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Gelber Sack: Darum stockt das Recycling trotz erfolgreicher Beispiele


Recycling-Desaster
Darum hakt es beim Recycling aus dem Gelben Sack

Von dpa, t-online, jb

09.09.2025Lesedauer: 2 Min.
Abholung: Gelbe Säcke werden eingesammelt.Vergrößern des Bildes
Abholung: Gelbe Säcke werden eingesammelt. (Quelle: imago stock&people via www.imago-images.de)
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Flaschen aus 100 Prozent Altplastik sind möglich – doch noch längst nicht Standard. Verbraucherschützer fordern verbindliche Vorgaben, um die Plastikflut einzudämmen.

Recycelte Flaschen aus dem Gelben Sack sind längst Realität – doch die große Wende beim Plastik bleibt aus. Ein Bericht der Deutschen Presse-Agentur zeigt, warum Unternehmen beim Einsatz von Altplastik noch zögern.

Frosch setzt auf Rezyklate-Partner

Der Mainzer Mittelständler Werner & Mertz zeigt, dass es geht. Die Flaschen seiner Reinigermarke Frosch bestehen bereits vollständig aus Kunststoff aus dem Gelben Sack. Seit mehr als zehn Jahren setzt das Unternehmen auf Rezyklat, mittlerweile auch in 15 Warengruppen von Kosmetik bis Pflege. Knapp 100 Millionen Euro investierte der Hersteller in den vergangenen sieben Jahren am Standort Mainz und verdoppelte damit seine Kapazitäten. 2024 erzielte er mit 611 Millionen Euro Umsatz einen Rekordwert.

Mit einer Kooperation mit der Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und der Umweltdienstleister Prezero gehören, will Werner & Mertz den Vertrieb weiter ausbauen. Prezero ist darauf spezialisiert, Kunststoffabfälle in hochwertige Rezyklate zu verwandeln. Frosch-Produkte sind allerdings fünf bis zehn Prozent teurer als Konkurrenzangebote – eine Hürde im Wettbewerb.

Warum andere Unternehmen nicht nachziehen? Recyceln ist aufwendig. Kunststoffabfälle in hochwertige Rezyklate zu verwandeln, kostet mehr, als neuen Kunststoff aus Erdöl herzustellen. "Für die Unternehmen ist es daher nicht attraktiv, große Mengen Rezyklatkunststoff zu verwenden", sagt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Mehrwegsysteme als Lösung

Verbraucherschützer und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisieren, dass das bestehende Verpackungsgesetz zu wenig Druck entfaltet. Zwar schreibe es die Wiederverwertbarkeit von Verpackungen vor, doch fehlten ausreichende Kontrollen und Bußgelder. "Mit Mehrwegsystemen wie bei Getränken könnte auch in anderen Bereichen gearbeitet werden", so BUND-Experte Rolf Buschmann.

Auch die Entsorgungsbranche fordert strengere Vorgaben. "Freiwilliges Engagement allein reicht nicht aus, um die Plastikflut zu stoppen", erklärt Anja Siegesmund, Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft. Weltweit würden jährlich mehr als 400 Millionen Tonnen Plastik produziert, die Recyclingquote liege aber nur bei zehn Prozent. Sie plädiert für klare Regeln – vom recyclinggerechten Design über erweiterte Herstellerverantwortung bis hin zu verbindlichen Mindestquoten für Rezyklateinsatz.

Recyclingquote steigt, Müll bleibt

Laut dem Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie ist der Verpackungsverbrauch zuletzt zurückgegangen, die werkstoffliche Recyclingquote habe sich verbessert. Sorge bereiten jedoch die wachsenden Mengen an schlecht oder gar nicht recycelbaren Verpackungen. Hierzu zählen etwa Verpackungen aus Verbundstoffen – also Verpackungen, die aus mehreren Schichten verschiedener Materialien bestehen. Sie kommen oft bei Müsli- oder Schokoriegeln und Fertigprodukten zum Einsatz. Aber auch schwarzer Kunststoff und stark verschmutztes Plastik können nicht oder nur schwer recycelt werden. Ferner landen rund eine Million Tonnen Kunststoff jedes Jahr im Restmüll – und sind damit für das Recycling verloren.

Auch große Konzerne wie Henkel, Procter & Gamble und Unilever erhöhen Schritt für Schritt den Anteil von Rezyklaten in ihren Verpackungen. Die Schwarz-Gruppe verweist darauf, im vergangenen Jahr fast 89 Prozent ihrer Abfälle wiederverwertet, vergärt oder als Tierfutter genutzt zu haben.

Gut zu wissen

Wer die Recyclingquote erhöhen möchte, sollte auf leicht wiederverwertbare Verpackungen achten. Besonders gut recycelbar sind Produkte, deren Umhüllung aus nur einem Material besteht und nicht aus Verbundstoffen. Auch transparenter Kunststoff lässt sich besonders gut wiederverwerten. Für eine erfolgreiche Wiederverwertung ist zudem die korrekte Entsorgung entscheidend: Verpackungen sollten in der richtigen Mülltonne landen und frei von Essensresten sein. So kann jeder Verbraucher einen Beitrag zum besseren Recycling leisten.

Der Handelsverband registriert zudem ein wachsendes Bewusstsein bei den Kunden: Immer häufiger entscheiden nicht nur Preis und Marke über den Kauf, sondern auch die Produktionsbedingungen und die Umweltauswirkungen der Waren.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • muelltrennung-wirkt.de
  • Nabu.de "Lebensmittelverpackungen im Vergleich"
Transparenzhinweis

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