t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon

Menü Icont-online - Nachrichten für Deutschland
Such Icon
HomeGesundheitSchwangerschaft

Das erste Kind aus dem Reagenzglas wird 40


Das erste Kind aus dem Reagenzglas wird 40

Von dpa
Aktualisiert am 19.07.2018Lesedauer: 3 Min.
Louise Joy Brown, der erste durch In-Vitro-Fertilisation gezeugte Mensch, kurz nach ihrer Geburt.Vergrößern des BildesLouise Joy Brown, der erste durch In-Vitro-Fertilisation gezeugte Mensch, kurz nach ihrer Geburt. (Quelle: John Stillwell, PA/Archiv./dpa)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilenAuf WhatsApp teilen

Vor 40 Jahren kam das erste Baby zur Welt, das durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde. Für ihre Eltern war Louise Brown ein kleines, für die Welt der Medizin ein großes Wunder.

Louis Brown erblickte 1978 durch einen Kaiserschnitt nahe Manchester das Licht der Welt. Sie war der erste Mensch, der nicht auf natürlichem Wege gezeugt wurde. Für die Medien eine Sensation – Zeitungen rund um den Globus druckten ihr Foto auf die Titelseiten.

Der erste durch In-Vitro-Fertilisation gezeugte Mensch spaltete die Gesellschaft und sorgte vor allem bei den Kirchen für viel Kritik. Am 25. Juli wird Louise Brown 40 Jahre alt.

Künstliche Befruchtung durch Wettgewinn finanziert

Ihr Leben verdankt sie streng genommen dem Glück ihres Vaters John. Mutter Lesley wurde auf natürlichem Wege nicht schwanger, eine Fruchtbarkeitsbehandlung war für die Arbeiterfamilie unbezahlbar. Kurz vor der Abfahrt in einen kurzen Sommerurlaub hatte John wie so häufig einen Wettschein der in Großbritannien beliebten Sportwetten "Football Pools" ausgefüllt. Als das junge Paar nach Hause zurückkehrte, fand es einen Scheck über 800 Pfund im Briefkasten.

Nach neun Jahren vergeblicher Versuche, auf natürlichem Wege ein Kind zu bekommen, investierten die Browns das gewonnene Geld in künstliche Befruchtung – eine Methode, die erst kurz zuvor entwickelt wurde. 1969 war dem Cambridge-Physiologen Robert Edwards gemeinsam mit dem Gynäkologen Patrick Steptoe die erste In-Vitro-Fertilisation (IVF) einer menschlichen Eizelle gelungen.

Mutter wusste nicht, dass die Methode neu war

Neun Jahre später waren es dieselben zwei Mediziner, die Lesley Brown eine Eizelle entnahmen, diese im Reagenzglas befruchteten und der Mutter bei einer Operation wieder einsetzten. "Bis sie bereits ein paar Monate schwanger war, wusste sie überhaupt nicht, dass die Methode komplett neu war und noch nie zuvor funktioniert hatte", sagt Louise Brown über ihre 2012 verstorbene Mutter.

38 Wochen später war es dann soweit: Am 25. Juli um 11.47 Uhr hallte das Schreien von Louise durch die Flure des Oldham General Hospital, das eine gute halbe Stunde vom Zentrum Manchesters entfernt liegt.

Das "Superbaby" wurde zum Medienstar

Die Boulevardzeitung "Daily Mail", die sich die Exklusivrechte von Mutter Lesley gesichert hatte, nannte Louise das "Superbaby" – weltweit war damals vom ersten Retortenbaby die Rede. Mehr als 100 Journalisten belagerten das Haus der Familie in Bristol, nachdem Mutter und Tochter aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Die Browns erhielten unzählige Grußkarten. Doch es gab auch schockierende Reaktionen: In einem Paket, das sie von einem radikalen Katholiken bekamen, fanden sie einen Plastik-Fötus und ein zerbrochenes Reagenzglas, wie Louise Brown in ihrer Autobiografie schreibt.

Vatikan verurteilte die künstliche Befruchtung

Das war nicht die einzige Schmähung, der die junge Familie ausgesetzt war. Der Vatikan kommentierte, die Geburt habe "sehr schwere Konsequenzen für die Menschheit", der katholische Erzbischof von Liverpool nannte sie "moralisch falsch". Trotz aller Kritik erhielt der Mediziner Robert Edwards 2010 den Nobelpreis. Bis heute kamen Schätzungen zufolge weltweit zwischen sechs und acht Millionen Menschen durch In-Vitro-Fertilisation zur Welt. Laut der britischen Zeitung "The Guardian" werden in manchen Ländern 3 bis 6 Prozent aller Babys durch künstliche Befruchtung geboren.

Louises Eltern reagierten offensiv auf die Kritik und tourten mit der bei der Geburt 2.600 Gramm schweren und 49 Zentimeter großen Tochter durch Fernsehstudios und Talkshows. Sie wollten allen zeigen: Louise ist ein ganz normales Kind. In den ersten Jahren nach ihrer Geburt war das Mädchen der Dauerbrenner in Medienhäusern weltweit. Dann zog sich die Familie zurück, um ihrer Tochter ein normales Leben zu ermöglichen.

Louise bekommt zu jedem runden Geburtstag Medienaufmerksamkeit

Trotzdem ist Louise Brown bis heute ein Star. "Ich habe es ja nie anders gekannt. Die Medienaufmerksamkeit war immer dieselbe. Spätestens zu jedem runden Geburtstag wieder. Manchmal ist es komisch, darüber nachzudenken, dass so viele Menschen weltweit meinen Namen kennen", sagt sie.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

t-online - Nachrichten für Deutschland


TelekomCo2 Neutrale Website