Lehrer zweiter Klasse: Sie unterrichten ganz regulär an der Schule, doch sobald die Ferien nahen, müssen sie sich arbeitslos melden. Schuld sind bewusst befristete Verträge. Die Bundesregierung bestätigt nun: Zu Beginn der Sommerferien steigt die Zahl der arbeitslosen Pauker sprunghaft an. In manchen Bundesländern ist es besonders drastisch.
Die Linkspartei hatte in einer kleinen Anfrage nach der Arbeitslosigkeit von Lehrkräften gefragt. Die Antwort, die t-online.de vorliegt, ist ernüchternd. So stieg pünktlich zum Ferienbeginn im vergangenen August die Zahl der arbeitssuchenden Lehrer von 6104 auf 11.144. Im Oktober sank sie wieder auf 6045. Die Statistiken des Arbeitsministeriums belegen diesen Trend seit 2007.
Ernst: Länder sparen paar Wochen Gehalt
Linken-Fraktionsvize Klaus Ernst nennt es eine "Riesensauerei, dass viele Lehrerinnen und Lehrer in den Sommerferien Arbeitslosengeld beziehen müssen". Die Zahlen der Arbeitsagentur seien nur die Spitze des Eisbergs.
Es sei "unerträglich, dass einige Bundesländer ihre Haushalte auf Kosten von nicht-verbeamteten Lehrkräften entlasten", heißt es in einer Mitteilung von Ernst.
Es werde Tausenden jedes Jahr eine feste Anstellung vorenthalten - nur um für ein paar Wochen Gehälter zu sparen. "Für gute Bildung brauchen wir motivierte Lehrerkräfte - das geht nur mit sicheren Arbeitsplätzen und guten Löhnen im Bildungsbereich", sagt Ernst.
Zahlen belegen Sparpolitik
Nach den Zahlen der Regierung erzielten 2014 die Länder Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern Spitzenwerte bei den Neuzugängen der Arbeitslosen.
So kletterte die Zahl der arbeitslosen Lehrer in Rheinland-Pfalz im vergangenen August von 223 auf 1011. Auch in Nordrhein-Westfalen gab es nach dem Anstieg auf 1996 arbeitslose Lehrer wieder ein Absinken auf 1425 - nach den Ferien.
GEW: "skandalöse" Praxis
Auch die Gewerkschaft "Erziehung und Wissenschaft" prangert seit Jahren diese Praxis an: Es sei "skandalös", tausende Lehrerinnen und Lehrer über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit zu entlassen.
Bereits im Jahr 2013 hatte die Bundesregierung den Bereich "Erziehung und Unterricht" als Branche "mit dem höchsten Befristungsanteil" bezeichnet.
Alles bald "kein Thema" mehr?
Das Schulministerium von NRW hält das Problem jedoch für "kein Thema mehr", berichtet "rp-online". Bereits die Vorgängerregierung habe beschlossen, befristet eingestellte Aushilfskräfte einschließlich der Sommerferien zu beschäftigen. Bedingung: Sie müssen vor dem 1. Februar ihren Dienst antreten, heißt es hier. Für später startende Arbeitsverträge gelte dies, wenn sich "eine Anschlussverwendung abzeichne".
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Doch trotz dieser Regelung zeigt die Statistik des Bundesarbeitsamts, dass die Arbeitslosigkeit "auch in NRW während der Sommerferien um mehrere Hundert Lehrer über den Durchschnitt" steigt, so das Blatt.
Für die betroffenen Lehrkräfte gibt es also nach wie vor Handlungsbedarf.