Vögel kehren zurück Inselparadies meldet erfolgreichen Kampf gegen Rattenplage

Die Natur erobert sich ein Inselparadies zurück, nachdem es von einem invasiven Eindringling befreit wurde. Was genau war auf den Marshallinseln geschehen?
Die zu den Marshallinseln gehörenden Eilande Jemo und Bikar melden ein Jahr nach dem Aussetzen von Ködern ein Ende der Rattenplage und eine eindrucksvolle Rückkehr heimischer Tier- und Pflanzenarten. Biologe Paul Jacques, Projektleiter der US-amerikanischen Naturschutzorganisation Island Conservation, sagte dem US-TV-Sender CNN: "Zurückzukommen und als Erstes einen Teppich aus frischen Setzlingen des heimischen Pisonia-grandis-Baums zu sehen, war für mich ein deutliches Zeichen: Hier hat sich etwas Grundlegendes verändert."
"Der Waldboden schien sich zu bewegen"
Und nicht nur das: Jacques meldete nach seinem Besuch auf den unbewohnten Inseln vor gut einer Woche auch, dass sich auf dem Bikar-Atoll erstmals wieder eine Brutkolonie von rund 2.000 Rußseeschwalben angesiedelt hat, die am Boden nisten. Im Jahr 2024 habe es keine einzige gegeben, so der Experte. Auch andere Bodennister wie die Große Seeschwalbe und der Braunnoddi nisten seinen Angaben nach wieder. Außerdem habe er Geckos und Landkrabben gesichtet, die im vergangenen Jahr fehlten. "Arten, die zuvor unauffindbar waren, weil sie durch die Ratten so stark unterdrückt wurden, tauchen plötzlich wieder auf", so Jacques.

Die Marshallinseln
Die Marshallinseln liegen im nördlichen Pazifik, in der Region Mikronesien, etwa auf halber Strecke zwischen Hawaii und Papua-Neuguinea. Der Inselstaat besteht aus etwa 30 Atollen und über 1.100 Inseln. 24 davon sind bewohnt.
Was genau war auf den Inseln geschehen? Als Jacques die kleinen Inseln 2024 erstmals besuchte, wimmelte es vor Ratten. "Wenn man nachts mit einer Taschenlampe umherging, war es fast beängstigend. Der Waldboden schien sich zu bewegen, so viele Ratten waren da", erinnert er sich. Die Nager, die vermutlich als blinde Passagiere auf Schiffen eingeschleppt wurden, hatten das ökologische Gleichgewicht zerstört: Sie fraßen Eier, Krabben und junge Meeresschildkröten und verdrängten heimische Arten fast vollständig. In der Folge starb auch der Wald.
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Um die Plage zu stoppen, ließ Island Conservation im Juli 2024 Rattenköder per Drohne ausbringen. Pro Hektar wurden rund 25 Kilogramm abgeworfen. Die Köder, die speziell auf Ratten wirkten, wurden in dichten Linien über die Inseln verteilt, um die Wirkung zu gewährleisten. Bereits ein einziger gefressener Köder reichte aus, um ein Tier zu beseitigen, so Jacques.
Bewohner des Nachbar-Atolls wurden sensibilisiert
Es funktionierte. Seit Anfang Oktober 2025 gelten die beiden Inseln als rattenfrei. Und sie sollen es auch bleiben. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit sei dies realistisch, so der Experte. Denn beispielsweise Bikar werde nur selten von wissenschaftlichen Expeditionen betreten, die dann strenge Biosicherheitsregeln befolgen müssten. Auch die Bewohner des benachbarten Atolls Likiep wurden sensibilisiert, bei Besuchen auf Jemo keine Tiere oder Samen einzuschleppen.
Das erfolgreiche Projekt gilt nun als Vorbild für weitere Inseln, darunter das Bokak-Atoll (das nördlichste Atoll der Ratak-Kette der Marshallinseln), das ebenfalls von Ratten befallen ist.
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Laut einem Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) aus dem Jahr 2023 gehen 90 Prozent aller weltweiten Ausrottungen auf Inseln hauptsächlich auf invasive, fremde Arten zurück. Programme zur Entfernung solcher Arten gelten als kosteneffizient, haben den Angaben nach jedoch eine mit 88 Prozent hohe Erfolgsquote.
- cnn.com: "Islands restored to former paradise after rats removed" (Englisch)
- Instagram-Account islandconservation
- Facebook-Account islandconservation



