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Histaminintoleranz: Typische Symptome und Ursachen


Beschwerden nach dem Essen
Welche Symptome bei Histaminintoleranz auftreten und was sie auslöst

Von Geraldine Nagel

Aktualisiert am 31.05.2023Lesedauer: 5 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Lebensmittel wie Rotwein, Salami und lang gereifter Käse enthalten viel Histamin.Vergrößern des Bildes
Lebensmittel wie Rotwein, Salami und lang gereifter Käse enthalten viel Histamin. (Quelle: fcafotodigital/Getty Images)

Wer Histamin nicht verträgt, hat nach dem Essen oft mit Magen-Darm-Problemen oder anderen Beschwerden zu kämpfen. Welche Symptome können auftreten?

Histamin steckt in vielen Lebensmitteln und wird mit der Nahrung aufgenommen. Auch der Körper selbst produziert Histamin. Löst der Verzehr histaminhaltiger Lebensmittel gesundheitliche Beschwerden aus, sprechen Fachleute von einer Histaminintoleranz oder Histaminose – also einer Histaminunverträglichkeit.

In Deutschland ist schätzungsweise etwa ein Prozent der Bevölkerung (überwiegend Frauen) von dieser Form der Nahrungsmittelunverträglichkeit betroffen. Den meisten Menschen bereitet der Verzehr von Lebensmitteln mit Histamin jedoch keine Probleme.

Histaminintoleranz: Diese Symptome können sich zeigen

Liegt eine Histaminintoleranz vor, kann sich das durch unterschiedliche Symptome im ganzen Körper bemerkbar machen – denn Rezeptoren für Histamin gibt es fast im gesamten Organismus, selbst im Gehirn.

Häufig macht sich die Histaminintoleranz bei den Betroffenen beispielsweise durch Magen-Darm-Beschwerden oder allergieähnliche Symptome bemerkbar. Aber auch andere Anzeichen können auftreten.

Zu den möglichen Symptomen einer Histaminintoleranz zählen:

  • Hautreaktionen wie sogenannte Flushs (anfallsweise Gesichtsrötung), Juckreiz oder (Nessel-)Ausschlag
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen, Blähbauch, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Völlegefühl
  • laufende oder verstopfte Nase, Niesreiz
  • Atemnot oder Husten
  • raue oder belegte Stimme
  • Kopfschmerzen oder Migräne
  • Benommenheit
  • Schwindel
  • Schwellungen durch Wasseransammlung (Ödeme), etwa geschwollene Augen
  • Herzrasen
  • erhöhter Puls
  • niedriger Blutdruck

Oft treten die Symptome bereits kurze Zeit nach dem Verzehr histaminhaltiger Lebensmittel auf: meist nach 15 bis 60 Minuten, mindestens jedoch innerhalb von vier Stunden nach dem Essen. In der Regel lassen die Beschwerden innerhalb von 30 Minuten bis sechs Stunden von allein wieder nach.

Die Histaminintoleranz ist keine Allergie

Zwar ähneln manche der Symptome der Histaminintoleranz einer allergischen Reaktion, eine Allergie im eigentlichen Sinne ist sie jedoch nicht. Das Immunsystem ist an ihrer Entstehung nicht beteiligt. Entsprechend finden sich beispielsweise keine spezifischen IgE-Antikörper im Blut, wie sie bei einer Allergie typisch wären.

Dennoch haben die Histaminintoleranz und Allergien etwas gemeinsam: In beiden Fällen führt Histamin die Symptome herbei.

Bei einer Allergie (wie etwa Heuschnupfen) ruft der Kontakt mit dem Allergen (zum Beispiel Gräserpollen) eine allergische Reaktion hervor und bewirkt, dass schlagartig körpereigenes Histamin aus den sogenannten Mastzellen freigesetzt wird. Das Histamin führt dann zu den typischen Allergiebeschwerden wie etwa einer laufenden Nase.

Die Histaminintoleranz ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, bei der der Verzehr histaminreicher Nahrungsmittel nur scheinbar allergische (pseudoallergische) Beschwerden hervorruft. Zu einer allergischen Reaktion kommt es dabei jedoch nicht.

Mögliche Ursachen der Histaminintoleranz

Im Körper gibt es zwei Enzyme, die Histamin verstoffwechseln können: die DAO (Diaminoxidase) und die HNMT (Histamin-N-Methyltransferase). Für die Histaminintoleranz ist vor allem die DAO von Bedeutung, denn sie ist vor allem im Dünndarm aktiv. Die Zellen der Darmschleimhaut sondern das Enzym ins Darminnere ab.

Gelangt Histamin mit der Nahrung in den Körper, baut die DAO es also normalerweise im Darm ab. Bei manchen Menschen funktioniert das jedoch nicht richtig, sodass sich vermehrt Histamin im Körper ansammeln und Symptome hervorrufen kann.

Gut zu wissen

Histamin ist nicht nur ein Stoff, der über die Nahrung aufgenommen wird, sondern auch ein Gewebehormon, das der Körper selbst produziert. Übermäßig vorhandenes Histamin in Zellen kann der Organismus mithilfe der HNMT abbauen.

Fachleute haben verschiedene Theorien dazu, wie die DAO mit einer Histaminintoleranz zusammenhängt. Sie gehen davon aus, dass der Körper entweder über zu wenig DAO verfügt, also ein DAO-Mangel besteht, oder das Enzym in einer Weise verändert oder blockiert ist, dass es seine Aufgaben nicht richtig erfüllen kann.

DAO-Mangel

Liegt zu wenig DAO im Darm vor, baut der Körper Histamin im Nahrungsbrei nur zum Teil ab. Das noch vorhandene Histamin kann bei manchen Menschen Symptome hervorrufen.

Gestörte DAO-Funktion

Möglicherweise produziert der Körper auch genug DAO, es liegen jedoch Umstände vor, die die Aktivität des Enzyms verändern.

So können beispielsweise Erkrankungen wie Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, aber auch Magen-Darm-Infekte, das Reizdarmsyndrom oder Nahrungsmittelallergien dazu führen, dass das Enzym in seiner Funktion gestört ist. Häufig scheint das der Fall zu sein, wenn sich im Rahmen von Erkrankungen die Schleimhaut der Darmwand verändert und durchlässiger wird.

Auch Einflüsse, die die Wirkung der DAO hemmen, können zu den Symptomen einer Histaminintoleranz beitragen. Dazu zählen zum Beispiel verschiedene Medikamente sowie Abbauprodukte von Alkohol.

Konkurrenz um DAO durch histaminverwandte Stoffe

Histamin zählt zusammen mit anderen Stoffen zu den sogenannten biogenen Aminen. Diese werden wie Histamin ebenfalls von der DAO abgebaut. Werden vermehrt andere biogene Amine mit der Nahrung aufgenommen, bestehen daher weniger Abbaukapazitäten für Histamin, da diese um das Enzym konkurrieren.

Mehr wissen

Zur Gruppe der biogenen Amine zählen unter anderem Histamin, Putrescin, Serotonin, Tyramin, Spermin, Spermidin und Cadaverin.

Lebensmittel und andere Faktoren bei Histaminintoleranz

In vielen Lebensmitteln ist natürlicherweise Histamin enthalten – in manchen mehr, in manchen weniger. Als histaminreich gelten beispielsweise Rotwein(-essig), lang gereifter Käse sowie Salami und andere Wurstwaren. Aber auch Nüsse, Auberginen, Ketchup, Sauerkraut und Sojasoße haben meist einen höheren Histamingehalt.

Wie viel Histamin in Lebensmitteln vorkommt, lässt sich nicht sicher vorhersagen. Denn der Gehalt kann sich verändern, wenn diese reifen, länger lagern oder verarbeitet werden.

So unterscheidet sich der Histamingehalt bei Emmentaler-Käse zum Beispiel danach, ob dieser jünger ist oder schon länger reift. Je nach Reifegrad kann der Gehalt pro Kilo von 0,1 Milligramm bis hin zu 2.000 Milligramm Histamin reichen.

Weil der Histamingehalt in Lebensmitteln nicht immer gleich hoch ist, ist es schwierig zu bestimmen, wie viel Histamin eine Mahlzeit genau enthält.

Histaminfreisetzende Lebensmittel (Histaminliberatoren)

Unter Umständen können auch Lebensmittel, die kein Histamin enthalten, zu den Symptomen einer Histaminintoleranz beitragen. Nämlich dann, wenn sie in der Lage sind, Histamin aus bestimmten Körperzellen (wie den Mastzellen) freizusetzen.

Fachleute bezeichnen solche Lebensmittel als Histaminliberatoren. Sicher belegt ist deren Wirkung allerdings nur in Laborversuchen. Dabei scheint es sich meist um Lebensmittel zu handeln, die ebenfalls bestimmte biogene Amine (wie Spermin, Spermidin oder Cadaverin) enthalten.

Gut zu wissen

Zu den Lebensmitteln, die möglicherweise Histamin aus Mastzellen freisetzen können, zählen unter anderem Schokolade, Milch, Erdbeeren, Kiwis, Ananas, Papayas, Zitrusfrüchte, Tomaten, Spinat und Meeresfrüchte.

Unklar ist bislang allerdings, wie sehr solche Histaminliberatoren bei einer Histaminunverträglichkeit zu den Beschwerden beitragen. Möglicherweise löst bei dafür empfindlichen Personen auch erst der Verzehr histaminhaltiger UND -freisetzender Lebensmittel zusammen die typischen Symptome aus. Manche Forschende halten solch einen additiven Effekt für denkbar.

DAO-hemmende oder histaminfreisetzende Medikamente

Außer Lebensmitteln scheinen überdies auch manche Medikamente den Histamingehalt im Körper ansteigen zu lassen und können bei einer Unverträglichkeit möglicherweise zu den Beschwerden beitragen. Etwa, wenn die enthaltenen Wirkstoffe die Funktion der DAO beeinträchtigen oder Histamin aus Mastzellen freisetzen, also Histaminliberatoren sind.

Zu diesen Substanzen zählen beispielsweise:

  • der Schleimlöser Acetylcystein (ACC)
  • die Schmerzmittel Diclofenac und Metamizol
  • das Antidepressivum Amitriptylin
  • die Antibiotika Cefuroxim, Clavulansäure, Colistin und Metronidazol
  • die Blutdruckmittel Verapamil, Clonidin und Dihydralazin
  • das Antiemetikum Metoclopramid
  • das Muskelrelaxans Succinylcholin
  • die Antihistaminika Cimetidin und Prometazin
  • das Malariamittel Chloroquin
  • das Tuberkulosemittel Isoniazid
  • das Protozoenmittel Pentamidin

Gut zu wissen

Schätzungen zufolge nehmen etwa zwei von zehn Menschen regelmäßig Medikamente ein, deren Wirkstoffe die DAO in ihrer Funktion stören. Diese könnten bei Betroffenen unter Umständen Symptome durch histaminreiche Lebensmittel fördern.

Histaminintoleranz: Meist ist die Unverträglichkeit erworben

In den meisten Fällen stellt sich eine Histaminintoleranz erst im Laufe des Lebens ein – beispielsweise als Folge eines Magen-Darm-Infekts oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, denn diese können den Körper empfindlicher für Histamin machen. Nur sehr selten ist die Unverträglichkeit angeboren.

Eine einmal erworbene Histaminintoleranz muss jedoch nicht dauerhaft bestehen bleiben. Häufig besteht die Unverträglichkeit nur eine Zeit lang und bildet sich dann wieder zurück. Das scheint insbesondere der Fall zu sein, wenn die Ursache in einem DAO-Mangel liegt.

Denn bei einem gewissen Anteil an histaminempfindlichen Menschen lösen wahrscheinlich nicht histaminreiche Lebensmittel allein, sondern erst die Kombination mit weiteren Faktoren die Symptome aus. Etwa, wenn Betroffene außerdem

  • Lebensmittel verzehren, die andere biogene Amine enthalten,
  • alkoholische Getränke zu sich nehmen und
  • regelmäßig bestimmte Medikamente einnehmen.
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 20.10.2022)
  • "Histaminintoleranz". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 29.3.2022)
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie: "Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 061/030 (Stand: 31.7.2021)
  • Comas-Basté, O., et al.: "Histamine Intolerance: The Current State of the Art". Biomolecules, Nr. 10, Iss. 8, Art. Nr. 1181 (2020)
  • Jarisch, R.: "Histaminintoleranz – Histamin und Seekrankheit". Thieme, Stuttgart 2013
  • Zopf, Y., et al.: "Differenzialdiagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten" (PDF). Deutsches Ärzteblatt, Jg. 106, Heft 21, S. 359-369 (2009)
  • Maintz, L., et al.: "Die verschiedenen Gesichter der Histaminintoleranz" (PDF). Deutsches Ärzteblatt, Jg. 103, Heft 51-52, S. A3477-A3483 (2006)
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