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EU-Gas-Versorgung unter Druck: Sorge vor LNG-Abhängigkeit


Energiekrise in Europa
Lieferstopp für Gas? USA und Katar warnen

Von t-online, wal

Aktualisiert am 29.10.2025Lesedauer: 3 Min.
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Ein LNG-Tanker liefert den Brennstoff (Archivbild): Die EU zeigt sich durch neue LNG-Abhängigkeiten erpressbar. (Quelle: Uncredited/AP/dpa/dpa-bilder)
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Die USA und Katar drohen der EU mit einem Lieferstopp von LNG, wenn sie ihre Nachhaltigkeitsvorschriften nicht anpasst. Das zeigt, wie schnell eine neue Energiekrise eintreten könnte.

In der vergangenen Woche hat die EU über das Lieferkettengesetz diskutiert, das Unternehmen verpflichtet, bestimmte Nachhaltigkeitsstandards zu erfüllen, wenn sie in Europa tätig sein wollen. Die EU-Staats- und Regierungschefs haben beschlossen, das Gesetz abzuschwächen. Begründet wurde das damit, dass die EU durch die Vorschriften an Wettbewerbsfähigkeit verliere.

Was die Entscheidung zusätzlich beeinflusst haben könnte: Kurz vorher haben die USA und Katar einen gemeinsamen Brief an die EU geschickt, in dem sie mit einem Stopp von LNG-Lieferungen drohten, sollten die Nachhaltigkeitsstandards nicht reduziert werden. Diese würden "ein erhebliches Risiko für die Bezahlbarkeit und Zuverlässigkeit der kritischen Energieversorgung von Haushalten und Unternehmen in ganz Europa" darstellen, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters aus dem Brief.

LNG macht Großteil der Gasversorgung in der EU aus

Nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat die EU ihre Energieversorgung umgestellt. Seitdem spielt LNG (Liquified Natural Gas, Flüssigerdgas) eine zentrale Rolle. 45 Prozent der LNG-Einfuhren kommen mittlerweile aus den USA, das ist eine Verdopplung der Importe im Vergleich zu 2021. Weitere zehn Prozent kommen aus Katar, zusammen sind diese beiden Länder also für über die Hälfte des LNG-Imports der EU verantwortlich.

Auch Deutschland ist in großem Maße von LNG abhängig. Zwar kommt noch immer die größte Menge an verbrauchtem Gas in Deutschland aus der Pipeline – doch das kommt wiederum vielfach von LNG-Häfen in Belgien und den Niederlanden. Länder wie Norwegen, Katar oder die USA liefern das LNG also per Schiff an einen dieser Häfen, wo es regasifiziert und über das normale Gasnetz nach Deutschland gebracht wird. Danach wird es in Haushalten zum Heizen, für die Stromversorgung oder in der Industrie genutzt.

Die LNG-Preise werden auch nicht gesondert gebildet, sondern sind Teil des Erdgaspreises. Wenn es also zu einem Lieferengpass bei LNG kommen sollte, dann würde sich das direkt auf die Gaspreise der EU auswirken. Eine Gaskrise kann dadurch kurzfristig wieder eintreten. Die Abhängigkeit von Russland, in der sich die EU vor dem Ukraine-Krieg befand, ist durch eine Abhängigkeit von den USA ersetzt worden.

LNG sollte nur übergangsweise genutzt werden

Das bringt geopolitische Risiken mit sich, wie die aktuelle Debatte um EU-Nachhaltigkeitsvorschriften zeigt. Die Trump-Administration hat auch schon davor mit Zöllen gezeigt, dass sie bereit ist, im internationalen Handel aggressiv aufzutreten.

"Kleine Erinnerung aus den USA und Katar: Für Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zahlen wir einen hohen Preis", schreibt Energieexperte Tim Meyer zu den aktuellen Entwicklungen auf LinkedIn. Die Energiewende müsse deshalb auch als "Unabhängigkeitsbewegung" verstanden werden.

Für private Haushalte ist das auf jeden Fall relevant. Die Hälfte aller deutschen Haushalte heizt zum Beispiel noch mit Gas und ist damit von volatilen LNG-Preisen betroffen. Für die Industrie und Unternehmen ist es nicht ganz so einfach, auf erneuerbare Energien umzustellen.

Die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) mahnte deshalb auch schon im Frühjahr 2025, dass die EU ihre Gasversorgung diversifizieren müsse, um neue Abhängigkeiten zu vermeiden. Und: Die EU müsse zügig neue grüne Energiemärkte, etwa den mit Wasserstoff, aufbauen.

Dazu könnte man bestehende LNG-Partnerschaften langfristig umstellen, aber auch neue Partnerschaften eingehen – am besten so viele, dass sich keine neue Abhängigkeit einstellt. Die LNG-Infrastruktur solle als Zwischenschritt betrachtet werden, bis Wasserstofftechnologien etabliert werden, so die Empfehlung.

Verwendete Quellen

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