeschichte in der Regel am besten, sodass sie Impfwillige eingehend beraten können.

Für wen eignet sich also Johnson & Johnson?

Prinzipiell kann jeder eine Impfung mit Johnson & Johnson erhalten, wenn das Mittel beim Arzt verfügbar ist und die Risikoanalyse es zulässt.

Aufgrund der Einmaldosis ist der Impfstoff insbesondere für schwer greifbare Personen geeignet. Experten raten nach Angaben des SWR dazu, ihn Menschen zu verabreichen, die selten zum Arzt gehen oder womöglich den zweiten Termin verpassen könnten. Zu dieser Gruppe zählen beispielsweise Obdachlose und Drogenabhängige. Mehrere Bundesländer haben die bisher wenigen verfügbaren Dosen deshalb mithilfe mobiler Impfteams an diese Gruppe verimpft.

Warum wurde der Einsatz des Impfstoffs vorübergehend gestoppt?

In den USA traten nach der Impfung mit J&J Fälle von Hirnvenenthrombosen bei jüngeren geimpften Personen auf. Deswegen wurde der Einsatz des Impfstoffs vorübergehend ausgesetzt. Die europäische Arzneimittelbehörde Ema erklärte daraufhin, dass in die Liste der "sehr seltenen" Nebenwirkungen bei dem J&J-Vakzin Blutgerinnsel aufgenommen werden. Die Ema betonte zugleich, dass die Vorteile des Vakzins dessen Risiken überwiegen.

Die Entscheidung der Stiko, Johnson & Johnson für Personen ab einem Alter von 60 Jahren zu empfehlen, wurde dabei auf Grundlage von US-amerikanischen Daten getroffen. Für Deutschland bzw. Europa liegen bislang keine Daten vor, da der Impfstoff hier erst seit Kurzem und nur in kleinen Mengen zur Anwendung gekommen ist.

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Welche Wirkungsweise hat das Vakzin?

Wie beim Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens Astrazeneca und dem russischen Vakzin Sputnik V handelt es sich bei dem Mittel von Johnson & Johnson um einen Vektorvirenimpfstoff. Dabei wird als Vektor ein sogenanntes Adenovirus genutzt. Dieses löst normalerweise eine gewöhnliche Erkältung aus, wurde jedoch so verändert, dass es sich nicht vermehren kann.

Über den Vektor werden genetische Anweisungen an die Zellen übermittelt, ein bestimmtes Protein des Covid-19-Erregers SARS-CoV-2 zu produzieren. Auf diese Weise wird das Immunsystem auf die Bekämpfung des echten Coronavirus vorbereitet.

Wie wirksam ist der Impfstoff?

Laut Robert Koch-Institut (RKI) hat der J&J-Impfstoff nach der empfohlenen einmaligen Impfdosis eine Wirksamkeit von etwa 65 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung in allen Altersgruppen und eine Wirksamkeit von etwa 75 Prozent gegen schwere Verläufe. Das bedeutet, die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, war bei den geimpften Personen um 65 Prozent geringer als bei den nicht geimpften Personen.

Gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung, zum Beispiel mit Atemversagen, schützte die Impfung zu etwa 75 Prozent und gegen eine coronabedingte Einweisung ins Krankenhaus zu etwa 80 Prozent.

Insgesamt zeigt der Impfstoff von Johnson & Johnson demnach eine hohe Wirkung, wenn auch etwas weniger als die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Gegen neue Varianten von SARS-CoV-2 erwies sich der Impfstoff ebenfalls als wirksam.

Warum genügt bei J&J eine Dosis?

Beim Impfstoff von Johnson & Johnson reicht eine Dosis für den vollständigen Impfschutz aus. Damit unterscheidet sich das Mittel von den anderen bislang in der EU zugelassenen Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca. Woran liegt das?

Als der Impfstoff entwickelt wurde, war es nicht das Ziel, ein Mittel zu schaffen, bei dem eine Impfung ausreicht. Doch schon in den frühen Studienphasen zeigte das Vakzin nach einer Dosis eine so gute Wirksamkeit, dass bei den folgenden Studien mit mehr Probanden weiterhin besonders die Wirkung nach einer Einzeldosis untersucht wurde.

Klar ist laut SWR, dass Vektorimpfstoffe grundsätzlich nach der ersten Dosis eine höhere Wirksamkeit haben als mRNA-Impfstoffe. Das könnte daran liegen, dass Vektorimpfstoffe aufgrund ihrer Wirkungsweise das Immunsystem schneller auf das Coronavirus trainieren können als die mRNA-Impfstoffe.

Ab wann wirkt der Impfschutz?

Der Impfschutz setzt nicht sofort nach der Impfung ein, sondern erst nach ungefähr zwei Wochen. Wie lange er anhält, ist derzeit noch nicht bekannt. Es wird sich auch erst in den kommenden Monaten zeigen, ob eine Auffrischungsimpfung notwendig ist und wenn ja, wann und für wen.

Welche Nebenwirkungen traten bisher auf?

Wie bei jeder Impfung können auch nach der Covid-19-Impfung mit Johnson & Johnson Impfreaktionen und Nebenwirkungen auftreten. Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden in den Zulassungsstudien am häufigsten leichte Beschwerden beobachtet. Dazu zählen:

  • Schmerzen an der Einstichstelle
  • Müdigkeit
  • Schwäche oder Unwohlsein
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen oder Gelenkschmerzen
  • Übelkeit
  • Fieber
  • Schüttelfrost

Diese Nebenwirkungen traten demnach häufiger bei jungen als bei älteren Menschen auf.

Sehr seltene Nebenwirkungen, die bei weniger als einer von 10.000 geimpften Personen gemeldet wurden, waren schwere Fälle von Thrombosen (etwa Hirnvenenthrombosen oder arterielle Thrombosen). Diese gingen mit einem Mangel an Blutplättchen einher und betrafen jüngere Erwachsene – vermehrt Frauen. In den USA führten wenige Fälle zu tödlichen Verläufen.

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Von der US-amerikanischen sowie der europäischen Zulassungsbehörde wurde daher ein entsprechender Warnhinweis in die Fachinformationen zu diesem Impfstoff aufgenommen.

Johnson & Johnson meldete zudem mindestens einen Fall eines anaphylaktischen Schocks, einer schweren allergischen Reaktion. Sie wurde in Südafrika registriert. Diese Nebenwirkung trat in seltenen Fällen auch bei den Corona-Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer auf.

Wo kann ich eine Impfung mit J&J erhalten?

Die Priorisierung für das Präparat von Johnson & Johnson in Arztpraxen und bei Betriebsärzten ist aufgehoben. Wenn Sie sich mit dem Vakzin impfen lassen möchten, sollten Sie sich an Ihren Haus- oder Facharzt wenden. Ob die Impfung mit diesem Mittel vertretbar ist, entscheidet letztlich der Arzt.

Bislang wurde nur wenig J&J-Impfstoff nach Deutschland geliefert. Größere Mengen sollen aber noch im Juni eintreffen. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen verimpft das Vakzin bereits primär in Flüchtlings- und Obdachloseneinrichtungen. Dies soll laut Angaben des Gesundheitsministeriums in NRW auch so bleiben – trotz der Aufhebung der Priorisierung.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • vfa – Die forschenden Pharmaunternehmen
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