Wandern mit viel Genuss und Meerblick
Romantische Buchten, mittelalterliche Bergdörfer und jede Menge Gaumenfreuden - jetzt beginnt die beste Zeit, um die Schönheiten des Cilento-Nationalparks im Süden Kampaniens zu entdecken. Wir zeigen Ihnen diesen auch in unserer Foto-Show.
"Hier an der Punta Licosa hat die Sirene Leucosia den Freitod gewählt, weil Odysseus sie verschmäht hat", erzählt Mauro mit Dramatik in der Stimme und einem Schmunzeln im Gesicht, als wir unterwegs sind auf der Umrundung des Sirenenkaps von San Marco di Castellabate nach Oligastro. Mauro ist Ranger im Nationalpark Cilento. Er führt uns durch duftenden Pinienwald und über einen schmalen Trampelpfad, immer in Tuchfühlung mit dem tiefblauen, klaren Meer bis zum westlichsten Punkt des Cilento-Nationalparks. Der Rückweg verläuft über den 326 Meter hohen Monte Licosa. Selbstverständlich ranken sich auch um diesen Berg spannende Legenden.
Kulinarische Höhepunkte
Mauro ist aber nicht nur ein toller Geschichtenerzähler, sondern auch Feinschmecker. Voller Leidenschaft führt er neben seiner Tätigkeit als Ranger eine "Enoteca", die wir am Vortag am Corso Matarazzo von Santa Maria del Castellabate entdeckt haben. Bis unter die Decke steckt sie voll mit kulinarischen Leckerbissen der Region: Salami, Rot- und Weißwein, Mandelgebäck gefüllt mit getrockneten Feigen, Likören und Pasta. Mauros Wanderpausen sind dementsprechend wahre Geschmackserlebnisse.
Auch landschaftlich ist das noch relativ unberührte Fleckchen im Süden Kampaniens, rund 120 Kilometer südlich von Neapel, ein Erlebnis. Nicht umsonst ist die Region Nationalpark und Unesco-Weltkulturerbe. Ihre Größe ist in etwa vergleichbar mit der des Pfälzerwaldes. Berge, Schluchten und mittelalterliche Dörfer prägen die Kulturlandschaft im Hinterland. Sandstrände, verschwiegene Buchten und kristallklares Wasser bilden die Meerseite.
Die blauen Grotten
Die Schönheiten der Küste lassen sich am besten vom Boot aus erkunden. Wir schippern das Capo Palinuro, den landschaftlichen Höhepunkt der Küste im südlichen Cilento, entlang. An manchen Stellen stürzt der Fels bis zu 80 Meter senkrecht in die Tiefe, unterbrochen von wildromantischen Badebuchten und Grotten. "Das ist unsere Grotta Azzura", sagt Bootsführer Sandro und zeigt stolz auf das große Loch im Felsen.
90 Meter lang und teils zu Fuß begehbar, ist sie tatsächlich genauso schön, aber viel weniger überlaufen als ihre berühmte Schwester auf Capri. Weiter geht die Fahrt zur "Grotta del Sangue" mit ihren rötlich schimmernden Flechten am Fels und zur "Grotta dei Monaci", deren braune Stalagmiten wie betende Mönche aussehen, bis zum Arco Naturale, einem beeindruckenden Karstbogen.
Wander- und Strandfreuden
Wieder festen Boden unter den Füßen spüren wir dann am nächsten Tag auf unserer Wanderung zur Baia degli Infreschi. Startpunkt dieses wunderschönen, zweieinhalbstündigen Wanderklassikers ist das kleine Hafenstädtchen Marina di Camerota - genauer der dortige Lenticelle-Strand. Erst geht es durch die schmalen Straßen der Wohnsiedlung am Monte di Luna entlang, dann über Schotterweg und Trampelpfade durch Macchia und Karst hinunter zur Cala Bianca.
Hier lockt die Spiaggia Pozzallo zum Baden im tiefblauen, kristallklaren Meer. Die Bar serviert auf urigen, von Pinien geschirmten Holztischen echte "Cucina Cilentana": fangfrische Fische, Pasta, Gemüse von den Bauern der Region - zubereitet in bestem Olivenöl aus Pisciotta, erzählt uns Francesca beim Servieren. Wir können uns kaum trennen, spät erreichen wir die wildromantische Baia degli Infreschi und lassen uns bequem per Boot zurück schippern nach Marina di Camerota.
Feinstes Olivenöl aus einem Bergdorf
Die Aussicht auf einen Kanister Olivenöl, das uns zu Hause die südliche Sonne auf den Winterteller zaubert, treibt uns nach Pisciotta. Pisciottano heißt der Baum, den wahrscheinlich die Griechen bei ihrer Ankunft in Italien im Gepäck hatten und dessen Früchte noch heute feinstes Öl liefern.
Prächtig thront das pittoreske Bergdorf mit seinem gut erhaltenen, eng verwinkelten Gassengewirr des Centro Storico hoch über dem Meer. Verschwiegene Plätze und kleine Aussichtsterrassen geben immer wieder den Blick frei auf die umliegenden Maroniwälder, die Olivenhaine und das glitzernde Azurblau. Die Terrasse des "Ristorante Tre Gufi", nach den drei Eulen im Dachgebälk des Palazzo Marchesale genannt, ist so ein Plätzchen. Zu fangfrischen Muscheln, Sardellen, Schwertfisch und selbstgemachtem Gelato gibt es Meerblick satt.
Camerota thront 300 Meter über der Küste
Was in Pisciotta das Olivenöl, ist in Camerota das Keramik-Handwerk. Steil und kurvenreich schraubt sich eine sechs Kilometer lange Bergstraße hinauf in den Mutterort von Marina. Einem Meteora-Kloster gleich thront das Dorf 300 Meter über der Küste im Schatten des mächtigen Monte Bulgheria, des 1225 Meter hohen Wahrzeichens der südlichen Cilento-Küste.
Malerische, verwinkelte Gassen bilden die Altstadt. Am späten Nachmittag stehen die Chancen gut, um den Künstlern bei der Arbeit zusehen. Wir verlieben uns in Krippenfiguren aus Ton - das nächste Weihnachten kommt bestimmt. Aber noch genießen wir hier die warme Herbstsonne. Beim Abschied steckt uns Mauro noch eine Flasche Limoncello zu und meint mit einem Augenzwinkern: "Der Zitronenlikör soll Euch den kalten Winter in Deutschland versüßen..."
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