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So arbeitet eine Pflegemutter für Findelbabys


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So arbeitet eine Pflegemutter für Findelbabys

lf

19.09.2011Lesedauer: 4 Min.
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Findelkinder in der Babyklappe.Vergrößern des Bildes
Findelkinder in der Babyklappe. (Quelle: SterniPark e. V.)

Gerade weil Karo selbst Mutter ist, trifft sie wohl immer wieder die Fassungslosigkeit, wenn es um einen neuen Fall eines ausgesetzten Findelbabys geht.

„Sprachlos bin ich so manches Mal. Aber tatenlos werde ich nie“, sagt die 37-Jährige. Karo ist seit 7 Jahren ehrenamtlich für Sternipark e. V. tätig. Dieser gemeinnützige Verein kümmert sich bundesweit um Mütter und Kinder in Not. „Die Gründe, weshalb Mütter sich an uns wenden sind verscheiden, immer drastisch, aber für uns nicht so entscheidend wie die Frage, wie wir ihnen und vor allem ihren Babys helfen können“, erklärt Karo.

Viele Angebote für Mütter in Not

Sternipark e.V hat im Laufe der letzten elf Jahren eine Vielzahl an Einrichtungen und Angeboten für Mütter und Kinder entwickelt. Unter anderem gibt es Kinderhäuser oder die Möglichkeiten des Mutter-Kind-Wohnens. „Aber auch für die vorgeburtliche Betreuung von Müttern in Not wird viel getan“, sagt Karo. Sie selbst ist als Ansprechpartnerin über die so genannte Mutter-Notrufnummer erreichbar „Dies ist eine Telefonhotline, an die sich Schwangere oder frisch gebackene Mütter, die in Problemsituationen sind, wenden können – sogar wenn sie ihr Kind anonym auf die Welt bringen oder nach der Geburt abgeben möchten oder müssen“, erklärt die ehrenamtlich Tätige.

Klappe zu – Baby endgültig weg?

Bekannt geworden ist der gemeinnützige Verein aber vor allem durch die Einrichtung von Babyklappen. Inzwischen gibt es bundesweit (meist in staatlichen Krankenhäusern) über 90 solcher Klappen. Mütter können ihre Babys hier anonym und völlig straffrei hineinlegen und hinterlassen. Hinter den schmalen Stahl- oder Drehtüren befindet sich ein kleines Wärmebettchen, welches ständig via Video überwacht wird. Legt eine Mutter ihr Kind dort hinein und schließt die Klappe, wird sofort ein Pflegeteam alarmiert, das das Baby sogleich in seine Obhut nimmt. Karo ergänzt: „Ist die Klappe einmal zu, kann sie von außen nicht mehr geöffnet werden. Das Baby ist dann in der Obhut von Sternipark e.V. oder des Jugendamtes – das ist von Klappe zur Klappe verschieden."

Hilfe – auch für Mütter

„Natürlich ist dieser Schritt für keine Mutter einfach – egal, in welcher Situation sie ist. Es ist aber für viele die einzige Möglichkeit sich und ihrem Kind zu helfen“, erklärt die erfahrene Pflegemutter. Sobald sich die Klappe schließt, beginnt die Unterstützung von Sterni-Park e.V. Und zwar nicht nur für das Kleine, sondern auch für die Mutter – jedenfalls dann, wenn sie das möchte.

Neue Chance – innerhalb von acht Wochen

Innerhalb von acht Wochen nach der anonymen Abgabe hat die Mutter Gelegenheit sich zu melden. In diesem Zeitraum ist das Kind bei ehrenamtlich arbeitenden Pflegeeltern untergebracht. Die leibliche Mutter hat nun noch die Chance gemeinsam mit Sternipark e.V. eine Zusammenführung herzustellen und trotz der schwierigen Umstände einen Weg für sich und ihr Kind zu ebnen. „Aber auch wenn die Mutter ihr Kind nicht wieder zu sich holen möchte, hat sie die Möglichkeit das Gespräch mit uns zu suchen. Sie kann auch einfach nur einen Brief, eine persönliche Nachrichten oder andere Informationen hinterlassen, die dem Kind später zugänglich gemacht werden können“, so die Pflegemutter. Meldet sich die Mutter jedoch nicht, beginnt die Suche gemeinsam mit dem Jugendamt nach einer passenden Adoptionsfamilie.

Auch Pflegemütter brauchen Kraft

Karo betreut derzeit wieder ein kleines, süßes Findel-Mädchen. Es ist inzwischen das fünfte Baby, das nicht nur die Acht-Wochen-Obhut, sondern auch die Folgezeit bis eine geeignete Adoptionsfamilie gefunden wurde, bei der Selbstständigen verbringt. Eine große Hilfe für die gefundenen Kleinen – aber auch eine große Herausforderung für Karo. „Es ist ja nicht nur der alltägliche organisatorische Aufwand, der auf einen zukommt, wenn man plötzlich wieder einen Säugling zu Hause hat. Es bedeutet auch einen enormen emotionalen Aufrieb für mich“, erklärt die ehrenamtliche Ersatz-Mama.

Der Lauf der Dinge – ein Erfolg

„Die Kinder bleiben mehrere Monaten bei mir. Natürlich entsteht eine enge Bindung. Ich kümmere mich fast seit dem Tag ihrer Geburt um sie – ich bin so etwas wie ihre Mama“, berichtet die 37-Jährige. Dass eine Trennung dann schwer fällt, liegt auf der Hand. Umso schöner ist es für die Pflegemutter zu sehen, wie gut es den Kindern in ihren späteren Adoptionsfamilien geht. Zu einer Familie pflegt Karo bis heute einen besonderen Draht. „Zwei Findelkinder, die ich zur Pflege hatte, wurden in diese Familie vermittelt. Es ist toll, den Kontakt zu halten und zu sehen, wie die Kleinen aufwachsen und wie sehr sich unser Einsatz lohnt.“

Weiter machen trotz Widersachern

„Ich mache diese Tätigkeit wirklich gern“, freut sich die Findelmama. Und das trotz der enormen Arbeit und vielen Widersachern. Es gibt nämlich nicht nur Babyklappen-Befürworter. Sogar auf hoher politischer Ebene wurde die Einrichtung von Babyklappen bereits heftig kritisiert und diskutiert. Die erfahrene Pflegemutter weiß dazu jedoch nur eines zu sagen: „Für uns als helfendes Team zählen keine Worten oder Diskussionen, sondern Taten. Und die vollbringen wir gemeinsam mit Sternipark e.V., den Müttern und Adoptionsfamilien täglich.“ Und wer das drei Monate alte und (inzwischen) fröhlich glucksende Findelbaby auf Karos Arm so ansieht, kann dem wohl kaum widersprechen.

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