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Tag des Friedhofs: Bestattungen – künftig mit Urnen zu Hause?


Tag des Friedhofs
Bestattungen: Künftig mit Urnen zu Hause?

dpa, Katja Räther

Aktualisiert am 20.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Engelsfigur auf Friedhofsgrab: Hier kann man der Sterblichkeit begegnen.Vergrößern des BildesEngelsfigur auf Friedhofsgrab: Hier kann man der Sterblichkeit begegnen. (Quelle: Patrick Seeger/dpa-bilder)
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Bislang erinnern Urnengräber auf Friedhöfen an den Tod eines geliebten Menschen. Denn Trauernde dürfen die Asche des Verstorbenen zumeist nicht zu Hause aufbewahren. Jetzt werden Lockerungen diskutiert.

Sein Grabmal ist als eines der antiken Weltwunder in die Geschichte eingegangen, sein Name wurde gleichbedeutend für Erinnerungsbauwerke in aller Welt: Maussolos, im vierten Jahrhundert persischer Statthalter an der türkischen Mittelmeerküste, ist auf seine Weise unvergessen.

Doch die Fertigstellung des Mausoleums von Halikarnassos (heute Bodrum) reichte für seine Ehefrau und Nachfolgerin Artemisia, die zugleich seine Schwester gewesen sein soll, nicht aus.

Die Erinnerung an den geliebten Mann sollte ganz besonders bewahrt werden: "In einem Übermaß von Liebe" soll sie die Asche seines Körpers in Wasser gelöst und getrunken haben, wird berichtet. Der römische Schriftsteller Valerius Maximus schrieb, sie habe dem Gatten "ein lebendiges Grab sein wollen". Erinnerung mit allen Sinnen.

Besondere Trauerrituale

Sie sind Waffen im "Kampf gegen das Vergessen", sagt Kunsthistoriker Dirk Pörschmann bei einem digitalen Rundgang im Kasseler Museum für Sepulkralkultur. Die Ausstellung macht deutlich: Dem Erfindungsreichtum von Trauernden sind seit jeher kaum Grenzen gesetzt.

Info
Sepulkralkultur leitet sich vom lateinischen Wort "sepulcrum" ab – Grabstätte.

Aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert werden Erinnerungsstücke gezeigt, die das Haar von Verstorbenen in den Alltag gebracht haben. Geklöppelt zu kunstvollen, gerahmten Gebilden oder eingearbeitet in Schmuckstücke wie Broschen oder Anhänger.

Heutzutage können Spezialisten aus der Asche eines Verstorbenen einen Diamanten herstellen, der seine Liebsten dann ein Leben lang begleitet. Das ist allerdings nur außerhalb deutscher Grenzen machbar.

Eingeäscherte Überreste ins Weltall

Längst sind Grabstätten auch in Mitteleuropa nicht mehr an den Friedhof gebunden. Für Bestattungen gibt es viele Orte – und für Spezialanbieter ist die Verstreuung von Asche auf See oder aus dem Ballon noch längst nicht das Ende.

"Fliege ins Weltall und komme als Sternschnuppe zurück" ist da noch eine der günstigeren Möglichkeiten. Knapp 10.000 Euro soll es kosten, die eingeäscherten sterblichen Überreste auf einen Satelliten zu verfrachten, der dann bei Wiedereintritt in die Erdatmosphäre am Himmel verglüht. Für eine Viertel Million Euro wird die Aussicht angeboten, die Asche in absehbarer Zeit auf eine Reise Richtung Mars zu schicken.

Friedhof kein Ort der "Entsorgung"

Und dennoch: "Der Friedhof ist nicht tot, und auch scheintot ist er nicht", schreibt Pörschmann als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal. Friedhöfe seien Orte der Kultur, "wie jede Oper oder jedes Theater, jedes Museum und jeder öffentliche Park".

Und genau so müssten sie auch im öffentlichen Bewusstsein verankert sein – nicht als Ort der "Entsorgung". Starre Verordnungen und steigende Preise hätten den Gräberfeldern von Kommunen und Kirchen schwer zu schaffen gemacht – kein Wunder also, dass Menschen auf die Suche nach Alternativen gegangen sind. Nun gelte es, Innovationen auf die Friedhöfe zu bringen und sie in den alltäglichen Lebensraum einzubinden.

Künftig mit Urnen zuhause?

Ganz umgehen lässt sich die in Deutschland geltende Friedhofspflicht kaum. Sie wird in Landesgesetzen geregelt und legt fest, dass alle Überreste von Toten – ob im Sarg oder als Asche – auf einem Friedhof begraben werden müssen.

Die Aufbewahrung einer Urne zuhause ist – im Gegensatz zu anderen Ländern – nicht zulässig. Nur in Bremen sind Ausnahmen unter strengen Bedingungen und mit entsprechender Genehmigung möglich, Angehörige dürfen die Asche dann auch auf dem eigenen Grundstück beisetzen. In anderen Bundesländern werden Lockerungen diskutiert.

In grünen Oasen

Am "Tag des Friedhofs" – seit 20 Jahren jeweils am dritten Septemberwochenende begangen – wollen Deutschlands Friedhofsgärtner "natürlich erinnern", so das aktuelle Motto.

Denn Friedhöfe seien auch grüne Oasen in der Großstadt, Treffpunkte mit Kunst und Kultur für die Generationen und Zeugen der Geschichte. Lebendige Orte voller Erinnerungen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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