Handwerk warnt vor längeren Wartezeiten
Verbraucher werden künftig noch länger auf Handwerker warten müssen. "Die Auftragsbücher sind so voll, dass Aufträge abgelehnt werden müssen, wenn sie nicht von Stammkunden kommen", sagt Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das sei eine schwierige Lage, die keinem Handwerker gefalle. "Aber es fehlt schlicht am Personal."
Über viele Jahre hätten sich zu wenig Jugendliche für eine Lehre im Handwerk entschieden, sagt Wollseifer weiter. "Jedes Jahr fehlen 15.000 bis 20.000 Azubis und Lehrlinge."
Arbeitsplätze in Gefahr
Hinzu komme: Rund 200.000 Betriebe mit rund einer Million Mitarbeitern stünden in den kommenden fünf bis sechs Jahren vor einem Generationswechsel. Der Handwerkspräsident äußert die Befürchtung, "dass nicht alle Betriebe fortgeführt werden". Es gebe weder in den Familien selbst noch von außen genügend Nachwuchs. Dieser drohende Schwund scheine kaum einen zu kümmern, auch nicht in der Politik, kritisiert der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. "Hier sind Arbeitsplätze im großen Stil in Gefahr."
Wollseifer hatte Mitte März in einem Interview gesagt, die Auftragsvorlaufzeit – also die Zeit, die ein Betrieb benötigt, um die bereits vorhandenen Aufträge abzuarbeiten – sei aufgrund der guten Konjunktur auf im Schnitt zehn Wochen gestiegen.
Verdienste von bis zu 5.500 Euro möglich
Besonderer Personalmangel herrscht nach Angaben Wollseifers bei Bäckern und Fleischern. "Auch bei Klempnerbetrieben, Sanitär- und Heizungsbetrieben und in der Haustechnik ist der Mangel an Auszubildenden und Fachkräften gravierend." Dabei sei das Handwerk lukrativ, wirbt Wollseifer: Ein Meister in betriebsleitender Funktion erhalte in größeren Betrieben zwischen 3.500 und 5.500 Euro brutto monatlich. "Wer richtig gut ist und ein eigenes Unternehmen hat, kann noch wesentlich mehr verdienen."
- afp