Ein Finanzierungsplan gibt Bauherren Sicherheit
Berlin (dpa/tmn) - Bauen wird meist teurer als gedacht. Es sind nicht nur ExtrawΓΌnsche der Bauherren wie die teuren Fliesen im Bad oder die hochwertige KΓΌche, die zusΓ€tzlich zu Buche schlagen.
Mangelhafte Arbeiten auf der Baustelle oder die Insolvenz des mit dem Bauvorhaben beauftragten Unternehmens kΓΆnnen jedes Vorhaben ins Wanken bringen.
"Ist dann die Baufinanzierung nicht groΓzΓΌgig genug angesetzt, droht eine FinanzierungslΓΌcke", warnt Rechtsanwalt Philip PΓΌrthner, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fΓΌr Bau- und Immobilienrecht (ARGE Baurecht) im Deutschen Anwaltverein. "Das bedeutet eine teure Nachfinanzierung oder, im schlimmsten Fall, sogar einen Baustopp".
"Der Finanzplan kann auch durch Zusatzkosten in Gefahr gebracht werden, die durch nicht erkannte Posten im Bauvertrag entstehen", sagt auch Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren in Berlin.
Keller kann Kostenfalle sein
Oft ist zum Beispiel das Baugrundgutachten nicht Bestandteil des Bauvertrages. Aber es ist notwendig, denn ein Keller lΓ€sst sich erst seriΓΆs planen und kalkulieren, wenn der Baugrund bekannt ist. Und ein schwieriger Baugrund kann den Keller um bis zu 40.000 Euro verteuern, im Extremfall sogar noch mehr. "Wenn dieses Geld nicht eingeplant war, muss der Bauherr es zusΓ€tzlich zu seinen Monatsraten aufbringen."
Eine Kostenfalle kΓΆnnen auch Bereitstellungszinsen sein. "Wer selbst baut oder bauen lΓ€sst, kann zu Beginn nur schwer einschΓ€tzen, ob die Arbeiten wie geplant verlaufen und wann TeilbetrΓ€ge des Baudarlehens tatsΓ€chlich gebraucht werden", sagt Florian Becker, GeschΓ€ftsfΓΌhrer des Bauherren-Schutzbunds.
"HΓ€ufig haben BautrΓ€ger, Architekten oder Makler mit den Objektunterlagen bereits ein Finanzierungskonzept im GepΓ€ck", so Becker. Kunden sollten aber darauf achten, dass ihre Baufinanzierung nicht von der Stange kommt, sondern an ihre persΓΆnliche Lebensplanung und finanzielle MΓΆglichkeiten angepasst ist.
Gesamtkosten des Vorhabens aufschlΓΌsseln
Wichtigste Eckdaten sind das Lebensalter und der Zeitpunkt, zu dem sie wieder schuldenfrei sein wollen. Bei niedrigen Zinsen sollte der anfΓ€ngliche Tilgungssatz bei mindestens drei Prozent liegen.
Um bΓΆse Γberraschungen schon im Vorfeld weitgehend auszuschlieΓen, empfiehlt Philip PΓΌrthner, einen Baufinanzierungsplan aufzustellen, der die Gesamtkosten des Bauvorhabens aufschlΓΌsselt. Hierunter fallen die Anschaffungskosten fΓΌr den Erwerb des GrundstΓΌckes, die Herstellungskosten von den Bau- ΓΌber die Rohbau- bis hin zu den Ausbauarbeiten, aber auch die Baunebenkosten. Nicht selten machen die Baunebenkosten 20 Prozent des Gesamtbetrages aus. "Sie sind ein entscheidender Kostenfaktor, den viele einfach links liegen lassen", so PΓΌrthner.
Baufinanzierungsplan am besten strukturieren
Der Fachanwalt fΓΌr Bau- und Architektenrecht rΓ€t, den Baufinanzierungsplan nach Eigen- und Fremdmitteln zu strukturieren. FΓΌr die Kredite sollte das Tilgungsziel festgeschrieben werden, also in welchem Zeitraum das Geld zurΓΌckzuzahlen ist. AuΓerdem die Zinsbindung, also fΓΌr welchen Zeitraum der festgelegte Zinssatz gilt, und um welche Form von Darlehen es sich handelt.
"Die monatlichen Raten sollten mΓΆglichst nicht zu eng sein, sondern so geplant werden, dass sie auch aufgebracht werden kΓΆnnen, wenn etwas dazwischen kommt", betont Alexander Krolzik von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Ob und wie viel Reserve da sein sollte, hΓ€ngt wesentlich vom Projekt ab. "Eine Altbausanierung hat wesentlich mehr UnwΓ€gbarkeiten als ein Neubau oder der Kauf einer Eigentumswohnung", so Krolzik. Inklusive der Nebenkosten fΓΌr das Wohnen sollte die monatliche Belastung nicht bei mehr als 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens liegen.