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Milchpreis: Den deutschen Geiz beim Essen gibt es nicht


Ernährungssoziologe widerspricht
Den deutschen Geiz beim Essen gibt es nicht

t-online, Cordula Melchior

Aktualisiert am 22.05.2016Lesedauer: 2 Min.
Beim Einkaufen achten viele Verbraucher auch auf Qualität.Vergrößern des BildesBeim Einkaufen achten viele Verbraucher auch auf Qualität. (Quelle: McPhoto/imago-images-bilder)
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Der Milchpreis ist auf ein neues Rekordtief gesackt, die Discounter übertreffen sich gegenseitig mit günstigen Angeboten. Sind die Deutschen beim Thema Ernährung zu geizig? "Nein", sagt Dr. Daniel Kofahl, Ernährungssoziologe an der Universität Trier. Im Gegenteil: "Der Anteil der Menschen, denen Ernährung unwichtig ist, nimmt ab."

Der Soziologe widerspricht damit auch dem TV-Koch Steffen Henssler, der kürzlich klagte, die Menschen hierzulande würden sich "die geilsten Messer, die besten Töpfe" anschaffen, dann aber zum Discounter schleichen.

Qualität für die meisten Menschen wichtiger als der Preis

Auch die Zahlen der Gesellschaft für Konsumfragen (GfK) bestätigen, dass den Verbrauchern die Qualität beim Essen wichtiger wird: 2008 gaben bei einer Umfrage 53 Prozent der Befragten an, beim Einkaufen vor allem auf den Preis zu achten, nur 47 Prozent legten größeren Wert auf die Qualität. Im Jahr 2015 hatte sich das Verhältnis umgedreht: Nur noch 48 Prozent legten beim Einkauf den Hauptaugenmerk auf den Preis, für 52 Prozent war die Qualität wichtiger.

Dennoch: Der Anteil der Lebensmittelausgaben an den Konsumausgaben ist bis zum Jahr 2000 kontinuierlich gesunken und liegt seitdem auf konstant niedrigem Niveau, zuletzt bei 13,6 Prozent. Doch das liege nicht unbedingt daran, dass den Deutschen die Ernährung nicht wichtig sei, sagt Kofahl.

"Viele sind bereit, mehr Geld für Essen auszugeben"

Nach Ansicht des Soziologen gibt es im Wesentlichen drei Gruppen von Konsumenten: "Zum einen gibt es die Menschen mit einem niedrigen Einkommen, die gerne mehr ausgeben würden, sich das aber nicht leisten können", sagt Kofahl. Diese Gruppe gebe - bezogen auf ihr Einkommen - sogar am meisten für Lebensmittel aus, nämlich mehr als 17 Prozent. Ihnen gegenüber stünden die Konsumenten mit hohem Einkommen und hohem ökologischen und sozialen Verantwortungsbewusstsein. "Diese Gruppe ist durchaus bereit, mehr Geld für ihr Essen auszugeben." Schließlich gebe es noch die Menschen, die kein Interesse an bewusster Ernährung haben, doch deren Anteil nehme ab.

"Sie können am Karton nicht erkennen, woher die Milch kommt"

Ohnehin liegt die Ursache billiger Lebensmittelpreise und fragwürdiger Qualität nicht vorrangig beim Verbraucher. Oft fehlt die Transparenz. Wer beispielsweise im Supermarkt oder Discounter einkauft, hat nur begrenzte Möglichkeiten, sich über Qualität und Herkunft der Lebensmittel zu informieren.

"Sie können am Milchkarton nicht erkennen, von welcher Molkerei oder gar welchem Bauern die Milch kommt", kritisiert Matthias Wolfschmidt von der Organisation Foodwatch e.V. "Selbst wenn Sie Milch für 1,50 Euro kaufen, wissen Sie nicht, wie viel davon beim Bauern ankommt." In diesem Zusammenhang sei die Forderung von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, die Verbraucher sollten teurere Milch kaufen, "weltfremd".

Experten sehen die Ursache des stark gesunkenen Milchpreises vor allem in einer Überproduktion. Gründe für den Verfall sind das Ende der Milchquote in der EU vor gut einem Jahr, das Embargo Russlands und eine schwächere Nachfrage aus China.

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