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Transnistrien: Separatistenregion steht wohl vor Wirtschaftskollaps


Kein Gas für Transnistrien
Prorussische Separatistenregion steht vor Wirtschaftskollaps

Von t-online, sic

09.10.2025Lesedauer: 3 Min.
imago images 0799662187Vergrößern des Bildes
Ein Mitarbeiter steht vor einer Gasumleitungsstation von Tiraspoltransgaz in Transnistrien (Archivbild): Seit Tagen kommt in der Region kein Gas mehr an. (Quelle: IMAGO/Artem Kulekin/imago)
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Jahrelang hing die Republik Moldau von Stromlieferungen aus der abtrünnigen Region Transnistrien ab. Doch das Blatt hat sich gewendet. Transnistrien bekommt seit Tagen kein Gas mehr.

Die prorussische Separatistenregion Transnistrien in der Republik Moldau steht offenbar vor dem wirtschaftlichen Aus. Wie die Deutsche Welle berichtet, hat der von Moskau unterstützte Landstreifen seit mehreren Tagen keinen Zugang mehr zu Gaslieferungen. In Wohnhäusern bleiben die Heizungen kalt, Warmwasser wird nicht mehr geliefert, und die Industrie ist nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Nur Krankenwagen dürfen noch an Tankstellen Gas tanken.

Bislang finanzierten sich die Separatisten maßgeblich durch Einnahmen aus Gaszahlungen privater Haushalte und der Industrie. Diese Gelder flossen direkt in den Regionalhaushalt. Durch eine veränderte Lieferstruktur und geringere Volumen – zuletzt notdürftig durch russische Kredite gestützt – klafft inzwischen eine große Finanzierungslücke. Das Parlament in Tiraspol plant daher, Gewinne der halbstaatlichen Banken Sberbank und Eximbank für die Haushaltsdeckung heranzuziehen.

Viktor Guzun, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Separatistenparlament, erklärte: "Unter den aktuellen Umständen ist es entscheidend, alle verfügbaren Ressourcen zu mobilisieren." Die geplanten Gesetzesänderungen sollen es dem Bankensektor ermöglichen, Mittel und Gewinne in den Haushalt umzuleiten, um grundlegende soziale Verpflichtungen – darunter Gehälter, Renten, Bildung und Gesundheitsversorgung – zu sichern.

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Transnistrien wollte über Firmenkonstrukt Gas importieren

Offiziell machte der sogenannte Wirtschaftsminister der Region, Sergej Obolonik, technische Probleme für den Engpass verantwortlich. Doch hinter der Energiekrise steht ein politisches Scheitern: Aufgrund westlicher Sanktionen gegen Russland können keine Zahlungen für das Gas abgewickelt werden. Weil russische Gaslieferungen an Transnistrien über intransparente Offshore-Konstruktionen liefen, verweigern europäische Banken inzwischen die Abwicklung entsprechender Zahlungen. Die bislang praktizierten Umgehungsgeschäfte – etwa über Firmen in Dubai oder Ungarn – scheiterten zuletzt an fehlenden Verträgen und der fehlenden Nachvollziehbarkeit der Transaktionen.

Transnistrien sei wirtschaftlich "am Ende", heißt es in dem DW-Bericht weiter. Mit dem Stopp des Stromkaufs aus dem separatistisch kontrollierten Kraftwerk Cuciurgan durch die moldauische Regierung ist eine zentrale Einnahmequelle weggebrochen. Das Kraftwerk deckte lange 80 Prozent des Strombedarfs von Moldau. Seit März 2022 aber importiert das Land zunehmend Strom aus Rumänien und dem restlichen EU-Markt. Seit Jahresbeginn kommt gar kein Strom mehr aus Transnistrien.

Auch der Schmuggelhandel über die Ukraine, einst ein wirtschaftliches Standbein Transnistriens, ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs blockiert.

Ist Moldau bereit für die Aufnahme Transnistriens?

"Jetzt bleibt nur noch die Kapitulation", sagte Slusari der DW mit Blick auf die Zukunft der Region. Doch unklar sei, ob die Separatisten zu Verhandlungen mit Chișinău bereit sind – oder ob sie im Auftrag Moskaus noch eine Destabilisierung der Region versuchen würden.

Zugleich sei die Regierung in Moldau nicht auf eine plötzliche Wiedereingliederung Transnistriens vorbereitet, berichtet die DW. Eine schnelle wirtschaftliche Integration der Region würde erhebliche Mittel erfordern – laut Einschätzungen in Chișinău mindestens drei Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren. Moldaus Plan sehe deshalb eine schrittweise Reintegration vor.

Der wirtschaftliche Druck wird begleitet von politischen Spannungen innerhalb des transnistrischen Machtapparats. In rund sechs Wochen sollen in Tiraspol sogenannte Parlamentswahlen stattfinden. Laut DW-Quellen plane der Kreml, den bisherigen Separatistenführer Vadim Krasnoselski durch den radikaleren Vitalii Ignatiev zu ersetzen. Ignatiev gilt als loyaler gegenüber Moskau und ist in der Ukraine wegen Kollaboration mit Russland per Haftbefehl gesucht.

Indes mehren sich Hinweise auf Differenzen innerhalb der Führung in Tiraspol: Krasnoselski soll in den letzten Jahren mehrere gemäßigte Entscheidungen getroffen und sogar informelle Kontakte zu Kiew gepflegt haben. Beobachter werten dies als Zeichen einer möglichen Öffnung – doch die Zukunft Transnistriens bleibt ungewiss.

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