Heizungsgesetz Dieser Irrglaube kostet Hausbesitzer Zeit und Geld

Viele Verbraucher warten mit dem Heizungstausch, bis ihre Kommune ihren Wärmeplan vorgelegt hat. Das Abwarten ist aber in vielen Fällen gar nicht sinnvoll.
Es klingt zunächst ganz logisch: Wer in den kommenden Jahren eine neue Heizung installieren möchte, sollte erst mal abwarten, bis klar ist, welche Möglichkeiten es für ihn geben wird. Das Endergebnis gibt es aber erst, wenn die kommunale Wärmeplanung des Ortes, in dem man lebt, vorliegt. In Deutschland haben Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern dafür noch bis Mitte 2026 Zeit, in Ortschaften mit weniger Einwohnern muss man bis Mitte 2028 warten.
Doch auf den zweiten Blick ist das Abwarten für die allermeisten Menschen in Deutschland nicht immer sinnvoll. Im Gegenteil: Wer zu lange wartet, verliert Zeit und Geld.
Wärmeplan der Kommune ist nicht rechtsverbindlich
Viele Immobilienbesitzer könnten den Eindruck gewonnen haben, dass das, was ihre Stadt in der kommunalen Wärmeplanung angibt, auch wirklich kommen wird. Dem ist aber nicht so, denn wie das Bauministerium auf seiner Webseite erklärt, ist der Wärmeplan nicht rechtsverbindlich. "Ein Anspruch auf eine bestimmte Versorgung besteht nach dem Wärmeplanungsgesetz nicht", so das Ministerium.
Der Wärmeplan ist vielmehr ein Strategiepapier, aus dem aber nicht hervorgeht, ob das eigene Haus oder die eigene Wohnung tatsächlich am Ende an ein Wärmenetz angeschlossen wird. Die Kommunen weisen darin Gebiete aus, die für den Ausbau von Wärmenetzen geeignet sind oder wo das bestehende Gasnetz auf grüne Gase umgestellt werden kann. In manchen Fällen gibt es schon Fernwärmenetze, die perspektivisch ausgebaut werden.
Der Neubau eines Wärmenetzes ist für Kommunen sehr teuer. Zwar können sie Fördergelder vom Bund erhalten, trotzdem müssen die Städte aber vieles selbst stemmen. Ob eine Kommune also ein Wärmenetz wirklich (aus)baut, entscheidet sich daher vielfach bei der Haushaltsplanung.
Auf dem Land ist die Fernwärme unwahrscheinlich
Deshalb sollten Immobilienbesitzer sich schon vor Abschluss der Wärmeplanung darüber informieren, wie wahrscheinlich der Ausbau eines Wärmenetzes ist. Folgende Fragen können dabei helfen:
- Wohne ich in einer ländlichen Region? Wenn ja, ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein Wärmenetz kommt.
- Gibt es in der Nähe eine geeignete Wärmequelle? Plant die Stadt zum Beispiel eine Großwärmepumpe oder ein anderes Kraftwerk, gibt es Industriestandorte oder Rechenzentren, die Wärme abgeben können?
- Gibt es in der Region ein bestehendes Wärmenetz, das erweitert werden könnte?
Der Fernwärmeverband AGFW schätzt, dass 50 Prozent der Haushalte in Städten theoretisch bis 2045 ein Wärmenetz bekommen könnten. Allerdings räumt der Verband auch ein, dass es dafür deutlich höhere Investitionen und Förderungen bräuchte, als es bisher der Fall ist. Eine weitere Hürde ist, dass die heute schon bestehenden Netze mehrheitlich nicht mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Für Städte mit Fernwärmenetzen bedeutet das, dass sie sich vorrangig darum kümmern müssen, diese Netze zu "vergrünen", was ebenfalls Geld und Zeit kostet.
Warten auf grüne Gase ist auch ein Risiko
Auch bei der Frage nach einer Umstellung auf grüne Gase sollten Verbraucher vorsichtig sein. Es ist aus heutiger Sicht noch sehr schwer vorhersehbar, ob und welche grünen Gase sich wirklich durchsetzen werden. Biomethan und Biogas stehen jetzt schon zur Verfügung, können aber mit Erdgas nicht konkurrieren und werden deshalb noch wenig genutzt. Eine höhere Beimischung dieser grünen Gase in Zukunft ist möglich, aber ein flächendeckender Ersatz von Erdgas mit Biogasen ist Experten zufolge nicht zu erwarten. Außerdem wäre der Bau neuer Leitungen von regionalen Biogasanlagen zu Haushalten mit weiteren Kosten verbunden, die nicht jede Kommune bezahlen kann. Aus diesem Grund bereiten auch viele Stadtwerke schon heute die Stilllegung ihrer Gasnetze vor.
- Grüne Gase: Das kostet das Heizen mit Wasserstoff wirklich
Abwarten hat seinen Preis: Gas und Öl werden teurer werden
In den allermeisten Fällen lohnt es sich also nicht, auf die Wärmeplanung zu warten. Denn auch wenn darin stehen wird, dass die Kommune ein Wärmenetz ins Auge fassen oder das Gasnetz auf Biomethan umrüsten will, ist das keine Garantie. Und in der Zeit, in der Sie auf die Fernwärme und Biogase warten, steigen die Kosten für fossile Energieträger wie Öl und Gas immer weiter an. Schon heute ist der Betrieb einer Wärmepumpe gegenüber einer Gasheizung günstiger, wie der Heizspiegel 2025 zeigt. Durch steigende CO2-Preise wird sich die Wirtschaftlichkeit von Öl und Gas nur verschlechtern.
Was ebenfalls gegen das Warten spricht: Aktuell können Verbraucher von einer hohen Förderung profitieren. Bis zu 21.000 Euro (oder 70 Prozent der Kosten) gibt der Staat als Zuschuss frei. Es ist aber unwahrscheinlich, dass diese hohe Förderung lange bestehen bleibt; früher oder später dürfte sie langsam sinken oder gar enden.
Eigentümer sollten also nur dann mit dem Heizungstausch warten, wenn sie ganz sicher sind, dass die Fernwärme zu ihnen kommen wird oder schon als Möglichkeit zur Verfügung steht. In allen anderen Fällen ist es besser, sich jetzt schon über die dezentralen Möglichkeiten zu informieren und gegebenenfalls den Wechsel zu vollziehen.
- bmwsb.bund.de: "Kommunale Wärmeplanung (KWP) – Häufig gestellte Fragen"
- verbraucherzentrale.bayern: "Kommunale Wärmeplanung: Wärmenetze oder dezentrale Erzeugung?"
- agfw.de: "Überblick, Fakten und Antworten zu Fernwärme"


