t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon


HomeKlimaLeben & Umwelt

Klimawandel: Korallenriffe in den Tropen wohl für immer verloren


Report warnt vor Kettenreaktion
Tropen-Schönheit wohl für immer verloren


Aktualisiert am 13.10.2025Lesedauer: 3 Min.
Korallenriff mit Clownfischen vor Phuket, Thailand. Fühlen Sie sich beim Thema Korallen so sicher wie ein Fisch im Wasser?Vergrößern des Bildes
Korallenriff mit Clownfischen (Archivbild): Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent werden die Warmwasser-Korallenriffe den Klimawandel nicht überleben. (Quelle: tunart/getty-images-bilder)
News folgen

Noch leuchten sie magisch und bunt – aber kommende Generationen werden dieses Wunder der Erde wohl nicht mehr kennenlernen. Einem neuen Report zufolge ist der Klimakipppunkt für Korallenriffe bereits überschritten.

Seit Anfang 2023 leiden Korallen weltweit unter enormem Hitzestress. Der endgültige Tod der tropischen Lebewesen scheint Wissenschaftlern zufolge inzwischen besiegelt zu sein.

Im aktuellen "Global Tipping Points Report" kommen 160 Klimaforscher aus 23 Ländern zu dem Schluss, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 99 Prozent davon auszugehen ist, dass die Warmwasser-Korallenriffe verloren sind.

Der Grund: Ab einer Erderwärmung von 1,2 Grad sei der Kipppunkt fürs Korallensterben erreicht. Bei der derzeitigen Erderwärmung von etwa 1,4 Grad ist der "Point of no Return" demnach längst überschritten. Selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, dass sich die Erderwärmung noch bei 1,5 Grad stabilisieren lasse, sei nicht mehr mit einem Überleben der Korallen zu rechnen, bilanziert der Report.

Hitzestress lässt Korallen verhungern

Der Hitzestress führt zu einer massenhaften Korallenbleiche, die die Korallen in mehr als 50 Gebieten der Erde befallen hat: Wie die deutsche Max-Planck-Gesellschaft erklärt, stören die außergewöhnlich warmen Meerwassertemperaturen die Symbiose zwischen den Korallen und den in ihrem Gewebe lebenden Mikroalgen. Die Algen produzieren demnach bei der anhaltenden Hitze Moleküle, die sowohl die Algen selbst als auch die Koralle schädigen. Als Reaktion stoßen die Korallen ihre Symbiosepartner aus, um die Schäden zu verringern.

Das Problem: "Dies hilft den Korallenzellen zwar für kurze Zeit, langfristig schadet es ihnen jedoch, denn die Mikroalgen decken durch Photosynthese bis zu 90 Prozent des Energiebedarfs der Korallen."

Der durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die Abholzung von Wäldern verursachte Klimawandel lässt die Korallen also förmlich verhungern. Und das wiederum beeinträchtigt dem "Global Tipping Points Report" zufolge die Lebensgrundlage von Hunderten Millionen Menschen, die von ihnen abhängig sind. Denn Korallenriffe schaffen nicht nur Arbeitsplätze in wirtschaftlich wichtigen Sektoren wie dem Tourismus, sie ermöglichen auch Fischerei und tragen so zur Ernährung von zahlreichen Küstenbewohnern bei. Darüber hinaus schützen Korallenriffe Küsten vor Sturmfluten und Erosion und sichern so das Überleben vieler Inselstaaten.

Weitere unumkehrbare Kipppunkte rücken in die Nähe

Außer den Korallen sind laut dem Report weitere Lebewesen und Weltregionen akut von unumkehrbaren Kettenreaktionen bedroht. "Wir steuern rapide auf mehrere Kipppunkte des Erdsystems zu, die unsere Welt verändern könnten und zerstörerische Folgen für Menschen und Natur hätten", betonte Tim Lenton von der Universität Exeter, der mit einem internationalen Team den "Global Tipping Points Report" veröffentlicht.

Darum warnen Forscher vor den Kipppunkten

Ein Kipppunkt in der Klimaforschung ist ein kritischer Schwellenwert, bei dessen Überschreiten ein Teil des Erdsystems vergleichsweise plötzlich und oft unumkehrbar in einen neuen Zustand kippt – mit potenziell furchtbaren Folgen für die Menschheit. Forscher sehen es als essenziell an, Kipppunkte zu vermeiden, um schwerwiegende, nicht mehr rückgängig zu machende Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern.

So ist etwa der Amazonas-Regenwald, an dessen Rand in Kürze die Weltklimakonferenz stattfindet, aufgrund von klimabedingten Dürren und Abholzung gefährdet: Die Schwelle, ab der ein weitreichendes Absterben droht, sei niedriger als bislang angenommen – das untere Ende der angenommenen Spanne, an der das System kippen könnte, liege bei den nun schon fast erreichten 1,5 Grad.

Positive Kipppunkte: Kettenreaktionen in die andere Richtung

Auch die Atlantische Umwälzströmung könnte schon bei einer Erderwärmung von unter zwei Grad kollabieren, nehmen die Forscher an. Dies hätte paradoxe Folgen. Während sich die Welt weiter erhitzt, wären in Nordwesteuropa deutlich harschere Winter die Folge. Auch die Bedingungen für die Landwirtschaft würden sich erschweren – mit weitreichenden Folgen für die weltweite Ernährungssicherheit.

Seit ihrer letzten Bestandsaufnahme vor zwei Jahren sehen die Forschenden aber auch Fortschritte. "Es gab eine radikale weltweite Beschleunigung, darunter die Verbreitung von Solarenergie und Elektroautos. Aber wir müssen mehr tun und uns schneller bewegen, um positive Kipppunkte zu erreichen", sagte Lenton. Bestenfalls ergäben sich Kettenreaktionen – etwa zwischen den Bereichen Energie, Verkehr und Heizen. "Wir müssen viel mehr positive Kipppunkte identifizieren und auslösen", so das Team.

"Bundesregierung will aktuell eher Rückschritte machen"

Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland, zeigt sich ebenfalls überzeugt: "Wir können vor dem Unumkehrbaren noch umkehren." Unabdingbar dafür sei allerdings die schnelle und umfassende Abkehr von fossilen Energiequellen wie Kohle, Öl und Gas.

"Wir schauen hier besonders auf die Bundesregierung, die aktuell eher Rückschritte machen möchte", so Raddatz. "Und wir schauen auch auf die EU, deren Heckmeck um die EU-Entwaldungsverordnung verantwortungslos gegenüber unseren Lebensgrundlagen ist, genauso wie die Verzögerungen beim 2040-Klimaziel und dem europäischen Beitrag zum Pariser Klimaabkommen."

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom