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Verbraucher: Überall steckt Schwein drin


Verbraucher
Das Schweinesystem

spiegel-online, Ole Reißmann, Spiegel-Online

17.08.2010Lesedauer: 3 Min.
Hier ist überall Schwein drin.Vergrößern des BildesHier ist überall Schwein drin. (Quelle: imago)
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Ob Bier, Zahnpasta oder sogar Zigaretten - in allem stecken kleine Anteile von Schweinen. Wozu ein einziges Tier verwurstet werden kann, hat die Designerin Christien Meindertsma für ihr Buch "Pig 05049" dokumentiert - und ist damit sogar zu höchsten künstlerischen Weihen gelangt. In unserer Foto-Show sehen Sie, in welchen Alltagsgegenständen Bestandteile vom Schwein stecken.

Rausholen, was rauszuholen ist

Ob Bauern in Sizilien, Indianer in Nordamerika oder Spitzenköche in Frankreich: Stets haben die Menschen versucht, möglichst viel aus einem Tier herauszuholen. Was die moderne Industrie alles aus Schweinen herstellen kann, ist dennoch überraschend. Denn wenn alle Filets und Schnitzel vom Schwein geschnitten sind, wird der Rest keineswegs weggeschmissen oder bloß an Haustiere verfüttert. Haut, Innereien, Knochen: Praktisch alles wird verwertet.

Die Vielfalt des Schweins als Kunstprodukt

Wo sich selbst kleinste Teile eines Schweins überall wiederfinden lassen, hat die niederländische Designerin Christien Meindertsma recherchiert. Das Ergebnis von drei Jahren Forschungsarbeit ist eine Art Produktkatalog mit 416 Seiten. Am fleischfarbenen Einband befestigt: ein rundes Stück gelbes Plastik mit der Aufschrift "Pig 05049"; eine Ohrmarke, wie sie auch das Schwein getragen hat, nach dem das Buch benannt ist.

Brot, Seife, Zigaretten - Schwein ist in allem

Öffnet man es, schaut man gewissermaßen ins Innere des Schweins: Geordnet in die Kapitel Haut, Knochen, Fleisch, Eingeweiden, Blut, Fett und Sonstiges zeigt Meindertsma, was aus dem 103,7 Kilogramm schweren Tier alles wurde. Ob Brot oder Seife, Zigaretten oder Wachsmalstifte - die Chancen stehen hoch, dass Schwein darin steckt. Oder dass zumindest Bestandteile der geschlachteten Tiere bei die Produktion eingesetzt wurden.

Schweinehaare machen Brot luftig

Beispiel: eine Scheibe Brot. In der Erklärung ist zu erfahren, dass Eiweiß aus Schweinehaaren verwendet wird, um Brotteig aufzulockern. Was nicht heißt, dass jedes Brot zwangsläufig Bestandteile vom Schwein enthält. Doch es ist gut möglich, und Verbraucher bekommen zwar Inhaltsstoffe genannt, aber meist nicht, woraus diese gewonnen wurden - auch wenn das für Muslime und Vegetarier eine wichtige Information sein könnte.

Unkooperative Hersteller, schwierige Recherche

So waren die Recherchen zu dem Buch nicht immer einfach: Etliche Firmen hätten kein Interesse daran gehabt, dass der Einsatz von Schweinebestandteilen bekannt wird, berichtet Meindertsma. Doch immerhin ein Betrieb, der Schweineteile zu Produktionsgrundstoffen weiterverarbeitet, gab bereitwillig Auskunft. So erfuhr Meindertsma von Schweineteilen in Zigarettenfiltern, Patronenhülsen, Rotwein und Eisenbahnbremsen.

Auch Getränke können Schwein enthalten

Selbst Bier, Fruchtsäfte und Rotwein kann mit Schweinebestandteilen in Berührung kommen: Mit Hilfe von Gelatine lassen sich Schwebeteilchen aus der Flüssigkeit herausfiltern, die sonst für ein trübes Getränk sorgen würden. Trinker deutscher Biere können allerdings aufatmen: Das Reinheitsgebot steht dem Gelatine-Einsatz entgegen.

Nüchtern sachliches Kunstwerk

Gerade weil Christien Meindertsma und ihre Co-Autorin Julie Joliat bei der Gestaltung von "Pig 05049" auf nüchterne Sachlichkeit gesetzt haben, ist ihr Kompendium mehr Kunstwerk als politisches Statement, ein Abbild der modernen Welt und der industriellen Massentierhaltung mit seiner Verwertungslogik.

Staunen und Entdecken

Die Komplexität heutiger Produktionsprozesse entkoppelt das Schwein als Lieferant von wichtigen Bestandteilen vom endgültigen Produkt, so dass "Pig 05049" ein Buch zum Staunen und Entdecken ist. Dermaßen bestechend ist die Idee dahinter, dass das bereits 2007 erschienene Buch dieses Jahr sogar in die Sammlung des Museums of Modern Art in New York aufgenommen wurde. Für alle Vegetarier - Meindertsma gehört übrigens nicht dazu - hält das Buch übrigens eine fast tröstliche Erkenntnis bereit: Aus dem toten Tier wird neben Schnitzel wenigstens noch allerhand Nützliches gemacht.

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