Sie haben massive Probleme, Sätze zu entziffern oder Rechenaufgaben zu lösen: In jeder Grundschulklasse gibt es zwei bis drei Kinder mit Legasthenie oder Dyskalkulie. Darauf weist der Leiter der Münchner Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Professor Gerd Schulte-Körne, hin.
Nach Erhebungen von Wissenschaftlern, die im Forschungsverbund Schulische Entwicklungsstörung zusammengeschlossenen sind, leiden etwa 220.000 Kinder aller Schularten an einer Lese- und Rechtschreibstörung oder an einer Rechenschwäche. Die Defizite könnten schon vor der Schule erkannt und durch frühzeitige Maßnahmen verhindert werden, meinen die Wissenschaftler.
Dyskalkulie bei fünf Prozent der Grundschüler
Bei Tests mit 1633 Schulkindern aus dritten und vierten Klassen im Münchner Raum hatten Schulte-Körne und sein Team ermittelt, dass rund fünf Prozent der Kinder unter Dyskalkulie leiden. Die Folgen sind gravierend: "Spätestens, wenn der Übertritt auf eine weiterführende Schule ansteht, verbaut das Versagen in Mathematik den Kindern meist die Bildungschancen."
Die Studie vom August 2014 ergab, dass 57 Prozent der Kinder mit einer Rechenstörung obendrein mit einer Lese- oder Rechtschreibstörung zu kämpfen haben. "Diese Häufigkeiten haben uns überrascht", sagt Schulte-Körne. Die betroffenen Kinder bräuchten eine intensive und spezifische Förderung, um sie vor dem "schulischen Scheitern" zu bewahren.
Bei Jungen hapert es mit Rechtschreibung, bei Mädchen mit Rechnen
Außerdem stellten die Forscher Geschlechterunterschiede fest: Jungen haben demnach häufiger eine Rechtschreibstörung, Mädchen eine Rechenstörung. Dagegen traten Schwierigkeiten beim Lesen bei beiden Geschlechtern ähnlich oft auf. Schulte-Körne vermutet biologische Faktoren als Auslöser, da die Lernumgebungen für beide Geschlechter vergleichbar gewesen seien.
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