Energiewende im Gange Mega-Batteriespeicher ersetzt Atomkraftwerk

Am Wochenende wurden die Kühltürme des alten AKW in Gundremmingen gesprengt. RWE baut dort jetzt einen Batteriespeicher.
Für den Energieriesen RWE ist es eine besonders aufregende Woche: Am Wochenende wurden erst die Kühltürme des einstigen Atomkraftwerks Gundremmingen gesprengt, damit endet erneut ein Teil der deutschen Energiegeschichte. Das Kraftwerk ist seit 2022 endgültig abgeschaltet, die Rückbauarbeiten kommen seitdem voran.
Gleichzeitig präsentiert RWE die Energiezukunft des Konzerns: Am Standort findet am Mittwoch der symbolische Spatenstich für einen der größten Batteriespeicher des Landes statt. Ebenfalls in Planung sind dort ein Solarpark und ein Gaskraftwerk, das ebenfalls von RWE betrieben werden soll. Zum Spatenstich wird auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erwartet.
Batteriespeicher können die Stromspitzen abflachen
Der Batteriespeicher soll eine Kapazität von 700 Megawattstunden besitzen. Der bisher größte deutsche Speicher hat eine Kapazität von 238 MWh. Er steht im schleswig-holsteinischen Bollingstedt und wird von der Firma EcoStor betrieben. Die Firma will kommende Woche mit dem Bau einer weiteren Anlage mit einer Kapazität von 716 MWh beginnen. Sie soll in Sachsen-Anhalt entstehen.
Batteriespeicher gelten als zentraler Baustein der Energiewende. Nach Angaben des Energieverbands BDEW kann ein Speicher mit einer Kapazität von 275 MWh eine Million Haushalte für acht Stunden mit Strom versorgen – theoretisch zumindest. Die Speicher sollen in Zeiten mit niedrigen Börsenstrompreisen aufgeladen und in den Abend- und Nachtstunden entladen werden.
So werden die Spitzen im Stromsystem abgeflacht: Wenn tagsüber vor allem durch die Sonne viel Strom erzeugt wird, kann mehr Energie zwischengespeichert werden, die dann später genutzt werden kann. Aktuell geht dieser günstig erzeugte Strom oft "verloren". Abends und morgens steigen die Preise an der Strombörse daher stärker an.
Stromspeicher verdrängen in den USA die Gaskraftwerke
Das Beispiel Kalifornien zeigt aktuell eindrücklich, wie groß das Potenzial dieser Speicher ist: Wie die "Financial Times" berichtet, haben Batteriespeicher im US-Bundesstaat im Frühjahr und Sommer etwa ein Viertel der Stromversorgung übernommen. Gleichzeitig sank der Gasverbrauch um 37 Prozent im Vergleich zu 2023, sodass Gaskraftwerke zunehmend aus dem kalifornischen Stromsystem verschwinden. Laut BDEW werden sie nur noch für die Residuallast benötigt, das heißt: Gaskraftwerke werden nur noch im Notfall gebraucht.
Deshalb halten Experten Batteriespeicher für unabdingbar für den Erfolg der Energiewende. Aber auch andere Speicher müssen zum Einsatz kommen. Private Heimspeicher und Elektroautos können genauso wie Großbatterien fungieren und so die Stromkosten für Privathaushalte senken. Hinzu kommen Pumpspeicherkraftwerke, die laut BDEW bereits jetzt eine Kapazität von 140 Gigawattstunden ausmachen.
Das bedeutet aber nicht, dass Speichertechnologien die Antwort auf alles sind. Batteriespeicher sind dafür geeignet, den Strom kurzfristig zu speichern – es sind keine Langfristspeicher. Sie können also im tagesaktuellen Betrieb die Strompreisspitzen abflachen, aber in Zeiten mit längerer Dunkelflaute werden konventionellere Speicher wie Pumpspeicher und Kraftwerke wie Gaskraftwerke weiter einspringen müssen.
- bdew.de: "Batteriespeicher – Energie auf Abruf"
- eco-stor.de: "Unsere Speicher"
- ft.com: "Mega batteries: how energy storage is revolutionising the grid" (Englisch, kostenpflichtig)
- bdew.de: "Stromspeicher für die Energiewende"