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Interesse an Corona-Auffrischungsimpfungen wächst


Booster fürs Immunsystem
Interesse an Corona-Auffrischungsimpfungen wächst

Von afp, dpa
Aktualisiert am 17.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Corona-Impfung: Einige Menschen in Deutschland wurden schon zum dritten Mal gegen Covid-19 geimpft.Vergrößern des BildesCorona-Impfung: Einige Menschen in Deutschland wurden schon zum dritten Mal gegen Covid-19 geimpft. (Quelle: Pixsell/imago-images-bilder)
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Wer sollte eine Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 erhalten? Darüber diskutieren Experten seit einiger Zeit. Doch wie begehrt ist das Interesse an dem dritten Pieks in der Bevölkerung?

Bei den Corona-Impfungen in Deutschland gibt es mehr und mehr Auffrischungsimpfungen für ältere und besonders gefährdete Menschen. Am Mittwoch und Donnerstag waren es erstmals jeweils mehr als 40.000 am Tag, wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) von Freitag hervorgeht.

Nur eine dritte Dosis sei ein sicherer Schutz gegen die ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus, argumentieren die einen. Zunächst müssten ärmere Länder mit Impfstoff versorgt werden, halten andere dagegen.

Wer wird zum dritten Mal geimpft?

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten kürzlich vereinbart, das Angebot zu Impf-Auffrischungen zu erweitern: Neben Pflegeheimbewohnern können sich unter anderem auch Menschen ab 60 Jahre mit ärztlicher Beratung dafür entscheiden, wenn die vollständige Impfung schon mindestens sechs Monate zurückliegt.

WHO kritisiert Drittimpfungen scharf

Andere Länder gehen sogar noch weiter: In Israel werden selbst Kinder ab zwölf Jahren ein drittes Mal geimpft. Auch die USA wollen allen Bürgern eine Auffrischungsimpfung anbieten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verurteilt dieses Vorgehen scharf: "Wir wollen keine Auffrischungsdosen für gesunde Menschen, die vollständig geimpft sind", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Er appellierte an alle Staaten, bis Jahresende auf Drittimpfungen zu verzichten – angesichts der vielen Millionen Menschen weltweit, die noch gar nicht geimpft sind.

Die EU weist die Kritik der WHO zurück und verweist auf ihre Impfstoff-Lieferungen in ärmere Länder. Am Donnerstag kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an, 200 Millionen weitere Impfdosen zu spenden.

Zugleich sieht die Krankheitsbekämpfungsbehörde der EU für die allgemeine Bevölkerung derzeit "keine dringende Notwendigkeit" für eine Auffrischungsimpfung, wie sie vor einer Woche in einem Vermerk mitteilte. Sie empfiehlt zusätzliche Dosen allerdings für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.

Für diese Menschen ist der Booster-Pieks sinnvoll

Auch die Wissenschaft ist sich einig, dass eine dritte Dosis für immungeschwächte Patienten sinnvoll ist, also beispielsweise für Krebskranke oder nach einer Organtransplantation. Studien zeigen, dass das Immunsystem dieser Menschen nach der Standardimpfung kaum Antikörper produziert. Obwohl es weniger Daten dazu gibt, gelten die gleichen Überlegungen für ältere Menschen, deren Immunsystem aufgrund des Alters weniger leistungsfähig ist.

Weniger überzeugt sind die Wissenschaftler vom Nutzen einer Auffrischungsimpfung für junge und gesunde Menschen. "Wir sind uns nicht sicher, ob der Nutzen signifikant ist", sagt der französische Kardiologe Florian Zores. "Anstatt die dritte Dosis für alle anzubieten, könnten wir über Zielgruppen nachdenken." Auch könnten Antikörpertests Aufschluss geben, wer tatsächlich eine Auffrischung brauche.

Kleiner Nutzen für wenige oder Schutz für möglichst viele?

Die von der WHO aufgeworfene Frage des ungleichen Zugangs zu Impfstoffen ist nicht nur ethischer Natur. Sie ist auch aus gesundheitlicher Sicht wichtig. "Ich bin überhaupt nicht davon überzeugt, dass reiche Länder eine dritte Dosis verabreichen sollten, bevor ein großer Teil der Menschen auf dem Planeten die ersten beiden erhalten hat", sagt der Epidemiologe Antoine Flahault vom Institut für Globale Gesundheit der Universität Genf.

Indem sie zuließen, dass sich das Virus in einem großen Teil der Welt weiter ausbreiten könne, setzten sich die reichen Länder einem "besonders schweren Bumerangeffekt" aus, warnt Flahault. "Epidemien in anderen Ländern könnten neue Varianten hervorbringen, die noch ansteckender, virulenter und resistenter gegen die derzeitigen Impfstoffe sind."

Die Drittimpfungen in Israel, das die Impfstoffhersteller Biontech und Pfizer mit umfassenden Daten seiner Bürger beliefert, begreift Flahault als Experiment für den Rest der Welt. "Wenn der Nutzen einer dritten Dosis dort beträchtlich ist, werden die Experten die Verabreichung eher unterstützen", sagt er. "Bleibt der Nutzen gering, stellt sich die Frage nach der besten Strategie: Impfen wir die reichsten Menschen und verschaffen ihnen einen marginalen Nutzen, während die Ärmsten nur minimal geschützt bleiben? Oder impfen wir zuerst den ganzen Planeten?"

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP, dpa
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