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Gasnetz stilllegen: Wann ist es mit der Gasheizung vorbei?


Stadtwerke planen Stilllegung
Wie lange können Millionen Deutsche noch mit Gas heizen?


28.10.2025Lesedauer: 3 Min.
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Rohre für eine Anbindungsleitung ans deutsche Gasnetz werden verlegt: Viele Stadtwerke denken über die Stilllegung der Leitungen nach. (Quelle: Sina Schuldt/dpa/dpa)
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Deutschland bereitet sich langsam auf den Ausstieg aus fossilem Erdgas vor. Viele Verbraucher sind verunsichert: Kann es sein, dass mein Gasnetz plötzlich stillgelegt wird?

Die Gasnetzbetreiber halten sich größtenteils zwar noch mit den Details bedeckt, doch der Trend zeichnet sich schon ab: Mindestens jedes fünfte Stadtwerk plant gemäß einer aktuellen Umfrage des zuständigen Verbandes, langfristig das Gasnetz stillzulegen. Volle 46 Prozent wollen oder können sich noch nicht festlegen, was mit dem Netz passieren soll und lassen damit viele Verbraucher im Ungewissen.

Diese Meldung löst Unruhe aus, denn über die Hälfte aller Haushalte in Deutschland heizt noch mit Gas. Im Schnitt sind diese Gasheizungen 13 Jahre alt, können also rein theoretisch noch gut zehn Jahre weiterbetrieben werden. Wird es aber so lange überhaupt noch ein Gasnetz geben?

Gasnetze können nicht einfach abgeschaltet werden

Zuerst einmal muss klargestellt werden: Es ist, Stand heute, nicht möglich, ein Gasnetz stillzulegen. Das Energiewirtschaftsgesetz EnWG bestimmt, dass Gasnetzbetreiber verpflichtet sind, auf Wunsch jeden Letztverbraucher an das Netz anzuschließen, sofern dies technisch und wirtschaftlich möglich ist. Die Stilllegung oder gar der Rückbau von Gasnetzen ist nur erlaubt, wenn der Weiterbetrieb der Anlage wirtschaftlich unzumutbar wäre.

Das wird aber nicht so bleiben – allerdings ist es noch offen, wann diese Regeln angepasst werden könnten. Auf EU-Ebene ist eine Richtlinie beschlossen, die aufzeigt, wie die Mitgliedsländer ihre Gasnetze klimafreundlich umrüsten oder stilllegen könnten. Diese Richtlinie muss noch in deutsches Recht umgesetzt werden. Das könnte schon im Frühjahr oder Sommer 2026 passieren.

Erst dann wird es überhaupt eine rechtliche Vorgabe geben, wie die Stilllegung von Gasnetzen zu funktionieren hat. Klar ist schon jetzt allerdings, dass die Betreiber der Netze sowohl Klimaschutz als auch Verbraucherschutz in Einklang bringen müssen. In der EU-Richtlinie wird zum Beispiel vorgegeben, dass Netzbetreiber erst feststellen müssen, dass die Erdgasnachfrage in den nächsten zehn Jahren sinken wird, bevor sie einen Stilllegungsplan aufstellen können. Der Netzbetreiber muss dabei berücksichtigen, wie viele Gasheizungen von einer möglichen Stilllegung betroffen wären und abschätzen, ob und wie diese Heizungen durch andere Systeme ersetzt werden könnten.

Kommunale Wärmeplanung liefert erste Hinweise zum Gasnetz

Für Stadtwerke und Gasnetzbetreiber werden folgende Faktoren eine Rolle spielen, bevor sie einen Stilllegungsplan aufstellen:

  • Kann das bestehende Netz umgerüstet werden und statt Erdgas künftige Biomethan, anderes Biogas oder Wasserstoff transportieren?
  • Wenn das möglich ist: Wie viele Haushalte und Unternehmen werden realistisch gesehen diese Möglichkeiten auch nutzen? Hier wird vor allem der zu erwartende Preis für die grünen Gase entscheidend sein.
  • Können die Verbraucher in dem Netzgebiet auf andere Energieträger umsteigen – und wenn ja, bis wann?

Deutsche Städte und Kommunen befassen sich auch schon mit diesen Fragen, und zwar im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung. Diese müssen Großstädte bis Mitte 2026 fertigstellen, kleinere Kommunen haben bis Mitte 2028 Zeit. In den Wärmeplänen wird erstmals festgehalten, welche Möglichkeiten es zur klimafreundlichen Wärmeversorgung in dem jeweiligen Gebiet geben kann.

Wichtig für Privathaushalte zu wissen: Der Wärmeplan ist nicht rechtsverbindlich, er ist lediglich als Strategiepapier zu verstehen. Wenn also die Stadt angibt, bis 2045 das Gasnetz auf Biomethan umzurüsten, dann ist das keine Garantie. Verbraucher haben keinen Anspruch auf eine bestimmte Versorgung, die in dem jeweiligen Wärmeplan aufgelistet wird.

Trotzdem werden die Wärmepläne erste Hinweise liefern, wie es mit den Gasnetzen in Deutschland künftig aussehen kann.

Gaspreis wird bis 2045 stark ansteigen

Verbraucher sollten sich aber darauf einstellen, dass es in vielen Landesteilen bis 2045 zu einer Stilllegung kommen wird. Denn um bis zu diesem Datum klimaneutral zu werden, muss die Nutzung von Erdgas auslaufen. Biomethan und Biogase gibt es Experten zufolge nicht in den Mengen, um die Erdgasversorgung 1:1 zu ersetzen. Wasserstoff wird perspektivisch ebenfalls teuer sein. Eine aktuelle Untersuchung, die unter anderem von der Verbraucherzentrale in Auftrag gegeben wurde, bezifferte die Kosten für das Heizen mit Wasserstoff auf zwei- bis dreimal so viel wie die Kosten einer Gasheizung heute.

Außerdem wird Erdgas im Vergleich zu anderen Energien bis 2045 immer teurer werden. Hintergrund ist der europäische Emissionshandel, der das Nutzen von fossilen Brennstoffen bis 2045 langsam verteuert. Der Preis für Gas wird sich einer Prognose des Verbraucherportals co2online zufolge in den 2030er- und 40er-Jahren dadurch mindestens verdoppeln. Deutlich günstiger sollen demzufolge Wärmepumpen und das Heizen mit Holzpellets werden.

Zusammengefasst: Es besteht kein Grund zur Panik, die Gasnetze werden nicht kurzfristig abgeschaltet. Aktuell ist das ohnehin in Deutschland nicht möglich. Gasnetzbetreibern wird diese Möglichkeit aber sehr wahrscheinlich in naher Zukunft eingeräumt. Dazu werden sie aber langfristige Stilllegungspläne aufstellen müssen und die Vor- und Nachteile der Gasnetzabschaltung abwägen. Viele Verbraucher dürften sich aufgrund der höheren Gaspreise langfristig ohnehin gegen die Gasheizung entscheiden.

Verwendete Quellen

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