Abstimmung im EU-Parlament Verbot für Veggie-Schnitzel? So reagieren Lidl und Aldi
Wer ein vegetarisches Schnitzel kauft, weiß, was er bekommt: ein paniertes, pflanzenbasiertes Lebensmittel. Nun soll hierfür der Begriff Schnitzel nicht mehr gelten dürfen. Was jetzt?
In den Wurstregalen von Supermärkten und Discountern findet man neben Schinken, Salami und Co. auch immer mehr Fleischersatzprodukte: Veggie-Mortadella, -Leberwurst, -Bratwürste und natürlich auch vegetarische oder vegane Schnitzel.
Die geschmackliche Ähnlichkeit zu den echten Fleischprodukten nimmt immer mehr zu – dafür könnte es mit der namentlichen Ähnlichkeit bald vorbei sein. Denn das EU-Parlament hat sich dafür ausgesprochen, dass Fleischersatzprodukte künftig nicht mehr Burger, Schnitzel und Wurst heißen sollen. Im Vorfeld hatten Unternehmen wie Aldi Süd, Lidl, Burger King und Rügenwalder Mühle einen gemeinsamen Brief gegen das Verbot unterschrieben. Wie reagieren die Konzerne auf die Abstimmung?
Etwa 60 vegetarische Fleischersatzprodukte hat der deutsche Hersteller Rügenwalder Mühle auf dem Markt. Ob das so bleibt, steht jetzt der Kippe. Die EU-Abstimmung bringt die Firma in Bedrängnis. Claudia Hauschild, Nachhaltigkeitsmanagerin und Kommunikationschefin von Rügenwalder, sagte t-online: "Wir werden die rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen für Rügenwalder Mühle nun sorgfältig analysieren."
Rügenwalder ist nach eigenen Angaben Marktführer im Bereich veganer und vegetarischer Ersatzprodukte. Nach Einschätzung des Unternehmens müssten nach der neuen Regel Namen und Verpackungen aller Produkte neu gestaltet werden. Bis zu zweistellige Millionenbeträge im Jahr könnten dem Hersteller verloren gehen, weil bis zu 20 Prozent der Neukäufer abspringen könnten.
"Es gibt bereits transparente Regeln"
Hauschild warnt: "Ein EU-weites Verbot vertrauter Begriffe wie Burger, Schnitzel oder Wurst gefährdet Verbraucherorientierung, Innovationsdynamik und das Wachstum der gesamten Kategorie." Verschiedene Studien zeigten, dass diese etablierten Bezeichnungen den Käufern Orientierung und Klarheit bieten und nicht zu Verwirrung führen. "In Deutschland gibt es bereits transparente Regeln, die Verbraucherschutz und Rechtssicherheit gewährleisten. Wir erwarten von der weiteren politischen Debatte, die Interessen von Verbrauchern, Landwirten und Herstellern gleichermaßen zu berücksichtigen."
Aldi Süd erklärt t-online in einem Statement, dass die "Bezeichnung pflanzenbasierter Fleischalternativen mithilfe vertraute Begriffe wie 'Wurst' oder 'Schnitzel' in Kombination mit eindeutigen Zusatzangaben wie 'rein pflanzlich' oder 'vegan' in Deutschland eine gelernte Praxis" und zudem eine Orientierungshilfe für Verbraucher sei. Der Discounter spricht sich für die Beibehaltung der bestehenden Bezeichnungspraxis aus.
Ähnlich sieht es auch Lidl. Vertraute Begriffe wie "Schnitzel" oder "Burger" seien auch für vegane Produkte wichtige Orientierungshilfen, die dazu dienen, eine "bewusste, informierte Kaufentscheidung" zu treffen.
Burger King: "Verbot nimmt Hilfestellung"
Auch die Fast-Food-Restaurantkette Burger King ist ärgerlich. Yvonne von Eyb, CMO bei Burger King Deutschland, sagte t-online: "Wir haben für diese Entscheidung kein Verständnis, denn vertraute Begriffe wie Veggie-Schnitzel oder veganer Burger bieten Verbraucherinnen und Verbrauchern klare Orientierung. Ein Verbot nimmt ihnen diese einfache Hilfestellung und sorgt eher für Verwirrung als Transparenz." Bei Burger King sind pflanzenbasierte Produkte (zum Beispiel der Plant-based Whopper) laut Eyb Teil der Markenstrategie.
Einzige Hoffnung der Restaurantbetreiber und Hersteller: Eine Mehrheit aus Rechtsaußen-Fraktionen und Teilen der konservativen Fraktion um CDU und CSU stimmte am Mittwoch in Straßburg zwar für die Gesetzesänderung. Die Entscheidung ist allerdings nicht endgültig, sie geht nun in die Verhandlungen mit den 27 EU-Ländern.
- Telefonischer Austausch mit Rügenwalder Mühle
- E-Mail-Austausch mit Lidl
- E-Mail-Austausch mit Aldi Süd
- E-Mail-Austausch mit Burger King Deutschland
- mit Material der Nachrichtenagentur dpa