Frisch Verliebte haben nur Augen füreinander. (Foto: Archiv)Eines der intensivsten Gefühle, die Menschen erleben können, ist das Verliebtsein. Der Volksmund spricht von der "rosaroten Brille", die Verliebte tragen und davon, dass "Liebe blind macht". Ist an diesen Volksweisheiten wirklich etwas dran? Welche Konsequenzen hat das Verliebtsein für die Wahrnehmung des Partners und der Beziehung in diesem "Anfangsstadium"? Und wie lange hält das emotionale Hochgefühl an? Professor Manfred Hassebrauck, Sozialpsychologe an der Bergischen Universität Wuppertal und Berater der Partnervermittlungsagentur Friendscout24, ist diesen spannenden Fragen im Rahmen seiner Studien nachgegangen.
Forum: Schreiben Sie uns Ihre Erfahrung! Waren Sie auch schon mal "blind" vor Liebe? |
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Verliebte verschließen die Augen
Verliebte neigen dazu, die geliebte Person zu idealisieren. Sie übersehen negative Eigenschaften, Fehler werden gar in positives Eigenschaften umgedeutet. Ein Beispiel: Kommt er etwa zu spät zur Verabredung, findet die Verliebte das erfrischend unkonventionell. Selbst die banalsten Eigenschaften sind für Verliebte wahre Tugenden, haben Forscher in Studien herausgefunden.
Frisch Verliebte als Forschungsobjekt
An der Universität Wuppertal wurde in einem langjährigen Forschungsprogramm dieses Phänomen näher untersucht. In einer der Studien befragten die Wissenschaftler über zweihundert Frischverliebte und begleiteten sie über die ersten sechs Monate ihrer neuen Beziehung. Nur allzu verständlich war es, dass in dieser Phase alle völlig euphorisch im Hinblick auf ihre Beziehung waren, und dementsprechend waren sie allesamt mit ihrer Beziehung auch sehr zufrieden
Nach sechs Monaten kommt die Wende
Nach nur sechs Monaten sieht das alles schon ganz anders aus: Nicht nur, dass schon diese kurze Zeitspanne reicht, um deutlich weniger zufrieden mit der Beziehung zu sein. Plötzlich berücksichtigten die nicht mehr so frisch verliebten Testpersonen viel stärker, wie viel Gemeinsamkeiten sie mit dem Partner hatten, wie gut es im Bett klappte, wie viel Verständnis und Zärtlichkeit es gab und so weiter. Das heißt: in einem etwas "abgekühlteren“ Zustand nehmen die Paare eine gründlichere Bewertung ihrer Beziehung vor.
Wieso Liebe blind macht
Doch wie kommt es zu solchen Wahrnehmungsverzerrungen? Dazu muss man wissen, wie Gefühle unser Denken beeinflussen. Zum einen haben Gefühle Konsequenzen für unsere Erinnerungen. Beispielsweise berichten gut gelaunte Menschen, die sich an ihre Schulzeit zurückerinnern, mehr positive Erlebnisse als schlecht gelaunte. Und ebenso fallen Verliebten mehr positive Eigenschaften des Partners oder der Partnerin ein als Leuten, die nicht mehr ganz so stark verliebt sind. Kurzum: Angenehme Gefühle lassen uns die Welt etwas rosiger erscheinen als sie tatsächlich ist.
Verliebte sind eher risikobereit
Außerdem: Positive Gefühle - wie eben auch das Verliebtsein - vermitteln uns Sicherheit, signalisieren uns, dass alles in Ordnung ist. Dann können wir ruhig ein wenig risikobereit und eher weniger gründlich sein. Verliebte lassen dann auch schon mal Fünfe gerade sein und sind bei Arbeiten, die sehr viel Sorgfalt erfordern, eher etwas oberflächlich. Und manchmal übersehen sie dabei auch Dinge, die sich langfristig negativ auf die eigene Beziehung auswirken. William Shakespeare hat das im Kaufmann von Venedig einst sehr treffend zusammengefasst: "Doch Liebe ist blind, und Verliebte sehen nicht das schöne Narrenspiel, das sie selbst spielen."
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