"Der Druck ist untragbar" Experten: Nationalparks auf Kanarischen Inseln vor Kollaps

In Nationalparks sollte die Natur an erster Stelle stehen. Umweltschützer beklagen: Die vier Parks auf den Kanarischen Inseln sind zu "Freizeitparks" geworden.
Die Nationalparks der Kanarischen Inseln stehen vor einem ernsthaften Problem: Rekordbesucherzahlen setzen dem empfindlichen Ökosystem massiv zu. 2024 kamen laut Statistikamt der Kanaren rund 8,4 Millionen Menschen – doppelt so viele wie vor vier Jahren.
Besonders betroffen ist der Teide-Nationalpark auf Teneriffa, Spaniens meistbesuchtes Naturgebiet. Dort haben Forscher einen Rückgang der endemischen Pflanze Retama del Teide um 28 Prozent festgestellt – verursacht durch steigende Temperaturen, Beweidung und das Betreten verbotener Zonen. Auch illegales Pflanzensammeln und Staus auf Wanderwegen nehmen zu.
"Nicht jeder kann jederzeit überall hin"
"Der Druck auf unsere Nationalparks ist untragbar", warnt Eustaquio Villalba von der Umweltorganisation ATAN jetzt auf dem Nachrichtenportal "Canarian Weekly". "Die Parks existieren, um Natur zu bewahren – nicht, um als Freizeitparks für den Massentourismus zu dienen."
Juana Barber, Präsidentin des Verbandes der Schutzgebietsverwaltungen Europarc-Spanien, zufolge sind kanarische Nationalparks mittlerweile zu "globalen Marken" geworden. Viele Besucher kämen "für das Foto, nicht für das Erlebnis". Barber plädiert laut "Canarian Weekly" für ein Zonensystem, um Touristen in weniger empfindliche Gebiete zu lenken. Außerdem fordert sie einen kulturellen Wandel hin zu öffentlichem Verkehr und kontrolliertem Zugang.
"Wir können nicht endlos weiterwachsen. Das Gebiet hält das nicht aus", sagte Barber. "Wir müssen akzeptieren, dass nicht jeder jederzeit überall hin kann."
Besucher halten sich nicht an vorgeschriebene Wege
Trotz eines neuen Managementplans für den Teide, der Fahrzeugbeschränkungen und eine Eintrittsgebühr von bis zu 25 Euro vorsieht, befürchten Umweltschützer keine echte Entlastung. Sie fordern stattdessen feste Besucherlimits und bessere öffentliche Verkehrsanbindungen.
Auch die anderen Parks – Timanfaya (Lanzarote), Garajonay (La Gomera) und Caldera de Taburiente (La Palma) – kämpfen mit Überfüllung, Verkehrsproblemen und Sicherheitsrisiken.
- canarianweekly.com: "Canary Islands National Parks on the brink as visitor numbers soar from 3 to 8 million in four years" (Englisch)
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