Nach EU-Verbot Rügenwalder Mühle arbeitet an neuem Namen für Veggie-Schnitzel

Wer ein vegetarisches Schnitzel kauft, weiß, was er bekommt: ein paniertes, pflanzenbasiertes Lebensmittel. Bald könnte sich das ändern.
Der Lebensmittelhersteller Rügenwalder Mühle arbeitet nach einem EU-Entscheid bereits an möglichen neuen Namen für seine Fleischersatzprodukte. "Das ist ein hochsensibles Thema", sagte der Sprecher der Geschäftsführung, Jörg Pfirrmann, der Zeitung "Tagesspiegel". "Die Bandbreite, über die wir nachdenken, ist groß." Man könne entweder neue Fantasienamen oder eine eher beschreibende Formulierung wählen. "Aber vielleicht können wir auch alte Begrifflichkeiten weiter benutzen – mit neuen Zusätzen."
Das Europaparlament hatte in der vergangenen Woche entschieden, dass pflanzliche Fleischimitate künftig nicht mehr Veggie-Schnitzel oder -Burger genannt werden dürfen. Für den deutschen Marktführer Rügenwalder Mühle, der inzwischen 70 Prozent seines Umsatzes mit Fleischersatzprodukten macht, würden allein die Umstellung der Verpackungen, neue Namensrechte und neue Einlistungen des Handels einen mittleren einstelligen Millionenbetrag kosten, betonte Pfirrmann.
Die langfristigen Folgen seien aber noch gravierender, weil neue Konsumenten nach einer Umbenennung möglicherweise nicht mehr so leicht ihren Weg zu den Alternativprodukten fänden. "Wir hoffen aber noch, dass es nicht so weit kommt, weil die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten ja auch noch ein Wörtchen mitzureden haben", sagte Pfirrmann.
Dabei hofft Rügenwalder nicht zuletzt auf den deutschen Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU). Rainer habe Bürokratieabbau angekündigt. Der neue Vorstoß des Europaparlaments würde aber neue Bürokratie schaffen, wenn ein Namensverbot käme, so Pfirrmann: "Insofern müsste er auf unserer Seite sein."
- Vorabmeldung des Tagesspiegel