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Der Krokodil-Jäger


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Der Krokodil-Jäger

Karsten-Thilo Raab

12.12.2013Lesedauer: 4 Min.
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Australiens Krokodile gehören zu den gefährlichsten Tieren der Welt.Vergrößern des Bildes
Australiens Krokodile gehören zu den gefährlichsten Tieren der Welt. (Quelle: 15.11.2013/Karsten-Thilo Raab/srt)

Das khakifarbene Hemd, die dunkelbraune Hose, die dicken Schuhe und die Lederkette um den Hals mit einem mächtigen Krokodilzahn daran lassen Aaron Rodwell ein wenig wie die Filmlegende Paul Hogan im Kinoklassiker "Crocodile Dundee" aussehen. Und wie der Hollywoodstar kämpft der 35-Jährige aus Darwin in Australiens Northern Territory regelmäßig mit Krokodilen. Allerdings nicht mit einem Buschmesser, geschweige denn mit der bloßen Hand.

"Australiens Salzwasserkrokodile gehören zu den gefährlichsten Tieren der Welt", sagt Aaron, der von seinen Freunden einfach "Azza" genannt wird, und blickt auf die bis zu sieben Meter langen und tausend Kilogramm schweren Riesenechsen. 66 messerscharfe Zähne, enorme Beißkraft und scharfe Krallen zeichnen das BYB, das "big yellow beast" (große gelbe Biest), wie es der Jäger respektvoll nennt, aus.

Baden ist lebensgefährlich

Rund 80.000 Krokodile tummeln sich sehr zum Verdruss der Einheimischen und der Touristen in den Gewässern des Northern Territory. Da die Tiere nicht nur in Flüssen und Seen leben, sondern sich auch bis zu drei Wochen am Stück im Meerwasser aufhalten können, ist Baden in und um Darwin faktisch nicht möglich - es sei denn, man möchte sein Leben leichtfertig aufs Spiel setzen. >>

Mehrere hundert Krokodile werden jedes Jahr von den Rangern des Northern Territory mit Hilfe spezieller Krokodilfallen gefangen. Dazu wird ein Unterwasserkäfig mit Fleisch, meist von Wildschweinen, bestückt. Schwimmt das Krokodil in den Tunnel, um das Fleisch zu ergattern, klappt die Falle zu. Rund zwei Dutzend dieser Fallen gibt es rund um Darwin.

Geschäft mit den Krokodilen

Die gefangenen Echsen landen dann in Krokodilfarmen, wo sie später zu Fleisch und Leder verarbeitet werden. Einige der Tiere werden auch für Preise von umgerechnet bis zu 20.000 Euro an Zoologische Gärten rund um die Erde verkauft.

"Die Ranger machen einen tollen Job. Doch, wenn es einem "Croc" gelingt, der Falle zu entkommen, wird es nie wieder darauf reinfallen", weiß Azza um die Cleverness der Bestien. Einige der über kurze Distanzen bis zu 25 Stundenkilometer schnellen Reptilien werden dann schnell zu Problemkrokodilen. >>

Sie bedrohen Viehherden, Schulareale und Privatgrundstücke. In solchen Fällen kommt Aaron Rodwell ins Spiel, er wird von Farmern oder Hausbesitzern telefonisch wie ein Kammerjäger angefordert. Der 35-Jährige hat bezogen auf die wilden Kreaturen die Lizenz zu Töten. James Bond lässt grüßen.

Rodwell versucht, das Hirn der Echsen lahmzulegen

Zusammen mit einem Helfer stellt er den Problemkrokodilen in einem kleinen Boot nach. Aber das ist alles andere als einfach. Zumal die "Crocs" in den sumpfigen Gewässern oft nur schwer auszumachen sind und sich noch dazu blitzschnell bewegen. Entsprechend gehört für Azza, neben einem wachsamen Auge, Geduld zu den wichtigsten Tugenden bei der Krokodiljagd. Sobald sie sich an der Wasseroberfläche zeigen, versucht Rodwell, eine Harpune in den Bereich zwischen Schädel und Nackenfalte zu schleudern, um das kleine Hirn des großen Räubers lahm zu legen. Das ist nicht ungefährlich, schließlich können die Krokodile mühelos in Sekundenschnelle zwei Drittel ihres Körpers aus dem Wasser schieben, um Beute zu ergattern oder Angreifer abzuwehren.

Die Harpune ist mit einem Seil verbunden. Ist das Jagdgerät in den Nacken des Tieres eingedrungen, warten Azza und sein Helfer geduldig, bis der Widerstand des Krokodils nachlässt. Ähnlich wie beim Angeln geben sie dem Tier bei Bedarf mehr von dem Seil, damit es sich "austobt". Erst dann ziehen sie das Tier langsam an die Bordwand heran.

"Das ist der gefährlichste Moment für uns. In der Regel versucht das Krokodil sofort zuzuschnappen", weiß Azza. Schließlich ist nichts so gefährlich wie ein angeschlagenes Krokodil. Blitzschnell muss nun eine Schlinge über den Oberkiefer des Reptils gestülpt werden. Die Schlinge wird dann von Azza um das gesamte Maul gewickelt, während sein Helfer die Schnauze mit stabilem Klebeband umwickelt. Nun gilt es den mehrere Hundert Kilo schweren Koloss Stück für Stück an Bord zu ziehen. Sofort werden die kräftigen Beine und Krallen ebenfalls mit Seilen und Klebeband umwickelt. >>

Erst dann kann das Tier mit einem Gewehr in die ewigen Jagdgründe geschickt werden. Es im Wasser zu erschießen, sei wegen der dicken Haut fast unmöglich. Zudem besteht die Gefahr, dass das Tier dann flüchtet. "Vom Krokodil wird bis auf den Magen alles verwendet: Das Fleisch wird gegessen, der Rest zu Schmuck, Taschen, Schuhen oder Souvenirs verarbeitet", erklärt Aaron Rodwell, dessen Handinnenflächen von dicke Narben und Rissen überzogen sind, die von der Fangleine stammen. "Bis jetzt haben mich die "Crocs" noch nie erwischt", lacht Azza, der gleichwohl den scharfen Krallen der Krokodile manche Narbe und manchen Kratzer an Armen und Beinen zu verdanken hat.

Alltag dreht sich rund um Krokodile

Auch wenn der 35-Jährige, der pro Jahr etwa zwei Dutzend dieser Riesen fängt und erlegt, mal nicht auf der Jagd ist, dreht sich der Alltag für ihn weitgehend um Krokodile. Während der sogenannten "Wet Season", den nassen Monaten von November bis April, verarbeitet er die Tiere zu allem, was sich aus den Krokodilen fertigen lässt. Der Bogen spannt sich vom Hut und Gürtel über Handtaschen bis hin zu Ketten mit Krokodilszähnen.

Während der "Dry Season", der Trockenperiode von April bis Oktober, steht er dann - sofern er nicht gerade jagen muss - donnerstags und samstags auf dem "Mindil Beach Sunset Market" in Darwin, um seine Krokodilprodukte an den Mann zu bringen. "So gesehen verdiene ich an den Krokodilen doppelt. Erst bekomme ich Geld dafür, dass ich sie jage, dann verkaufe ich sie in Einzelteilen", lacht Azza, während er einem Touristen aus Korea einen Rückenkratzer mit Krokodilskralle verkauft. Dann klingelt wieder das Mobiltelefon. Krokodilalarm! Seine Partnerin Tasha Baker übernimmt den Verkauf, Azza muss los, eine Kuhherde retten.

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