Greenpeace Speisefische aus Nord- und Ostsee mit Giftstoffen belastet

Die Umweltorganisation Greenpeace hat Speisefisch aus Nord- und Ostsee untersuchen lassen. Die Ergebnisse sind besorgniserregend.
Egal ob Hering, Krabbe oder Scholle: Greenpeace hat in 17 Proben von Speisefischen und Meeresfrüchten aus Nord- und Ostsee gesundheitsgefährdende Giftstoffe der Gruppe PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) nachgewiesen. Diese Chemikalien können sich im Körper anreichern, gelten als potenziell krebserregend und sind extrem langlebig. Besonders bedenklich: In drei Proben – darunter Steinbutt, Hering und Scholle – lagen die Werte nach Angaben der Umweltschützer über den geltenden EU-Grenzen für Lebensmittel.
Kinder besonders gefährdet
Eine Auswertung habe gezeigt: Schon bei einer kleinen Portion Fisch können Kinder diesen Wert überschreiten. In acht von 17 Proben reichten bereits 50 Gramm Fisch, um bei einem dreijährigen Kind die empfohlene Höchstmenge zu überschreiten.
"Das Ausmaß der PFAS-Belastung in Speisefischen und Meeresfrüchten ist alarmierend – vor allem für Kinder", sagt Madeleine Drescher, Konsumexpertin bei Greenpeace. "Und selbst Erwachsene nehmen bei vier der 17 Proben mit einer normalen Portion Fisch mehr PFAS auf, als pro Woche noch als sicher gilt."
Was sind PFAS?
PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Es ist eine Sammelbezeichnung für Tausende von künstlich hergestellten, chemischen Verbindungen, die wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften in vielen Produkten verwendet werden. Da sie extrem langlebig sind und sich in der Umwelt anreichern, werden sie auch als "Ewigkeitschemikalien" bezeichnet.
Laut den Laborergebnissen wurden in allen 17 untersuchten Proben PFAS gefunden, darunter auch die toxischen PFOS (Perfluoroktansulfonsäure) oder PFOA (Perfluoroctansäure). Aus Sicht der Wissenschaftler ist besonders besorgniserregend, dass in 16 von 17 Proben ein "PFAS-Cocktail" aus unterschiedlichen Schadstoffen nachgewiesen wurde.
So enthielten unter anderem Schollen aus Hamburg, Steinbutt aus Niendorf und Krabben aus Bremerhaven sieben verschiedene PFAS-Substanzen. Bei drei Proben (Scholle, Hering, Steinbutt) wurden die EU-Grenzwerte überschritten, sodass diese Fische eigentlich nicht hätten verkauft werden dürfen. In den meisten Fällen wurden die Grenzwerte allerdings eingehalten. Bei Muscheln (Hamburg) waren die PFAS-Konzentrationen dem Laborbericht zufolge am niedrigsten.
Umweltbundesamt arbeitet an Beschränkung
Ein Sprecher des Umweltbundesamtes (UBA) teilte auf Anfrage des TV-Senders SWR mit, dass man auch in eigenen Untersuchungen PFAS-Belastungen in Fischen nachgewiesen habe, die zum Teil über den Grenzwerten lagen. Das UBA habe daher in Zusammenarbeit mit anderen deutschen Behörden und Behörden der Niederlande, Dänemarks, Norwegens und Schwedens ein Dossier zur Einleitung eines Beschränkungsverfahrens für die gesamte Stoffgruppe der PFAS ausgearbeitet.
- greenpeace.at: "Greenpeace: PFAS-Gifte in Speisefischen und Meeresfrüchten aus Nord- und Ostsee nachgewiesen"
- umweltbundesamt.at: "Fragen und Antworten zu PFAS"
- tagesschau: "Speisefische aus Nord- und Ostsee mit PFAS belastet"
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