"Können ruhig murren" Streit um Kampfjet: Firmenchef wettert gegen Deutschland

Eigentlich sollte der Kampfjet FCAS zum deutsch-französischen Vorzeigevorhaben werden. Nun geraten die beteiligten Partner heftig aneinander.
Im Streit um die Entwicklung des künftigen deutsch-französischen Kampfjets FCAS teilt die französische Seite jetzt gegen Deutschland aus. "Wenn sie es allein machen wollen, sollen sie es doch tun", sagte der Chef des französischen Rüstungsunternehmens Dassault Aviation, Eric Trappier, am Dienstag. Er zielte damit auf das deutsche Unternehmen Airbus ab, mit dem es seit langem Spannungen bei dem gemeinsamen Rüstungsvorhaben gibt.
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Dassault-Chef: "Die Deutschen können ruhig murren"
Das FCAS (Future Combat Air System) soll der europäische Kampfjet der Zukunft sein und neue Waffensysteme wie Drohnen und KI integrieren. Mit der Indienststellung wird aber nicht vor 2040 gerechnet. Auch wegen interner Querelen. So ist unter anderem die Entscheidungsstruktur unter den Partnern, zu denen neben Frankreich und Deutschland auch Spanien gehört, umstritten. Zudem pocht die französische Seite auf einen eigenen Anteil von 80 Prozent an der FCAS-Fertigung.
"Die Deutschen können ruhig murren. Wir wissen hier, wie es geht", sagte Trappier mit Blick auf anhaltende Meinungsverschiedenheiten. Auf die Frage, ob Dassault einen Kampfjet der neuen Generation auch ganz allein bauen könnte, sagte er: "Die Antwort lautet Ja."
Dassault-Chef weiter offen für deutsche Beteiligung
Der FCAS-Jet sollte eigentlich zum deutsch-französischen Vorzeigeprojekt werden. Doch es knirscht gewaltig. Airbus und Dassault sind Wettbewerber im Bereich der Luftfahrt- und Rüstungsindustrie. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Kanzler Friedrich Merz konnten den Streit nicht schlichten. Sie beauftragten ihre Verteidigungsminister, die Probleme bis zum Jahresende zu beheben. "Es gibt keinen Plan B", hieß es dazu kürzlich aus dem französischen Präsidialamt.
Doch macht das Pariser Unternehmen Dassault jetzt mobil. "Wir wissen von A bis Z, wie man das macht. Das stellen wir seit 70 Jahren unter Beweis. Wir haben die Kompetenzen", betonte Trappier. Dabei bleibe er offen für Kooperationen, "auch mit den Deutschen", fügte er hinzu. Trappier hatte bereits mehrfach eine bedeutendere Rolle für sein Unternehmen bei dem Projekt gefordert. "Notwendig ist ein Anführer, ein Architekt", fordert er. Dabei gehe es auch darum, über die Zulieferer entscheiden zu können.
Das Projekt gilt längst nicht nur als Symbol für die deutsch-französische Zusammenarbeit. Es geht auch um den Beleg der Leistungskraft einer europäischen Rüstungsindustrie. So hat die EU-Kommission von Ursula von der Leyen rund 150 Milliarden Euro ausgesetzt, um Rüstungsvorhaben in Europa voranzubringen. Seit 2017 wird am FCAS getüftelt. Längst sind Konkurrenten wie BAE Systems und Saab enteilt.
- Nachrichtenagenturen AFP, Reuters
