Regierung bezuschusst Stromnetz Strompreise sinken deutlich – doch Privathaushalte gehen fast leer aus

Ab Januar profitieren Stromkunden dank eines staatlichen Zuschusses von gesenkten Netzentgelten. Doch bei Privathaushalten kommt von der Ersparnis wenig an.
Ab Januar werden die Strompreise für Privathaushalte und Unternehmen deutlich sinken, berichtet die "F.A.Z." Grund ist der staatliche Zuschuss von 6,5 Milliarden Euro, mit dem die Bundesregierung die Gebühren für die Nutzung der großen Übertragungsnetze subventioniert. Die vier Übertragungsnetzbetreiber Amprion, 50Hertz, Tennet und TransnetBW teilten der "F.A.Z." mit, dass sie deswegen ihre Entgelte um fast 60 Prozent senken.
Wie hoch die Entgelte für 2026 sind, müssen die Übertragungsnetzbetreiber bis zum 1. Oktober anmelden. Daraufhin können die Verteilnetzbetreiber, die den Strom an die Endkunden liefern, ihre Preise berechnen. Am 15. Oktober steht dann fest, wie hoch die Gesamtentgelte ausfallen. Sie machen rund ein Drittel des Strompreises aus.
Industrie spart mehr als die Hälfte
Von der Reduzierung werden vor allem große Industriekunden profitieren. Auf der Höchstspannungsebene sinkt das Entgelt von 1,05 auf 0,47 Cent pro Kilowattstunde – ein Rückgang von rund 55 Prozent. Für Regionalverteiler, die in der Umspannebene zwischen Höchst- und Hochspannung agieren, halbieren sich die Kosten von 5,02 auf 2,13 Cent.
Auch Privathaushalte werden entlastet, allerdings deutlich geringer. Laut Berechnungen vom Vergleichsportal Verivox sinken die Netzentgelte bei einem Drei-Personen-Haushalt (4.000 kWh/Jahr) im Schnitt von 427 auf 376 Euro (netto). Somit reduzieren sich die Stromkosten von 1.385 auf 1.324 Euro brutto. Der Haushalt spart demnach 61 Euro (4,4 Prozent). Laut Verivox kommt höchstens ein Drittel des staatlichen Zuschusses tatsächlich bei den Haushalten an. Zudem unterscheiden sich die Entlastungen regional stark.
- Netzentgelte: Was ist das und wie entstehen sie?
Regierung und Opposition uneins
Die Bundesregierung bewertet den Zuschuss als Erfolg. "Der von Katherina Reiche (CDU) umgesetzte Zuschuss zu den Übertragungsnetzkosten wirkt", erklärte das Wirtschaftsministerium. Für Haushalte werde mit einer Entlastung von durchschnittlich zwei Cent je Kilowattstunde gerechnet – das wären rund 100 Euro für eine vierköpfige Familie.
Die Opposition sieht das anders. Michael Kellner, energiepolitischer Sprecher der Grünen, kritisierte, die Entlastung sei weder gleichmäßig noch vollständig garantiert. Gerechter wäre ein Zuschuss über die Umlagen oder eine dauerhafte Senkung der Stromsteuer.
Industrieverbände begrüßen die Maßnahme
Auch die Wirtschaft reagierte. Achim Dercks, Vizechef der Deutschen Industrie- und Handelskammer, sprach von einer "beträchtlichen Entlastung" für große Kunden. Zugleich verwies er auf steigende Kosten durch den Ausbau der Verteilnetze. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßte den Schritt ebenfalls, mahnte aber, dass die Entlastungen regional sehr unterschiedlich ausfallen.
Mit dem Zuschuss erfüllt die schwarz-rote Koalition ein zentrales Versprechen aus ihrem Vertrag: die Senkung der Energiekosten für Wirtschaft und Verbraucher. Die ebenfalls angekündigte Reduzierung der Stromsteuer kann die Bundesregierung wegen fehlender Mittel jedoch nicht umsetzen.