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So lassen sich Kinder motivieren


So lassen sich Kinder motivieren

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

24.02.2011Lesedauer: 5 Min.
In der Schulzeit verliert sich häufig die Lust am Lernen.Vergrößern des BildesIn der Schulzeit verliert sich häufig die Lust am Lernen. (Quelle: imago)
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Eigentlich sind Kinder von Natur aus neugierig und wissbegierig. Sie lernen spielerisch, selbstständig und instinktiv, solange dieser Prozess freiwillig abläuft. Das spontane und lustvolle Lernen verliert sich dann meist mit der Schulpflicht. Von da an greifen nämlich Erwachsene gezielt in den Lernprozess ein, erwarten Leistung, legen Zeitpläne und Inhalte fest.

Zahlreiche Studien belegen, dass die Freude an der Schule nach der Grundschulzeit beständig abnimmt und ein erheblicher Prozentsatz der Schüler den lexikalischen Stoff einfach auswendig lernt. Statistisch verschlechtern sich die Noten im Laufe der Schulzeit kontinuierlich, die Arbeitszeit der Schüler hingegen steigt. Resultat: Passivität und Resignation wachsen. Doch es gibt Strategien, der Demotivation und "Null-Bock-Einstellung“ entgegenzuwirken und das Interesse am Lernen und die Neugier auf Neues zu erhalten.

Ursachen erkennen

Um der fehlenden Motivation auf den Grund zu gehen, sollten Eltern zunächst deren Ursachen erkennen. Mangelnde Konzentration, Überforderung, Notendruck, Spannungen mit dem Lehrer oder Probleme mit Freunden oder Mitschülern könnten verantwortlich für das lähmende Desinteresse sein. Dabei ist ein ausführliches Gespräch nötig, bei dem die Eltern dem Kind das Gefühl vermitteln können, dass es aktiv an der Problemlösung beteiligt ist.

Motivationsbremsen oft hausgemacht

Oftmals ist die träge und phlegmatische Haltung des Kindes auch hausgemacht. Denn Motivationskiller wie Unselbstständigkeit und geringes Selbstbewusstsein entstehen leicht, wenn Eltern zu stark in Lernprozesse eingreifen, dem Kind zum Beispiel bei den Hausaufgaben das Denken abnehmen oder alle Freizeitaktivitäten für den Nachwuchs organisieren. Das blockiert jegliche Eigeninitiative.

Auch wer immer die Leistungen eines Kindes mit denen anderer vergleicht, provoziert ein Motivationsloch. "Solange das Kind besser ist als die Mitschüler, der Nachbarsjunge oder die Geschwister, wächst das Selbstwertgefühl. In dem Moment, wo das Kind aber scheitert, ist auch die Motivation schnell weg", weiß die Schweizer Motivationsforscherin Alexandra M. Freund.

Zusätzlich Druck mit der weit verbreiteten "Wenn-Dann-Pädagogik“ auszuüben, um die erlahmende Motivation anzukurbeln, bringt ebenfalls wenig. In seinem Buch "Null Bock auf Lernen?“ plädiert Diplompädagoge Detlef Träbert beispielsweise dafür elterliche Bedingungsätze wie "Du gehst erst raus zum Spielen, wenn die Hausaufgaben gemacht sind“ einfach umzukehren und ihnen so den drohenden Unterton zu nehmen. Denn eine Aussage wie "Wenn du mit deinen Hausaufgaben fertig bist, kannst du gleich raus zum Spielen“, klinge wesentlich positiver und sporne Kinder mehr an, so der Pädagoge. ´

Belohnungen gegen die fehlende Lust

Um Kinder aus dem Antriebstief zu holen, können auch kleine Belohnungen Wunder wirken. Das bedeutet jedoch nicht, bei jeder gemachten Hausaufgabe oder erledigten Pflicht ein Geschenk parat zu haben. Das ist inflationär und die Gefahr besteht, dass Kinder dann nur um der Belohnung willen Dinge mit Elan angehen.

Ideal und angemessen sind zum Beispiel gemeinsame Unternehmungen oder mehr freie Zeit: Wenn beispielsweise Englischvokabeln sehr gut gelernt sind und die Eltern sich durch Abhören davon überzeugt haben, dann kann ihr Kind eine entsprechend vereinbarte Pause machen, in der es Computer spielen darf, obwohl dies normalerweise erst nach den Hausaufgaben erlaubt ist. Die Aussicht, etwas außer der Reihe tun zu dürfen, kann so die Motivation enorm steigern.

Mit Geld als Motivationsmittel sollten Eltern jedoch dosiert umgehen oder es, noch besser, ganz vermeiden: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Kinder, die mit Geld für kreative Arbeit belohnt wurden, schnell die Lust daran verloren haben. Denn ein paar Euro mehr in der Tasche können nicht die eigentlichen Motive ersetzen: Kinder wollen die Welt erforschen und etwas bewegen, sich selbst beweisen, dass sie etwas leisten können, und von ihrem Umfeld geliebt werden.

Loben statt kritisieren

Der wichtigste Motivationsmotor ist deshalb das Lob: Mit Ermunterung im Rücken scheuen sich Kinder nicht davor Neues auszuprobieren. Die Züricher Motivationsforscherin Alexandra M. Freud weiß, wie wichtig Anerkennung als Antrieb ist. Denn wenn man Kinder regelmäßig ermuntere, überlegten sie eher von sich aus, wie sie eine Aufgabe meistern könnten: "Und sie geben dabei auch nicht schnell auf, sondern werden durch das Scheitern sogar angespornt“, so die Psychologin. Sie lernten so, dass Fehler nicht unbedingt negativ sind, sondern ein wichtiger Faktor im Lernprozess sein können.

Wenn man seinem Kind allerdings immer nur sagt, dass alles wunderbar ist, fördert das nicht unbedingt dessen Ansporn. "Das bringt ein Kind nicht dazu, dass es sich später auch mal schwierigen Aufgaben stellt. Echtes Lob ist differenzierter", so Freund. Ein Kind müsse auch klar gesagt bekommen, was es verbessern könnte.

Kinder, die gar nicht gelobt werden und denen immer nur vorgehalten wird, was sie nicht können, werden vorsichtig. Sie fürchten sich vor Misserfolg, Herausforderungen meiden sie lieber. "Diese Kinder gehen eher auf Nummer sicher. Die wollen eher Aufgaben mit einem Schwierigkeitsgrad haben, den sie sicher bewältigen können", erklärt Alexandra M. Freund.

Eigenmotivation fördern

Motivationsanreize müssen nicht nur von außen kommen. Kinder können sich mit kleinen Tricks auch selbst ermutigen und aus der Frustfalle befreien. Zum Beispiel steigern Merkzettel wie „Ist Mathe erst einmal getan, fühlt sich der Tag viel besser an“ oder „Manche träumen vom Erfolg, ich bin wach und arbeite dran“ über dem Schreibtisch den Eigenansporn und überwinden den inneren Schweinehund. Diplompädagoge Träbert nennt solche Hilfen Motivationskrücken, zu denen auch Eigenbelohnungen wie Freunde treffen, Musik hören oder eine kleine Süßigkeit gehören können. Detlef Träbert betont, dass es sich dabei nicht um Spektakuläres handeln muss: “All das kann ich im Alltag sowieso haben. Es hängt von meiner Einstellung ab, ob ich es zur Belohnung erhebe.“

Grundsätzlich erschließen sich Kinder ihre Welt gerne eigenständig. Dazu gehört auch, dass sie herausfinden, wozu sie Lust haben und den inneren Antrieb selbst entdecken. "Es ist eine wichtige Erfahrung für ein Kind, dass man Langeweile selber abstellen kann, dass man sich selbst seine Zeit strukturieren und gestalten kann", sagt Alexandra M. Freund. Kinder müssten sich auch mal langweilen dürfen, um Eigenmotivation zu entwickeln, und sie bräuchten offene Angebote.

Die Welt durch Lesen entdecken

"Eine gute Strategie ist, dem Kind zu sagen: 'Lies doch mal was'. Also, nicht schon mit einem ausgesuchten Buch ankommen. Dann muss das Kind selber sehen, was es damit macht", rät die Psychologin. Wenn das Lesefieber dann entfacht ist, sollten Eltern auch später nicht versuchen ihrem Nachwuchs möglichst "anspruchsvolle“ Literatur aufzudrängen. Das Wichtigste an der Lesemotivation ist, dass eigenständig Interesse für bestimmte Themen entwickelt wird. Ob es sich dabei um Comics, Zeitschriften oder Sci-Fi-Geschichten handelt, ist gleichgültig. Entscheidend ist die damit geförderte Lesekompetenz, die für einen motivierten und erfolgreichen Schulalltag sorgt.

Angewendetes Wissen ist interessanter

Die Bereitschaft sich für ein ungeliebtes Schulfach oder für vermeintlich langweilige Themen zu begeistern, können Eltern fördern, indem sie Ihrem Kind zeigen, wo es das Erlernte anwenden kann. Diesen ganzheitlichen Lernansatz verfolgte beispielsweise der Psychologe Reuven Feuerstein. Seine These: Nur wer weiß, wofür er etwas lernt und dabei sieht, wie er es im täglichen Leben anwenden kann, der wird auch bereit sein, sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihm Schwierigkeiten bereiten.

So könnte beispielsweise ein Kind, das wenig Lust auf Vokabellernen hat, von seinen Eltern motiviert werden, englischsprachige Anleitungen von Computerspielen zu lesen. Wenn das Kind dann irgendwann beim Verstehen der Texte nicht mehr auf Hilfe angewiesen ist, wächst seine Motivation sich weiterhin mit Englisch zu beschäftigen. Der erkannte Nutzen fördert so die Lernbereitschaft.

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