t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomeGesundheitKrankheiten & SymptomeCorona

Corona-Booster-Impfung: Vorbehalte gegen Moderna sind unberechtigt


"Rolls-Royce" unter Impfstoffen
Sind die Vorbehalte gegen Moderna berechtigt?

  • Melanie Rannow
Von Melanie Rannow

Aktualisiert am 22.11.2021Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Moderna: Die Booster-Impfungen gegen Covid-19 sollen deutlich anziehen und verstärkt mit dem US-Vakzin vorgenommen werden.Vergrößern des Bildes
Moderna: Die Booster-Impfungen gegen Covid-19 sollen deutlich anziehen und verstärkt mit dem US-Vakzin vorgenommen werden. (Quelle: Pacific Press Agency/imago-images-bilder)

Gesundheitsminister Spahn will die Auslieferung von Biontech begrenzen, weil gelagerte Moderna-Dosen zu verfallen drohen. Das sorgt für viel Kritik und bei einigen auch für Verunsicherung. Dabei ist die Datenlage eindeutig.

In der Debatte über den Einsatz der mRNA-Impfstoffe Moderna und Biontech hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) viel Kritik auf sich gezogen. Der Grund ist seine Ankündigung, beim Corona-Impfstoff von Biontech Höchstbestellmengen einzuführen, damit eingelagerte Moderna-Dosen vor dem Verfall verimpft werden.

Die Arztpraxen befürchten das nächste Durcheinander sowie Verzögerungen bei den Booster-Impfungen, die gerade Fahrt aufgenommen haben. Für Menschen, die ihre Auffrischungsimpfung schon gebucht haben, stellen sich ebenfalls Fragen. Ein Überblick:

Höchstbestellmengen für Biontech: Woher kommt die Idee?

Das Bundesgesundheitsministerium hatte in einem Schreiben an die Länder für die nächsten Wochen Begrenzungen bei Bestellmengen für den Biontech-Impfstoff angekündigt. Dafür soll das Präparat von Moderna bei den Auffrischungsimpfungen vermehrt zum Einsatz kommen.

Zur Begründung wurde auch darauf verwiesen, dass andernfalls ab Mitte des 1. Quartals 2022 eingelagerte Moderna-Dosen zu verfallen drohten. Aktuell mache der Impfstoff von Biontech über 90 Prozent der Bestellungen aus.

Warum ist die Kritik so scharf?

Ärzte- und Ländervertreter halten es für ein falsches Signal, beim in Deutschland besonders gut angenommenen Impfstoff von Biontech zu drosseln, sie befürchten Verunsicherung. Es drohe eine Verlangsamung des Impftempos, heißt es bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Das Gesundheitsministerium kontingentiere die Bestellmöglichkeiten für den Impfstoff, mit dem die meisten Patienten ihre Grundimmunisierung erhalten hätten und den sie gewohnt seien, sagte KBV-Chef Andreas Gassen.

Geargwöhnt wird, dass Menschen, die bereits Booster-Termine mit Biontech vereinbart haben, zögern könnten, wenn ihnen Moderna angeboten wird. In den Praxen könnte durch viele Nachfragen zudem deutliche Mehrarbeit entstehen.

Der Gesundheitsminister räumte daraufhin ein, dass die Umstellung in den Arztpraxen und Impfzentren "vielen zusätzlichen Aufwand und auch Stress bedeutet". Er verstehe den Ärger von Ärztinnen und Ärzten. Arbeitsabläufe müssten umgestellt werden, zudem sei zusätzliche Überzeugungsarbeit zu leisten. "Das weiß ich und das bedauere ich auch." Wichtig sei: "Es ist genug Impfstoff für alle anstehenden Impfungen da. Und beide Impfstoffe wirken."

Warum entscheiden sich so viele in Deutschland für Biontech?

Das dürfte daran liegen, dass der Impfstoff hier entwickelt wurde und durch die vielen Berichte über die Erfolgsstory der Biontech-Gründer Özlem Türeci und Uğur Şahin ein besonders gutes Image hat. Das Mainzer Ehepaar wurde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für die Entwicklung des Impfstoffs mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Außerdem setzt auch die deutsche Corona-Impfkampagne vor allem auf Biontech. Bis zum Jahresende stehen Spahn zufolge insgesamt 24 Millionen Biontech-Dosen zur Verfügung. "Wenn wir also davon ausgehen, dass wir 25 bis 30 Millionen Auffrischungsimpfungen bis zum Jahresende machen wollen, dann wird ein großer Teil dieser Impfungen – wenn gewünscht – auch mit Biontech stattfinden können."

Das Unternehmen Biontech prüft derweil, ob es mehr Corona-Impfstoff liefern kann als bisher vereinbart. "Wir prüfen aktuell, ob und wenn ja, wie viele Dosen wir kurzfristig und zusätzlich zu den vertraglich vereinbarten liefern könnten", sagte Biontech-Sprecherin Jasmina Alatovic der Deutschen Presse-Agentur heute.

Von Moderna sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums aktuell 16 Millionen Booster-Impfstoffdosen in den Lagern verfügbar. Bis zum Jahresende seien es bis zu 26 Millionen Dosen.

Zweifel an dem Moderna-Vakzin löste auch die vor Kurzem verkündete Einschränkung der Ständigen Impfkommission (Stiko) aus, die das Moderna-Vakzin nur noch für über 30-Jährige empfiehlt.

Ist die Angst vor Moderna berechtigt?

Eindeutig nein. Nach derzeitigem Kenntnisstand bieten beide mRNA-Impfstoffe eine gleichwertig hohe Wirksamkeit von etwa 90 Prozent gegen einen schweren Covid-19-Verlauf. Beim Schutz vor einer symptomatischen Infektion mit der Delta-Variante liegt Moderna laut einer US-Studie sogar vorn. Demnach schützt Modernas Spikevax zu rund 76 Prozent vor einer Infektion, wenn die Delta-Variante des Virus vorherrscht. Comirnaty von Biontech kam hingegen auf 42 Prozent. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Unterschiede noch bestätigt werden müssten.

Dies tut nun eine Untersuchung aus Katar: Der Schutz vor Infektion wie Hospitalisierung ist bei der Delta-Variante bei Moderna höher als bei Biontech, so ihr Ergebnis. Betrachtet man die Dauer des Schutzes, deuten erste Daten darauf hin, dass Moderna auch hier die Nase vorn haben könnte. Vermutlich liegt das an der höheren mRNA-Dosis in Moderna. Im Impfstoff stecken 100 Mikrogramm (beim Booster 50 Mikrogramm) statt nur 30 wie bei Biontech.

Der Impfstoff von Moderna ist also sehr wirksam und sicher und damit prinzipiell für Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen geeignet. Es gibt allerdings eine Einschränkung: Menschen unter 30 Jahren wird von einer Impfung mit Moderna abgeraten. Die Stiko empfiehlt das Vakzin nur noch für über 30-Jährige, weil aktuelle Daten zeigen, dass Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen (Myokarditis und Perikarditis) bei jungen Menschen unter 30 nach der Impfung mit Moderna häufiger beobachtet wurden als beim Impfstoff von Biontech/Pfizer.

Wichtig: Nach den bisher vorliegenden Sicherheitsberichten ist der akute Verlauf von impfstoffbedingten Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen überwiegend mild.

Das bedeutet außerdem: Über 30-Jährige müssen sich nicht vor diesen Nebenwirkungen sorgen. Für sie besteht nach der Moderna-Impfung kein erhöhtes Risiko für eine Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung. Das zeigen die internationalen Zahlen ganz eindeutig.

Es werden zwar auch bei Älteren seltene Fälle von Myokarditis und Perikarditis gemeldet, aber bei Geimpften eben nicht mehr als sonst üblich. Das heißt, die Impfung ist mit ziemlicher Sicherheit nicht der Auslöser.

Welcher Impfstoff eignet sich nun für den Booster?

Für die Auffrischungsimpfung empfiehlt die Ständige Impfkommission generell einen mRNA-Impfstoff, auch wenn man vorher einen anderen erhalten hat. Wenn möglich, soll es beim Boostern derselbe mRNA-Wirkstoff sein wie bei der Grundimmunisierung, schreibt das Robert Koch-Institut.

Wenn dieser nicht verfügbar sei, könne auch der jeweils andere eingesetzt werden. Lediglich für Personen unter 30 Jahren empfiehlt die Stiko ausschließlich den Biontech-Impfstoff, weil in dieser Altersgruppe beim Moderna-Vakzin das Risiko für bestimmte Herzentzündungen leicht erhöht ist. Die Experten haben also grundsätzlich keine Bedenken hinsichtlich eines möglichen Wechsels.

"Ich halte das für völlig unproblematisch", sagt auch der Infektiologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité. Die Impfstoffe von Biontech und Moderna seien gleichermaßen für die Erstimpfung und das Boostern geeignet. Eine Kreuzimpfung mit beiden Stoffen sei ebenfalls sicher und gut verträglich.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Paul-Ehrlich-Institut (PEI)
  • Eigene Recherche
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website