Die größten Vorurteile über Fußbodenheizungen
Fußbodenheizungen haben in Deutschland längst ihren Siegeszug angetreten. Inzwischen ist jede zweite neu eingebaute Heizung eine Fußbodenheizung. Trotzdem halten sich manche Vorurteile über die Wärmespender im Boden hartnäckig. Sie seien zu träge, teuer und für Menschen mit Durchblutungsproblemen sogar gesundheitsgefährdend, so die weit verbreitete Meinung. Auch dass die Wärmespender unter dem Fußboden Käsefüße begünstigen, hört man immer wieder. Und unter einem Kühlschrank dürften Fußbodenheizungen schon gar nicht verlegt werden, weil dieser sonst zum teuren Energiefresser werde. Aber stimmen diese Vorurteile wirklich? Wir sagen, was an den acht häufigsten Fußbodenheizungs-Mythen wirklich dran ist.
Schon die alten Römer wussten eine Fußbodenheizung zu schätzen: Sie sorgt für angenehme Behaglichkeit und ein kuschelig-warmes Gefühl an den Füßen. Heute ist das nicht anders. Inzwischen wird beinahe in jedem zweiten neu gebauten Ein- und Zweifamilienhaus eine Fußbodenheizung verlegt.
Fußbodenheizung: von wegen teuer
Meist spart man damit sogar noch Geld, denn eine Fußbodenheizung verbraucht weniger als eine gewöhnliche Radiatorheizung mit Heizkörpern an der Wand. "Ein Radiator benötigt höhere Temperaturen und Vorlauftemperaturen von etwa 50 bis 60 Grad", erklärt Joachim Plate vom Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen. "Fußbodenheizungen brauchen im Vergleich dazu nur etwa 35 Grad."
Hinzu kommt, dass Fußbodenheizungen ihre Wärme – anders als Heizkörper an der Wand – großflächig abgeben. Die gleichmäßige Temperatur überall im Raum wird von den meisten Menschen als deutlich angenehmer empfunden, als die von einem Heizkörper abstrahlende Wärme. Weil außerdem zuerst die besonders kälteempfindlichen Füße mit dem warmen Boden in Berührung kommen, kann die Raumtemperatur um etwa zwei Grad niedriger liegen als bei gewöhnlichen Heizkörpern. Die gefühlte Temperatur ist dieselbe. "Die Energieeinsparmöglichkeit liegt daher zwischen acht und zwölf Prozent", so Plate.
Auch in der Anschaffung nicht teurer
Trotzdem hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass Fußbodenheizungen teurer seien als gewöhnliche Heizkörper – zumindest in der Anschaffung. Dass diese Einschätzung völlig falsch ist, hat eine Studie der Technischen Universität Berlin schon 2001 nachgewiesen. Bei extremen Preisunterschieden von Anbieter zu Anbieter lagen die Anschaffungskosten für eine Fußbodenheizung im Schnitt um rund 250 Euro niedriger als der für eine gewöhnliche Radiatorheizung.
Bis heute gibt es allerdings große Preisunterschiede bei Fußbodenheizungen. Deshalb raten Experten dazu, sich vor der Anschaffung mehrere Angebote einzuholen. Außerdem sollte man sich nicht von ein und derselben Firma ein Angebot für eine Radiatorheizung und eines für eine Fußbodenheizung einholen. Dann nämlich ist das Angebot für eine Fußbodenheizung meist deutlich teurer.
"Die Heizungsbaufachbetriebe stellen den Verbrauchern offensichtlich einen Mehrwert an Wohn- und Heizkomfort für die Fußbodenheizung in Rechnung, der nicht in tatsächlichen Mehrkosten, etwa von Arbeitsleistung, Material oder Systemkomponenten, begründet ist", stellt Heizungs-Experte Plate klar.
Beim Preisvergleich sollten Verbraucher außerdem berücksichtigen, dass in den Kosten für Fußbodenheizungen systembedingt schon höhere Standards in der Wärme- und Trittschalldämmung bereits enthalten sind. Bei einer gewöhnlichen Radiatorheizung kämen diese Kosten noch hinzu. Am Ende sei eine Fußbodenheizung also keineswegs teurer als eine Radiatorheizung – nicht in der Anschaffung und schon gar nicht im laufenden Betrieb.
Probleme beim Regulieren der Raumtemperatur
Ein anderes Vorurteil lässt sich hingegen nicht gänzlich von der Hand weisen. "Die Aufheizung der Räume mit einem nass verlegten Fußbodenheizungs-System dauert etwas länger als bei einer Radiatorheizung", bestätigt Joachim Plate die weit verbreitete Meinung, dass Fußbodenheizungen nur relativ träge reagieren, wenn man die Temperatur nachregulieren will. Dabei reagiert nicht die Heizung selbst träge. Es dauert lediglich eine Weile, bis sich ein komplett ausgekühlter Boden ausreichend aufgewärmt hat, beziehungsweise bis sich eine warmer Fußboden abkühlt.
"Wenn jemand beispielsweise in den Winterurlaub fährt, sollte die Heizung daher nicht vollständig ausgeschaltet, sondern nur abgesenkt werden", rät der Plate deshalb. Sonst müsse man unter Umständen einige Stunden ziemlich frieren. Es gibt aber auch Systeme, die den Raum ähnlich schnell aufheizen, wie Radiatorheizungen. Trockenverlegte Systeme etwa hätten deutlich schnellere Reaktionszeiten, da sich hier nicht der komplette Estrich mit erwärmen beziehungsweise abkühlen müsse.
Fußbodenheizung bei Durchblutungs- und Venenproblemen
Völlig absurd ist das immer wieder auftauchende Vorurteil, die Wärme einer Fußbodenheizung könnte Venenleiden wie beispielsweise eine Thrombose begünstigen. Gerade Menschen mit Durchblutungsproblemen werden durch solche noch immer verbreiteten Fehlauskünfte verunsichert. Doktor Lutz Schimmelpfennig ist als Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie ein absoluter Fachmann, wenn es um Gefäß- und Venenerkrankungen geht.
Das vermeintliche Gesundheitsrisiko durch Fußbodenheizungen verbannt er ins Reich der Mythen. "Wenn man auf dem Boden nichts anderes täte als stehen, kann man natürlich eine Thrombose erleiden", so der Mediziner. "Da kein Mensch zu Hause ausschließlich steht, hat er mit und ohne Fußbodenheizung das gleiche Thromboserisiko."
Frühere Generationen von Fußbodenheizungen liefen häufig mit viel zu hohen Temperaturen, was bei bestehenden Venenleiden in der Tat problematisch sein kann. "Bei frischer tiefer Beinvenenthrombose oder einer frischen oberflächlichen Venenthrombose ist Wärme grundsätzlich nicht anzuraten", bestätigt Schimmelpfennig. Moderne Fußbodenheizungen laufen aber mit viel niedrigeren Temperaturen. "Die moderat eingestellte Fußbodentemperatur ist selbst bei Venenleiden unbedenklich", stellt der Facharzt klar. "Es gibt keine ernstzunehmende Studie, die das verböte."
Vorurteile über Fußbodenheizungen: Mythen oder Wahrheit?
Nach wie vor kursieren über Fußbodenheizungen viele Fehlinformationen und Halbwahrheiten. Viele glauben zum Beispiel, dass sich eine Fußbodenheizung nicht mit jedem Bodenbelag kombinieren lässt. Auch, dass wasserführende Fußbodenheizungen lecken und so einen teuren Wasserschaden verursachen könnten, hört man immer wieder.
Wir haben die acht meist verbreiteten Vorurteile über Fußbodenheizungen zusammengestellt und erklären, was an ihnen dran ist.