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CO2-Steuer: Warum Tanken und Heizen immer teurer wird


Teures Tanken und Heizen
Das steckt hinter der deutschen CO2-Steuer


Aktualisiert am 13.11.2025Lesedauer: 5 Min.
Ein Flugzeug bei der Landung (Symbolbild): Die Luftfahrt will klimaneutral werden.Vergrößern des Bildes
Ein Flugzeug bei der Landung (Symbolbild): Der Emissionshandel soll dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen zu senken. (Quelle: imago-images-bilder)
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In Deutschland gibt es seit 2021 einen CO2-Preis, der beim Tanken und Heizen bezahlt wird. Damit werden die Deutschen auf den EU-weiten Emissionshandel vorbereitet.

Gut 30 Jahre ist es her, dass die Politik sich das Ziel auf die Agenda schrieb, Treibhausgase in der Atmosphäre zu verringern und so den Klimawandel zu bekämpfen. Damals wurden die ersten sogenannten Emissionshandelssysteme ins Leben gerufen. Das europäische Emission Trading System (ETS) startete im Jahr 2005. Seitdem zahlen vor allem große Verschmutzer einen Preis für ihren CO2-Ausstoß, umgangssprachlich der CO2-Preis genannt.

2027 sollte dieser Emissionshandel auf die Bereiche Gebäude und Verkehr ausgeweitet werden, man spricht von ETS 2. Dann zahlen nicht nur große Industriezweige, sondern auch private Haushalte und kleine und mittelständische Unternehmen. Allerdings haben sich die EU-Mitgliedsländer Ende 2025 darauf verständigt, den Start von ETS 2 um ein Jahr zu verschieben. Es geht also erst 2028 los.

Damit sich Bürger an diese Idee gewöhnen können, hat man hierzulande bereits 2021 den nationalen Emissionshandel (nEHS), den "deutschen CO2-Preis" eingeführt, der 2028 durch das europäische System abgelöst wird.

CO2-Preis oder CO2-Steuer?

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist beim nEHS oft von der CO2-Steuer die Rede. In der Realität gibt es diese "CO2-Steuer" aber nicht – richtig ist in Deutschland der "CO2-Preis". Ab 2028 wird aber auch dieser Begriff eigentlich nicht korrekt sein: Das, was damit gemeint ist, nennt sich eigentlich Emissionshandelssystem oder Zertifikatehandel. Im Alltag hat sich aber auch für das EU-System der Begriff CO2-Preis durchgesetzt.

Der CO2-Preis in Deutschland: So funktioniert er

Ziel des nationalen Emissionshandels ist das gleiche wie beim EU-weiten System: Der Ausstoß von CO2 wird mit einem Preis versehen. Dadurch sollen Technologien, die kein CO2 ausstoßen, einen Wettbewerbsvorteil bekommen und mit steigendem CO2-Preis attraktiver werden.

Unternehmen, die in Deutschland fossile Kraftstoffe in den Verkehr bringen wollen, etwa Energielieferanten oder Tankstellenbetreiber, müssen dafür ein Zertifikat von der Bundesrepublik Deutschland kaufen, genau genommen von der Deutschen Emissionshandelsstelle.

Ein Zertifikat erlaubt dabei den Ausstoß einer Tonne CO2. Die Zahl der Zertifikate ist begrenzt (englisch: Cap). Wenn alle Zertifikate aufgekauft sind, ein Unternehmen damit aber nicht auskommt, kann es anderen Unternehmen auch Zertifikate abkaufen. Es entsteht also ein Handel (englisch: Trade). Der Anreiz ist, dass das Unternehmen auf klimafreundlichere Alternativen umsteigt und so den Bedarf an Zertifikaten senkt – oder zuvor gekaufte Zertifikate nicht mehr braucht und verkaufen kann.

Das Cap-and-Trade-System ist das geläufigste aller Emissionshandelssysteme weltweit. Insgesamt gibt es 36 Systeme auf der Welt, die ähnlich funktionieren. Zum Beispiel gibt es seit 2020 auch in China einen Emissionshandel, aber auch in Indonesien, Teilen von Kanada oder in Neuseeland.

Die Entwicklung des CO2-Preises in Deutschland

Der Preis für ein CO2-Zertifikat bildet sich nach den Prinzipien der Marktwirtschaft anhand von Angebot und Nachfrage. Das wird in der EU ab 2028 auch für Verbraucher gelten. In Deutschland hatte die Bundesregierung unter der damaligen Kanzlerin Angela Merkel für den Übergang bis dahin entschieden, den CO2-Preis vorzugeben. Durch die schrittweise Umstellung wollte man Planungssicherheit schaffen.

In anderen europäischen Ländern, zum Beispiel in Polen oder Frankreich, gibt es keine nationalen Systeme, sodass die Bürger und Bürgerinnen dort am 1. Januar 2028 erstmals mit dem CO2-Preis und höheren Kosten beim Heizen und Tanken konfrontiert werden. Denn: Es ist davon auszugehen, dass Energiekonzerne und Tankstellenbetreiber die Kosten für die Zertifikate auf Verbraucher umlegen.

Wie der nationale CO2-Preis sich über die Jahre entwickelt hat, zeigt folgende Auflistung:

  1. 2021: 25 Euro pro Tonne CO2
  2. 2022: 30 Euro/Tonne CO2
  3. 2023: 30 Euro/Tonne CO2
  4. 2024: 45 Euro/Tonne CO2
  5. 2025: 55 Euro/Tonne CO2
  6. 2026: 55 bis 65 Euro/Tonne CO2
  7. 2027: bis 65 Euro/Tonne CO2

Wichtig: Ab 2026 soll sich auch der nationale CO2-Preis erstmals anhand von Angebot und Nachfrage bilden, allerdings mit der Einschränkung, dass er nicht über 65 Euro/Tonne steigen soll. Dadurch sollen sich Verbraucher und Unternehmen an das Prinzip des europäischen Systems (bei dem sich der Preis frei bildet) gewöhnen, ohne allzu großen Preissprüngen ausgesetzt zu sein.

Auf welchem Niveau sich der CO2-Preis ab 2028 einpendeln wird, kommt darauf an, wie hoch die Nachfrage nach Zertifikaten am 1. Januar 2028 sein wird. Das ist aus heutiger Sicht schwer abzuschätzen. Doch die EU-Länder möchten verhindern, dass der Preis zum Start über das Niveau von 50 Euro/Tonne steigt. Denn in vielen europäischen Ländern gibt es, anders wie in Deutschland, keinen nationalen CO2-Preis, der die Bürger an das System gewöhnt hat. Sie starten also im ETS 2 mit einem vergleichsweise hohen Preis.

Um den Preis zu stabilisieren, gibt es die sogenannte Markststabilisierungsreserve (MSR). Das sind Extra-Zertifikate, die die EU spontan zum Verkauf anbieten kenn, wenn der Preis zu sehr zu steigen droht.

Für Deutschland bedeutet die Stabilisierung auf 50 Euro/Tonne, dass fossile Brennstoffe ab 2028 erstmals wieder etwas günstiger werden könnten. Langfristig ist aber von einem steilen Anstieg auszugehen. Die meisten Prognosen gehen davon aus, dass ein Zertifikat ab 2030 um die 100 bis 130 Euro pro Tonne kosten wird, bis 2040 sogar auf über 300 Euro/Tonne. Auf Verbraucher käme also eine enorme Mehrbelastung zu. Bei einem CO2-Preis von 120 Euro/Tonne würde der Benzinpreis zum Beispiel von 1,50 Euro/Liter auf 1,79 Euro/Liter ansteigen.

Was macht der Bund mit dem Geld aus der CO2-Steuer?

Die Einnahmen, die der Staat durch die Bepreisung von CO2 bekommt, fließen in den Klima- und Transformationsfonds (KTF). Damit sollen Programme und Projekte finanziert werden, die das Land klimafreundlicher machen. So soll etwa das Förderprogramm für den Heizungstausch daraus finanziert werden, aber auch die Förderprogramme für die energetische Sanierung eines Gebäudes.

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Im Gespräch war auch immer wieder die Einführung eines Klimageldes. Mit einer Pro-Kopf-Pauschale sollte ein Teil der Einnahmen aus dem CO2-Preis an die Bevölkerung zurückgegeben werden. Diskutiert wurde damals auch eine Staffelung je nach Einkommenssituation. Die Bundesregierung von Friedrich Merz (CDU) sieht nun aber vom Klimageld ab. Stattdessen soll die Senkung der Energiepreise, etwa durch eine Absenkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß, aus dem KTF finanziert werden. Beim ersten Aufschlag wurden Verbraucher aber doch nicht bei der Stromsteuer entlastet, sondern nur die Industrie.

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Was hat der CO2-Preis bisher gebracht?

Zwischen 2005 und 2024 sind die Treibhausgasemissionen in der gesamten EU um 50 Prozent zurückgegangen. Die Rückgänge konzentrieren sich vor allem auf die Bereiche Industrie und Energieversorgung, die seit 20 Jahren unter den Emissionshandel fallen. In Deutschland sind die Emissionen seit 1990 um 48,2 Prozent gesunken.

Ziel der EU ist es, bis 2030 die Emissionen um 62 Prozent gegenüber 2005 zu senken (55 Prozent gegenüber 1990). Vor allem in den Bereichen Gebäude und Verkehr muss mehr getan werden, damit dies erreicht werden kann.

Verwendete Quellen
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