Genervte Holländer Bürger von Amsterdam verklagen ihre Stadt wegen Massentourismus

Besucher strömen aus allen Ländern in diese Metropole, um Partys zu feiern, Drogen zu konsumieren und das Rotlichtviertel zu sehen. Doch jetzt haben die Bewohner Amsterdams die Nase voll.
Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Amsterdam haben im September eine Klage gegen ihre Stadtverwaltung eingereicht, weil diese nicht genug tue, um den Massentourismus einzudämmen. Die Bürgerbewegung unter dem Namen "Amsterdam heeft een Keuze" (deutsch: Amsterdam hat die Wahl) hat am 22. September die Klage eingereicht.
Hintergrund ist eine 2021 verabschiedete Obergrenze von 20 Millionen Übernachtungen pro Jahr, die der Bürgerbewegung zufolge nicht eingehalten wird. Die Verwaltung tue nicht genug, um die Zahl der Touristen einzudämmen.
"Wir haben alles versucht, um die Gemeinde zur Einhaltung ihrer gesetzlichen Verpflichtungen zu zwingen: Wir haben sie höflich aufgefordert, sofort zu handeln. Wir haben 30.000 Unterschriften gesammelt. Wir haben sie in Dutzenden von E-Mails und Gesprächen dazu gedrängt. Wir haben Zeitungsartikel geschrieben, um Druck auszuüben, und schließlich sogar mit rechtlichen Schritten gedroht. Aber nichts hilft", heißt es auf der Website der Bewegung.
23 Millionen Menschen kamen 2024 nach Amsterdam
2024 hat es in Amsterdam fast 23 Millionen Übernachtungen gegeben, in diesem Jahr wird diese Zahl voraussichtlich noch höher liegen. Prognosen sprechen von 23 bis 26 Millionen Übernachtungen.
Die Bürgerbewegung betont auch, dass Tourismus "eine schöne Sache" sei. Es fehle aktuell aber das Gleichgewicht, die Innenstadt würden Amsterdamer nur noch meiden. Sie fordert die Stadt auf, die Kurtaxe zu erhöhen und die Zahl der Hotelgenehmigungen zu überprüfen. Außerdem sollte die Zahl der "nicht-kulturellen" Attraktionen, wie das Rotlichtviertel und das Heineken Experience, reduziert werden, finden die Bürger.
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Tatsächlich hat die Stadt schon mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Zahl der Touristen einzudämmen. So sind Führungen durch das Rotlichtviertel verboten, dort darf auch kein Alkohol oder Cannabis mehr konsumiert werden. Ab 16 Uhr darf außerhalb von Gaststätten kein Alkohol mehr verkauft werden und es gibt harte Bußgelder für Personen, die Unruhe stiften (z. B. 20.000 Euro fürs Urinieren in den Gärten). Auch die Zahl der Flussfahrten wurde reduziert und die Touristensteuer auf 12,5 Prozent erhöht. Seit 2024 dürfen keine neuen Hotels errichtet werden.
Das alles reicht aber offenbar nicht aus, um die Touristenflut einzudämmen, weshalb die Bewohner zu dieser drastischen Maßnahme greifen.
- euronews.com: "Genervt vom Massentourismus: Die Bewohner von Amsterdam verklagen die Stadt"
- amsterdamheefteenkeuze.nl: "Amsterdam heeft een keuze" (Niederländisch)
- marcopolo.de: "Amsterdam: Neue Gesetze für Touristen"
- iamexpat.nl: "Amsterdam introduces new measures to further limit nuisance from mass tourism" (Englisch)