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Heizungsgesetz: Wirtschaftsministerin Reiche fehlt auf Konferenz


"Habeck war wenigstens da"
Reiche wird von Heizungsbauern ausgebuht


Aktualisiert am 18.10.2025Lesedauer: 5 Min.
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Katherina Reiche im Bundestag: Die Ministerin für Wirtschaft und Energie hat der Heizungsbranche den Rücken gekehrt. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur/imago-images-bilder)
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Das jährliche Branchentreffen der Heizungsindustrie wurde von einem Thema dominiert: der Abwesenheit der Wirtschaftsministerin. Dabei bräuchte man dringend Zuspruch aus der Politik.

Es ist eines der wichtigsten Projekte der Bundesregierung: die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Groß im Wahlkampf angekündigt, hatte die Union im Koalitionsvertrag festschreiben lassen, dass das "Heizungsgesetz" der Vorgängerregierung "abgeschafft" werde. Bis heute ist unklar, was genau damit gemeint war. Nach Regierungsangaben soll in den nächsten Monaten endlich etwas Konkretes auf den Tisch kommen.

Beim jährlichen Branchentreffen der Heizungsindustrie hatte man sich daher auch erhofft, ein paar Signale über die genaue Ausgestaltung der Reform aus dem Mund der zuständigen Ministerin Katherina Reiche zu bekommen. Dass es vermutlich vage bleiben würde, war allen Beteiligten klar. Doch zumindest gäbe es bei dem Treffen eine Gelegenheit, der Ministerin ein paar Worte auf den Weg zu geben. Daraus wurde bei besagtem Branchentreffen am Mittwoch aber nichts.

"Habeck war wenigstens jedes Jahr da"

Denn Katherina Reiche hat einige Tage vorher wieder abgesagt – aus Termingründen, so hieß es. Allerdings fragte man sich dann recht schnell auf der Konferenz, wie das sein könne, schließlich hatte Reiche den Heizungsunternehmen schon vor Monaten zugesagt. Was könnte denn so wichtig sein?

Eine Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Aber schnell entwickelte sich Reiches Abwesenheit zum dominierenden Thema der Veranstaltung. "Die Abwesenheit der Ministerin ist eine Botschaft, die hier verfängt", fasst es Frederic Leers, Sprecher des Bundesverbands der Heizungsindustrie, auf der Bühne während eines Panels zusammen.

Die Botschaft, die Katherina Reiche hier sendet – ob beabsichtigt oder nicht – ist: Das Treffen der Heizungsbauer, auf deren Rücken man vor wenigen Monaten noch Wahlkampf gemacht hat, scheint ihr nicht wichtig zu sein. Einer, der die Veranstaltung mitorganisiert hat, sagt am Rande der Veranstaltung zu t-online: "Ich will nicht sagen, dass ich mir Habeck zurückwünsche. Aber er war zumindest jedes Jahr hier."

Stattdessen müssen andere für Reiche sprechen, etwa ihr parlamentarischer Staatssekretär, Stefan Rouenhoff. Als er aber am Nachmittag das Wort ergreift, hat sich die Stimmung im Saal schon längst hochgeschaukelt. "Ich möchte Sie herzlich auch im Namen von Katherina Reiche grüßen, sie wäre wirklich gerne hier gewesen", fängt er seinen Vortrag an. Weiter kommt er erst mal nicht, denn im Saal wird erst ungläubig gelacht, dann werden Buhrufe laut.

"Ich bitte Sie inständig, noch etwas Geduld zu haben", sagt Rouenhoff dann, sichtlich überrascht über die Reaktionen. Auch darauf folgt unruhiges Raunen. Aus dem Publikum ruft einer: "Wie lange sollen wir uns diese Geduld noch leisten können?"

Heizungsbranche kommt nicht aus dem Keller

Seit fast zwei Jahren hat die Heizungsbranche von Quartal zu Quartal nur noch Hiobsbotschaften zu verkünden. Seitdem durch die Ampelregierung erstmals mit dem sogenannten "Heizungsgesetz" (eigentlich: Gebäudeenergiegesetz, GEG) die Frage nach dem Heizen der Zukunft aufgeworfen wurde, ist der Markt um 30 Prozent eingebrochen. Diese Zahlen legte der Heizungsverband BDH am Morgen der Veranstaltung vor.

Um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen, müssten rein rechnerisch aber jährlich eine Million Heizungen gegen klimafreundliche Systeme ausgetauscht werden. Stattdessen rechnet der BDH nur mit etwas mehr als 600.000 verkauften Anlagen für 2025 – das sei der schlechteste Wert seit rund 15 Jahren.

Die meisten der Anlagen sind aktuell Wärmepumpen. Zum ersten Mal wurden im ersten Halbjahr 2025 mehr Wärmepumpen als Gasheizungen verkauft. Auch deshalb ist die Heizungsbranche so unruhig: Durch eine neue Reform des GEG und folglich eine neue Debatte droht die aktuell einzig verbliebene Wachstumssparte der Branche auch noch einzubrechen. Es geht die Angst um, dass die neue Bundesregierung das Gesetz verschlimmbessert, Förderungen streicht und dann wieder Unsicherheit unter den Verbrauchern einsetzt.

"Nicht auf die Kommunen warten"

Frank Hehl, Hauptgeschäftsführer des Handwerkerverbands ZVSHK in Nordrhein-Westfalen, wird bei einem Panel der Veranstaltung auch deutlich: "Es war ein Fehler, von der Abschaffung des Heizungsgesetzes zu sprechen". Aus seiner Sicht – und aus Sicht vieler Anwesender – müsse nicht so viel am GEG verändert werden. Die Erwartungen, die die Politik mit dem Koalitionsvertrag geweckt habe, seien falsch.

Stattdessen solle es ein Reförmchen geben, zusammen mit einer klaren und geeinten Kommunikation. Vor allem solle die Koppelung des Heizungsgesetzes an die kommunale Wärmeplanung aufgehoben werden, betonen mehrere Teilnehmer auf der Bühne. Hehl sagt: "Durch die Verzahnung ist der Eindruck entstanden, Verbraucher könnten bis 2028 auf ihre Kommunen warten und dann kommt vielleicht Fernwärme zu ihrem Haus. Das ist aber in 80 Prozent der Fälle nicht so."

Der Verbraucher müsse verstehen, dass er sich selbst um seine klimafreundliche Heizung kümmern muss. Es sei Aufgabe der Politik, genau diese Botschaft zu vermitteln. "Diese Bundesregierung muss jetzt auch mal das Wort Klimaschutz in den Mund nehmen", formuliert Gasag-Vorstand Matthias Trunk.

500.000 Arbeitsplätze hängen an der Heizungsbranche

Längst geht es aber nicht mehr nur um Klimaschutz, sondern um Arbeitsplätze. In der Heizungsbranche sind 500.000 Menschen beschäftigt, viele davon in kleinen und mittelständischen Betrieben. Aufgrund von Auftragsmangel herrscht dort oft schon seit Monaten Kurzarbeit.

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Auch deshalb wird der Besuch der Ministerin so vermisst: Die Frau, die immer wieder betont, dass es endlich wieder Wirtschaftswachstum geben müsse, ist nicht da, um die gebeutelte Branche zu besänftigen und die Sorge um mögliche Jobverluste aufzufangen. Und um glaubhaft zu vermitteln, was ihr Staatssekretär sagt: "Wir sind daran interessiert, die Branche und die Wertschöpfung zu erhalten." Aus seinem Mund hören sich die Worte für viele im Saal hohl an.

"Industrie, Großhandel und Fachhandwerk sind zentrale Partner und Umsetzer der Wärmewende. Wir stehen bereit, jährlich über eine Million Heizsysteme zu modernisieren – wenn Politik und Förderung endlich stabile Rahmenbedingungen schaffen", sagt ZVSHK-Präsident Michael Hilpert bei der Übergabe eines Forderungskatalogs der Branche an Rouenhoff.

Man fordert stabile Rahmenbedingungen, stabile Förderprogramme und stabile Energiepreise. Und man wünscht sich, diesmal in den Gesetzgebungsprozess eingebunden zu sein. Beim bisherigen Konsultationsprozess zur Reform sind dem Vernehmen nach noch nicht alle ins Boot geholt worden.

Am späten Nachmittag dreht sich die Stimmung dann doch noch ins Positive, denn es treten parlamentarische Sprecher aus SPD, Union und den Grünen auf die Bühne. Sie zeigen, dass es zwar noch Punkte gibt, die innerhalb der Koalition ungeklärt sind. Aber auch, dass sie verstanden haben, worum es geht. Und sie geben auch ein paar wenige Details preis:

Es soll bis Ende des Jahres Eckpunkte für eine Reform des Gebäudeenergiegesetzes geben. Im Laufe des nächsten Jahres, bis spätestens Mai 2026, soll dies dann zusammen mit der EU-Gebäuderichtlinie umgesetzt werden. Die Förderung werde bleiben, möglicherweise mit Anpassungen. Und: Man wolle einen neuen, öffentlichen Krach um das Heizungsgesetz verhindern. Man kann es ihnen – und der Heizungsbranche – nur wünschen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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