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Mediation: Friedensstifter unter Nachbarn


Mediation
Mediation bringt Frieden ins Miethaus

Von dpa-tmn
Aktualisiert am 15.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Bei Streit unter Nachbarn muss man nicht gleich das Gericht bemühen.Vergrößern des BildesBei Streit unter Nachbarn muss man nicht gleich das Gericht bemühen. (Quelle: imago-images-bilder)
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Mülltüten vor der Wohnungstür, Kinderwagen im Hausflur oder laute Stöckelschuhe auf dem Parkett - Gründe für Streit mit den Nachbarn gibt es viele. Oft schwelt der Konflikt über Jahre, bis eine Partei auszieht - oder den Nachbarn verklagt. So weit muss es aber gar nicht kommen: Wohnungsbaugesellschaften setzen vermehrt auf Mediation, also der Lösung des Konflikts durch eine vermittelnde Stelle.

"Geräusche, Ordnung und Sauberkeit der Gemeinschaftsräume sind die häufigsten Streitpunkte", sagt die Bremer Mediatorin Kirsten Gieseler. Mietrechtsrelevant seien die Auseinandersetzungen zwar meist nicht. Doch den Betroffenen gehen die Auseinandersetzungen an die Nieren, denn "die Wohnung ist eine Rückzugsstätte, ein Privatbereich, in dem die Menschen vor allem, was von außen kommt, geschützt sein möchten", sagt Gieseler.

Mediation wirkt schlichtend

Gerade deswegen sei Mediation die ideale Lösung für Nachbarschaftskonflikte, meint Angelika Rüstow von der Arbeitsgemeinschaft Mediation im Deutschen Anwaltverein in Berlin. Man kann zwar alles gerichtlich erstreiten, aber gerade auf einem so engen Lebensraum wie in einem Mehrfamilienhaus ist ein Sieg vor Gericht nur wenig wert. Der eine triumphiert, der andere ist verbittert und sucht nach dem nächsten Anlass. "Es lebt sich leichter miteinander, wenn man eine einvernehmliche Lösung gefunden hat."

Wichtig ist die Kommunikation

Auch Mieter sind grundsätzlich harmoniebedürftig. Zum Konflikt kommt es, weil unterschiedlichste Bedürfnisse auf kleinstem Raum aufeinander treffen. Bei rund 22 Millionen Mietverhältnissen in Deutschland wundert es nicht, dass es immer wieder Streit gibt. Den Menschen geht es nicht so sehr um das Rechthaben, sondern um das Verstanden- und Respektiertwerden. Streit bricht aus, wenn Letzteres nicht gelingt. Die Kommunikation beschränkt sich dann meist auf Vorwürfe. "Die Barrieren werden größer, statt abgebaut zu werden", sagt Gieseler. Der ideale Zeitpunkt für den Einsatz von Mediatoren ist daher, sobald eine erste Beschwerde vorliegt. Denn bis jemand sich offiziell beschwert, vergeht einige Zeit.

Mediation ist günstiger als ein Prozess

In der Realität wenden sich weniger die Mieter oder Nachbarn selbst an die Mediatoren, sondern Vermieter oder Rechtschutzversicherungen. "Da steht natürlich das Interesse im Vordergrund, die Kosten möglichst gering zu halten", sagt Rüstow. Viele Versicherungen haben sogar eigene Mediatoren im Haus, um teure Prozess zu vermeiden. Auch Gieseler bezieht ihre Aufträge in der Hauptsache durch Vermieter und Wohnungsunternehmen oder durch Empfehlungen von Rechtsanwälten.

Allerdings sind Menschen, die bereits beim Anwalt waren oder sich an ihre Hausverwaltung gewandt haben, schon sehr tief in den Konflikt verstrickt. Die Mediation muss dann erst einmal Ruhe ins Haus bringen. "Reine Mediation, die auf Freiwilligkeit der Parteien beruht, können wir nicht schaffen. Denn die Menschen haben sich nicht freiwillig an uns gewendet, sondern das Wohnungsunternehmen hat entschieden, dass dieser Konflikt von uns bearbeitet werden soll."

Ziel der Mediation ist mehr Verständnis füreinander

Die "Konfliktschlichtung mit den Mitteln der Mediation", wie es im Mietrecht offiziell heißt, läuft genauso ab wie eine klassische Mediation. Die Parteien werden angeschrieben und vereinbaren einen Termin. "Das gelingt in 100 Prozent der Fälle", erklärt Giesler. Im folgenden Einzelgespräch tragen die Parteien ihre Sicht vor. Das Geschehen, die Gefühle und Bedürfnisse werden herausgearbeitet, Wünsche formuliert, Lösungsansätze erarbeitet. "Vorschläge werden keine unterbreitet", betont Rüstow. Die Parteien sollen selbst herausfinden, wo ihre Interessen liegen und wie sie ihre Ziele erreichen können.

Im nächsten Schritt wird vor Ort ermittelt. Wenn etwa Lärmbelästigung der Streitpunkt ist, wird eine Probe gemacht. "Dazu bitten wir die Partei, die angeblich den Lärm macht, in die eigene Wohnung, um sich dort zu bewegen, etwas rumzuschieben oder zu laufen", sagt Rüstow. Dann wird in der Wohnung desjenigen, der sich gestört fühlt, gehört, wie das bei diesem ankommt. "Und dann bitten wir den Nachbarn in die Wohnung des Beschwerdeführers und wir machen die Geräusche in der anderen Wohnung." Die Streithähne hören sich also im wahrsten Sinne des Wortes zu und entwickeln Verständnis für den anderen. Vor allem aber lernen sich die Parteien besser kennen. Und das kann dazu führen, dass sie rücksichtsvoller miteinander umgehen.

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