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Silke Mader: Als der Traum vom Zwillingsglück zerplatzte


Nur Lukas überlebte: Als der Traum vom Zwillingsglück zerplatzte

Von t-online
06.11.2013Lesedauer: 3 Min.
Silke Mader ist für ihren Einsatz für Frühchen und deren Familien vom ZDF-Magazin "Mona Lisa" ausgezeichnet.Vergrößern des BildesSilke Mader ist für ihren Einsatz für Frühchen und deren Familien vom ZDF-Magazin "Mona Lisa" ausgezeichnet. (Quelle: forster&martin)
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Für ihren Einsatz für Frühchen und deren Familien wurde Silke Mader (41) aus Deggendorf vom ZDF-Magazin "Mona Lisa" mit dem "Prix Courage" prämiert und zur "Frau des Jahres" ernannt. Doch ihrem großen Engagement als Vorsitzende der "European Foundation for the Care of Newborn Infants" ging eine persönliche Tragödie voraus: Das ist die Geschichte von Silke Mader.

"Ein nicht enden wollender Alptraum"

Silke Mader ist 25, als ihr Traum am 17. Februar 1997 zerplatzt. Ihr Traum vom Glück mit Zwillingen und einem harmonischen Familienleben. In der 25. Schwangerschaftswoche wird das sogenannte HELLP-Syndrom - eine lebensbedrohliche Erkrankung in der Schwangerschaft - festgestellt: Sie und die ungeborenen Kinder schweben plötzlich in Lebensgefahr. Silke Mader kommt sofort in die Klinik, es folgt eine Notoperation und der Kaiserschnitt. 48 Stunden kämpft sie um ihr Leben. Dann sieht sie ihre Kinder zum ersten Mal auf der Frühchenstation.

"Es war wie ein Alptraum. Ein nicht enden wollender Alptraum." Die junge Mutter steht unter Schock. Ihre Tochter Lena wiegt 290 Gramm. Ihr Sohn Lukas 515 Gramm. Lenas Zustand ist von Anfang an sehr kritisch. Am nächsten Tag stirbt Lena an einer Hirnblutung. "Es war, als ob Lena Lukas ihre Kraft geschenkt hätte, denn danach ging es mit ihm langsam bergauf."

Die Situation zehrte an der Familie

Doch Lukas muss noch auf der Station bleiben. Silke und ihr Mann Oliver verbringen Tag und Nacht bei ihm. Auf der Station hat keiner richtig Zeit, sich um sie zu kümmern, die Frage, die sie quält, zu beantworten, nämlich: wie Lukas sich entwickeln wird. Nach viereinhalb schweren Monaten dürfen die Maders ihren Sohn dann endlich mit nach Hause nehmen.

Aber jetzt fängt das Chaos, wie Silke Mader heute sagt, erst an. Denn die Eltern sind völlig auf sich allein gestellt und haben Angst, nicht alles richtig zu machen. Silke und ihr Mann, beide als Pädagogen in der Behindertenarbeit tätig, wälzen Bücher, verschlingen alles, was sie zum Thema Umgang mit Frühchen finden. Es ist nicht viel. Die Sorge um ihr Kind, die durchwachten Nächte lassen die Eltern verzweifeln. Lukas schläft nicht, er isst kaum, und obwohl er jede halbe gefüttert werden muss, nimmt er wenig zu.

Lukas erster Strampler ist ein winziges blau-weiß-gestreiftes Etwas. "Nichts passte ihm, seine Babysachen haben wir im Spielwarenladen als Puppenkleidung gekauft." Dazu kommen finanzielle Probleme, die Fahrten zu den Untersuchungen ins Krankenhaus und vier Mal die Woche zusätzlich Therapie. Viele medizinisch-therapeutische Maßnahmen werden von der Krankenkasse nicht bezahlt. Unter diesem ganzen Druck droht die Beziehung zwischen Silke und ihrem Mann Oliver zu zerbrechen: "Es war eine unheimliche Belastung in den ersten Jahren, weil wir ja keinerlei Zeit mehr für uns hatten. Alles konzentrierte sich auf Lukas, dreht sich nur um ihn." Weil Lukas nicht laufen kann, muss er immer wieder ins Krankenhaus. Für eine schwere Hüft-OP werden dem damals vierjährigen beide Oberschenkel gebrochen: "Als Mutter fühlte ich mich schuldig, ihm dies anzutun, ihm die Schmerzen zuzumuten. Mein Mann und ich fragten uns oft, ob das alles einen Sinn hat.“ Die Familie erlebt viele Tiefs und wenige Hochs.

Ein neues Kapitel im Leben von Silke Mader

Erst als Lukas in die Schule kommt, geht es langsam, aber stetig bergauf. Heute geht der 16-Jährige aufs Gymnasium. Er sei ein glücklicher Junge, mitten in der Pubertät, der ganze Stolz seiner Mutter. Und Lena? "Sie ist immer dabei", sagt Silke. Schlimm seien die Geburtstage, Namenstage, Weihnachten. Da sei der Schmerz besonders groß. "Aber dann stelle ich mir vor, dass sie mir bei meiner Arbeit zusieht und vielleicht mit dem, was ich tue, zufrieden wäre."

An dieser Stelle beginnt für Silke Mader ein neues Kapitel in ihrem Leben: Durch den Tod ihrer kleinen Tochter und den Strapazen mit Lukas fand Silke Mader bei aller Trauer auch neue Kraft. Die Erfahrungen, die sie und ihr Mann in den Kliniken machen mussten, dieses Leid wollte sie anderen ersparen. So setzt sie sich seit 1999 ehrenamtlich für Frühgeborene und ihre Familien ein. Sie sucht Kontakt zu betroffenen Eltern, um sich auszutauschen, sie stark zu machen für die Dinge, die auf sie zukommen sollten.

Heute ist sie mit der Stiftung "European Foundation for the Care of Newborn Infants" europaweit aktiv: Sie wirbt um bessere Ausbildung des Klinikpersonals, um eine familienfreundliche Therapie und allgemein gültige Standards für Frühchenstationen. Längst wird ihr Engagement von Ärzten, Schwestern und Pflegern anerkannt, auf internationalen Kongressen ist sie als Expertin gefragt. Und dank ihr gibt es sogar den internationalen Frühchen-Tag am 17. November.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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