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Laco: Die Entdeckung alter Stärken


Laco: Die Entdeckung alter Stärken

Martin Häußermann

03.12.2012Lesedauer: 4 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Der Flieger-Chronograf "Kiel" hat eine Gangreserve von 40 Stunden.Vergrößern des Bildes
Der Flieger-Chronograf "Kiel" hat eine Gangreserve von 40 Stunden. (Quelle: Hersteller-bilder)

Zwischen Stowa, dem Uhrenbauer Jörg Schauer und der Pforzheimer Traditionsmarke Laco gibt es zahlreiche Verbindungen. Eine wichtige Parallele ist die Tatsache, dass Laco einst ebenso wie Stowa zu den fünf auserwählten Lieferanten von großen Fliegeruhren gehört hat. Einige Modelle von Laco stellen wir in unserer Foto-Show vor.

Diesen Umstand ein auserwählter Lieferant zu sein, machten sich Andreas Günther und sein Vater Horst zunutze, um im wachsenden Markt der mechanischen Uhren wieder Fuß zu fassen. Dazu landeten sie im Jahre 2000, als das Laco sein 75-jähriges Bestehen feierte, einen bemerkenswerten Coup: Sie ließen die alte "Beobachtungsuhr" in einer auf 75 Exemplare limitierten Edition wiederaufleben. Aber nicht als schnöde Replika.

Edition aus Originalteilen

Vielmehr nutzte Horst Günther seine weitläufigen Kontakte und kaufte sukzessive defekte Uhren und alte Werkteile dieses Modells auf, die in den Tiefen unzähliger Uhrmacherwerktische und Fourniturenschränke verstaubt waren: Platinen, Brücken, Kloben und Räder. Der Erfolg war erstaunlich: Rund 80 Prozent aller Teile waren noch da und, noch erstaunlicher, nach Überarbeitung auch zu gebrauchen. >>

Was nicht mehr zu bekommen war, wie beispielsweise Räderwerks- oder Sekundenbrücke, ließen die Günthers anhand alter Pläne nachfertigen.

Schließlich tickt in der "Beobachtungsuhr" ein Manufakturwerk, das 22-linige "Durowe D5", das Horst Günther so beschreibt: "Herausragend für die damalige Zeit war die charakteristische Brücke zur Lagerung des Räderwerks der indirekt angetriebenen Zentralsekunde, um auch bei extremsten Flugmanövern noch höchste Ganggenauigkeit zu garantieren."

Werkehersteller gegründet

Dieses Werk ist ein Erbe von Ludwig Hummel, geboren übrigens in Engelsbrand, der 1925 zusammen mit Frieda Lacher die Uhrenfabrik Lacher & Co ins Leben rief. Nach der Trennung der beiden Geschäftspartner führte Hummel das Unternehmen unter dem Namen Laco weiter und gründete zudem 1933 den Werkehersteller Durowe ("Deutsche Uhren-Roh-Werke", auch "DuRoWe" bzw. "Deutsche Uhrenrohwerke"). >>

Frieda Lacher wiederum betätigte sich zunächst als Herstellerin von Präzisionsteilen (Räder, Triebe etc.) für Armbanduhren. Erst nach dem Eintritt ihres Sohnes Erich Lacher in den Betrieb (1936) wurden wieder komplette Uhren gebaut. Fortan hieß das Unternehmen "Erich Lacher Uhrenfabrik".

Selbstversorger mit Uhrwerken

Ludwig Hummel jedoch übte sein Geschäft weiter im großen Stil aus: Durowe baute zwei runde Werke mit acht und zehn Linien Durchmesser sowie drei Formwerke. Damit versorgte Hummel zum einen sein eigenes Unternehmen Laco komplett mit Uhrwerken, machte sich so von den zunehmend schwieriger werdenden Schweiz-Importen unabhängig, und belieferte zum anderen auch zahlreiche deutsche Uhrenhersteller. Horst Günther schätzt die damalige Monatsproduktion auf rund 20.000 Rohwerke. Auch Laco-Durowe ereilte das Schicksal vieler Pforzheimer Gebäude und Firmen: Nach einem Bombenangriff lag das Unternehmen in Schutt und Asche.

Aus Mitteln des "Marshall-Plans" wurde das Unternehmen neu aufgebaut und wuchs schnell. Mitte der fünfziger Jahre beschäftigte man bereits 1400 Menschen und versorgte eine Vielzahl von deutschen Uhrenmarken mit hochwertigen Handaufzug- und Automatikwerken.

Dennoch blieben wirtschaftliche Probleme nicht aus, weshalb Hummel das Unternehmen 1959 an die amerikanische Timex verkaufte, die großes Interesse an den fortgeschrittenen Entwicklungen von elektrischen und elektronischen Uhrwerken hatte. Das US-Unternehmen hatte auf das richtige Pferd gesetzt: Die 1961 vorgestellte "Laco Electric" war die erste Uhr mit elektromechanischer Unruh. Nachdem sich Timex das Laco-Know-how einverleibt hatte, wurde das Unternehmen an die Schweizer Ébauches SA weiterveräußert, die in der Folgezeit Laco-Durowe zum regelrechten Massenhersteller machte: 1974 etwa baute man in Pforzheim 550.000 Uhrwerke. Das riesige Wachstum sollte dem Unternehmen nicht gut tun. Die von Japan ausgehende "Quarzwelle" ließ das einstmals große Unternehmen Laco-Durowe in der Versenkung verschwinden. >>

Die Erich Lacher Uhrenfabrik jedoch existierte weiter und hielt sich in den Krisenzeiten mit der Herstellung von Private-Label-Uhren mit Quarzwerk über Wasser. Dabei erwies sich der geschäftsführende Gesellschafter Horst Günther als durchaus kreativ. Zur Pflege des Doms zu Speyer ließ er eine Uhrenedition gestalten, die sich hervorragend verkaufte und damit sowohl dem Erhalt des Baudenkmals als auch der Uhrenfabrik Lacher nutzte.

Für den aus dem Raum Görlitz stammenden Günther war somit nach der Wende denn auch schnell klar, dass er sich für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche engagieren würde. Wer sich für die Stadt Dresden und ihr bekanntes Gotteshaus interessiert, kennt die Uhren mit dem kleinen Stück Trümmergestein im Zifferblatt. Zwanzig Editionen zu je 25.000 Uhren wurden bisher gebaut.

Horst Günther im Rückblick: "Das ist schon gigantisch, wie das gelaufen ist." Es hat nicht nur 7,5 Millionen Euro in die Spendenkassen zum Aufbau der Frauenkirche gespült, sondern auch der Erich Lacher Uhrenfabrik Oberwasser gegeben. Zum Beispiel dabei, die in der Versenkung verschwundene Marke Laco wiederaufleben zu lassen, deren Namensrechte und Wortbildmarke Horst Günther 1988 gekauft hatte. Mit der eingangs erwähnten Sonderserie machten er und sein Sohn Andreas die alte Marke schnell wieder bekannt. Neben der rasch ausverkauften Replika entstanden maßstäblich verkleinerte Beobachtungsuhren mit 42 Millimetern Durchmesser, angetrieben von Schweizer ETA-Werken. Je nach Ausführung kosten sie zwischen 600 und 1500 Euro.

"Mittlerweile sind wir wieder mehr als Marke denn als Hersteller von Private-Label-Uhren gefragt", gibt Andreas Günther zu Protokoll. Die Marke Laco by Lacher verkauft sich. Rund vierzig Mitarbeiter, die im Betrieb auf der Wilferdinger Höhe arbeiten, haben mit den für die Montage zugelieferten Komponenten und dem Verkauf der Uhren reichlich zu tun. Dann, 2004, zogen die Pforzheimer nach und stellten eine Kollektion von Marineuhren vor. Das Vorbild für diese Serie, eine 1944 hergestellte Taschenuhr, ist heute bei Lacher in Pforzheim zu sehen – ebenso wie die legendäre Fliegeruhr, mit der Laco einst zum Höhenflug gestartet ist.

Schauen Sie sich einige Laco-Modelle in unserer Foto-Show an.

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