Gegen das schlechte Image rund um den Ballermann versucht Mallorca seit Jahren vorzugehen. Jetzt beschloss der Gemeinderat der Hauptstadt Palma die teils umstrittene "Ordenanza de civismo"(dt. etwa "Verordnung für zivilisiertes Zusammenleben"), die für mehr Ordnung und Sauberkeit sorgen soll. Unter anderem sieht sie Bußgelder für das Tragen von Badekleidung in der Innenstadt oder öffentliche Saufgelage vor.
Die neuen, strengen Benimmregeln sollen nach einer mehrwöchigen Informationskampagne von Juni an im erweiterten Strandbereich der Playa de Palma und von September an im gesamten Stadtgebiet gelten. Die Verordnung wurde im Rathaus der Hauptstadt der spanischen Ferieninsel mit den Stimmen der kommunalen Regierung der konservativen Volkspartei (PP) angenommen. Die linke Opposition votierte geschlossen dagegen.
Auch "Balconing" steht unter Strafe
Die Verordnung sieht unter anderem Bußgelder für öffentliches Urinieren, Graffiti, öffentliche Trinkgelage sowie Badekleidung abseits von Pools oder Stränden vor. Auch das "Balconing" genannte Klettern und Springen von Hotelbalkonen steht dann unter Strafe, ebenso wie das Ansprechen von Straßen-Prostituierten. Gleiches gilt für weggeworfene Kaugummis oder Zigaretten.
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Vorgesehen sind Bußgelder von bis zu 400 Euro. Unterschieden wird zwischen leichten, mittleren und schweren Vergehen. Während ein Verstoß gegen die Kleiderordnung ein leichtes Vergehen wäre, zählt das Ansprechen von Prostituierten zu den mittleren und Vandalismus zu den schweren.
Opposition kritisiert Verordnung
Die meisten Einheimischen freuen sich. Offen bleibt, wie die Touristen reagieren und ob die Wildesten unter ihnen dann andere Ziele bevorzugen werden. Die Wirte machen sich geringe Sorgen. "Das war schon schlimm, was manche Touristen hier veranstaltet haben. Es gab vor allem im Arenal und in Magaluf oft Schlägereien unter Betrunkenen, im Herbst war dann alles kaputt. Und in der Stadt muss man sich ordentlich anziehen, ist doch klar. Zu Hause machen die das sicher nicht. Ob welche nun wegbleiben, weiß ich nicht, aber dann werden sicher andere kommen", sagt Manuel Sanchez, Geschäftsführer des Hostal Pinar, der Nachrichtenagentur dpa.
Mehr Unruhe wecken die neuen Benimmregeln bei Aktivisten und Sozialarbeitern sowie bei der linken Opposition, die im Rathaus geschlossen gegen die «Verordnung für zivilisiertes Verhalten» votierte. Es wird geklagt, dass die konservative Kommunalregierung nicht nur die wildesten unter den Touristen, sondern auch und vor allem "die Schwachen der Gesellschaft" wie etwa Prostituierte, Obdachlose und auch Straßenkünstler ins Visier nimmt. Zudem könne die neue Verordnung zur Unterdrückung von Demonstrationen missbraucht werden, heißt es.
Gibt es in Palma nur noch Rentner aus Nordeuropa?
Man erlebe gerade in Palma eine "Reise zurück in die Franco-Diktatur", behauptet die Stadträtin Neus Truyol von der Parteienkoalition Més, die sich für Umweltschutz und mehr Souveränität für die Balearen einsetzt. "Die Verordnung ist ein direkter Angriff gegen die Kultur und gegen die Armen, sie verletzt die Grundrechte der Menschen, in dem sie soziale Probleme mit Polizeigewalt zu lösen versucht", meint sie.
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Die sozialistische Stadtpolitikerin Aina Calvo kritisiert, dass die konservative Regierung der Volkspartei (PP) "nur den Restaurants und Kneipen alles gestattet". Die neue Verordnung sei antisozial, mache "jeden zum Verdächtigen" und zeige, dass die Regierung unfähig sei, Palmas wirkliche Probleme zu lösen. Der für Tourismus zuständige PP-Stadtrat Álvaro Gijón, der als Vater der neuen Regeln gilt, entgegnet: "Die neue Verordnung wird Abhilfe für rund 15.000 Beschwerden schaffen, die wir im Rathaus jedes Jahr bekommen." "Palma wird sterben, wir werden bald nur noch Rentner aus Nordeuropa hier haben", sagt ein junger Straßenmusiker, der lieber anonym bleiben wollte.