Kleinkinder freuen sich über Senioren als Spielkameraden
"Traurig, dass ich keine Enkel habe", sagen manche Senioren. "Schade, dass die Großeltern so weit weg wohnen", sagen viele Familien. Zwei
Doreen Lehmann und Eva Schreiber betreiben seit Februar eine "intergenerative Maxigruppe". Dahinter stecken zwölf Jungen und Mädchen zwischen einem und drei Jahren, die beiden Erzieherinnen sowie Senioren, die mit den Kindern spielen, basteln und ihnen vorlesen.
Die Erzieherinnen hatten in ihrem Heimatort Bedarf für eine Maxigruppe erkannt und kamen schnell auf die Idee, Senioren einzubeziehen. Bei Spaziergängen mit den eigenen Kindern hatten sie immer wieder erlebt, wie ältere Menschen verzückt lächelten und gleichzeitig bedauerten, die Enkel so selten um sich zu haben.
"Unsere Großeltern leben leider auch nicht in der Nähe, und ich wollte meinem Sohn den Kontakt zu Senioren ermöglichen", sagt Doreen Lehmann im Gespräch mit t-online.de. Eva Schreiber ergänzt: "Wir sind in der glücklichen Lage, dass beide Großeltern hier wohnen. Das ist eine wertvolle Erfahrung für die Kinder."
Senioren müssen Hemmschwelle überwinden
Mit einem Aufruf in der Lokalzeitung, Kontakt zu örtlichen Seniorengruppen und einem "Tag der offenen Tür" warben die Erzieherinnen für ihr generationsübergreifendes Projekt. Daraufhin riefen etliche Interessierte an, die mitmachen wollten. "Aber dann bekamen manche doch Angst vor der Aufgabe oder wollten sich nicht fest binden."
Lehmann und Schreiber mussten viel Überzeugungsarbeit leisten und erklären, dass die Senioren weder Verantwortung übernehmen, noch feste Termine oder ein Beschäftigungsprogramm anbieten müssen. "Sie sollen einfach nur da sein."
Opa Karl wird sofort zur Bau-Ecke geführt
Nach zwei Monaten Eingewöhnungszeit für die Kinder und Erzieherinnen stießen die Senioren dazu. Das klappte ohne Berührungsängste. Schreiber bestätigt: "Die Kleinsten sind besonders offen, die suchen die Nähe und kuscheln sich einfach an."
Bisher engagieren sich erst zwei Senioren regelmäßig. Doreen Lehmann erzählt: "Sie kommen rein und werden sofort von den Kleinen an die Hand genommen." Opa Karl muss gleich mit in die Bau-Ecke, und eine ältere Dame ist als Vorleserin gefragt. Die Erzieherinnen haben wahrgenommen, dass die älteren Menschen Ruhe ausstrahlen, die sich auf die quirlige Kinderschar überträgt.
Sie hoffen nun, dass die Senioren nach ihrer positiven Erfahrung die Werbetrommel für das Projekt rühren. Bei den Eltern kommt das Mehrgenerationenkonzept gut an. Manche nehmen sogar längere Anfahrtswege in Kauf. "Wir haben schon Wartelisten bis September."
Weitere Senioren und Sponsoren gesucht
Mit ihrem Konzept bewarben sich Lehmann und Schreiber beim Ideenwettbewerb "Deutschland wird Kinderland". Das ist eine Initiative des "Pampers"-Herstellers Procter&Gamble in Kooperation mit dem Roten Kreuz und "RTL – Wir helfen Kindern". Drei Pluspunkte überzeugten die Jury:
- Eltern werden an zwei Vormittagen pro Woche entlastet
- Kleinkinder bekommen Kontakt zu Gleichaltrigen und zu Senioren
- Ältere Menschen finden eine neue Aufgabe und werden sachte gefordert
"Mit der Förderprämie von 4800 Euro konnten wir unseren Raum wunderschön einrichten", freuen sich Lehmann und Schreiber. Nach dem positiven Start suchen sie nicht nur weitere Rentner, die sich ehrenamtlich mit den Kindern beschäftigen, sondern auch Sponsoren für Spielzeug, Ausflüge und Bastelmaterial. "Ein Krippenwagen wäre toll. Damit könnten wir die Kinder leichter zu Ausflügen in die Umgebung transportieren", wünschen sich die Gründerinnen der außergewöhnlichen Maxigruppe.
Ideenwettbewerb "Deutschland wird Kinderland" läuft weiter
Der Ideenwettbewerb der Initiative "Deutschland wird Kinderland" läuft seit Juli 2015. Ziel ist es, kinderfreundliche Projekte in ganz Deutschland mit jeweils bis zu 5000 Euro zu unterstützen. Eine Umfrage im Vorfeld ergab, dass sich Eltern vor allem mehr Betreuungsangebote und Spielmöglichkeiten für Babys und Kleinkinder wünschen.
Jeden Monat wählt die Jury einen Sieger. Die intergenerative Maxigruppe aus Augsburg ist eines von bisher sechs prämierten Projekten. Wer sich mit einem Projekt bewerben will, findet das Formular auf der Website der Initiative.
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