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Colorado: Beseitigung von Chemiewaffen in den USA lahmt


Chemiewaffenzerstörung in den USA lahmt

Von ap, nsc

Aktualisiert am 01.04.2018Lesedauer: 3 Min.
Senfgasgranaten in dem Lager nahe Pueblo, Colorado (Archiv): Rost verzögert Vernichtung.Vergrößern des BildesSenfgasgranaten in dem Lager nahe Pueblo, Colorado (Archiv): Rost verzögert Vernichtung. (Quelle: Ed Andrieski/ap-bilder)
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In den USA müssen Hunderttausende Senfgasgranaten zerstört werden. Doch eine Spezialanlage funktioniert nicht recht. Die Entsorgung könnte so eine halbe Milliarde US-Dollar mehr kosten als geplant.

Mitten in den USA im Bundesstaat Colorado steht eine Lagerhalle, in der mehr als 700.000 Senfgasgranaten lagern. Der Bestand sollte jeden Tag kleiner und kleiner werden. Dafür wurde eine automatisierte Anlage gebaut, in der Roboter die Granaten öffnen und unbrauchbar machen. Doch der Betrieb stockt seit Monaten. Nun wird klar, die Vereinigten Staaten werden deutlich mehr Geld, Hunderte Millionen US-Dollar, ausgeben müssen, wenn sie ihre Chemiewaffen beseitigen wollen.

Dabei hatte es bereits zwölf Jahre gedauert, die Anlage zu planen, zu bauen und zu testen. Eine lange Zeit. Das sagt auch der Chemie-Experte des amerikanischen "Worcester Polytechnic Institute", Marco Kaltofen, der sich mit der Anlage beschäftigt. "Es geht zu langsam voran und es ist teuer", sagt er. "Aber das ist eben der Preis, der für den Schutz der Arbeiter und der Umgebung des Standorts gezahlt werden muss."

Rost verzögert Vernichtung der Senfgasgranaten

Dieser Preis steigt stetig. In einem internen Bericht rechnete das Verteidigungsministerium der USA zuletzt vor, dass es etwa 4,1 Milliarden Dollar kosten werde, die Waffen zu vernichten. Addiert man andere Ausgaben, die im Zusammenhang mit der Zerstörung entstehen, wächst der Betrag auf 4,5 Milliarden US-Dollar. Wie viele andere Staaten haben sich die USA dazu verpflichtet, ihr Chemiewaffenarsenal zu reduzieren.

In den vergangenen Jahren waren deshalb Chemiewaffen einfach verbrannt worden. Viel Geld kostete das nicht. Weil das aber die Umwelt sehr stark belastet, musste die Armee damit aufhören. Künftig sollten die Granaten in neuen, automatisierten Anlagen entsorgt werden. Wie eben in jenem Depot im Bundesstaat Colorado. Im vergangenen September entschärfte ein Roboter erstmals eine Senfgasgranate. 780.000 Exemplare lagen da noch in der Lagerhalle. Doch weil viele der Granaten verrostet waren, musste die Anlage wenige Tage später größtenteils gestoppt werden. So wurden im vergangenen halben Jahr nur 43.000 Granaten beseitigt.

"Sicherheit der Arbeiter hat oberste Priorität"

Denn der Rost machte der Anlage zu schaffen. Er verstopfte Leitungen und Filter. Experten untersuchten die Anlage und kamen zu dem Ergebnis, dass die Robotertechnik die Granaten nicht mehr richtig öffnen können. Seitdem müssen Arbeiter in Schutzanzügen regelmäßig die Anlage betreten und warten. So erhöht sich das Risiko, mit den Chemikalien in Kontakt zu kommen, deutlich. Der Leiter des Entsorgungsprojekts, Greg Mohrman, sagt: "Die Sicherheit der Arbeiter hat oberste Priorität."

Andere Möglichkeiten wurden geprüft. Im März kündigte das US-amerikanische Militär an, nahe des Granatendepots zwei geschlossene Detonationskammern bauen zu wollen. Diese könnten je bis zu 30 Millionen US-Dollar kosten. In den Kammern sollen knapp 100.000 Senfgasgranaten kontrolliert gesprengt werden, die so verrostet sind, dass sie nicht von den Robotern entschärft und beseitigt werden können. Gase, die dabei entstehen, sollen eingefangen, verbrannt und gefiltert werden.

Unweit der Anlage befindet sich die Großstadt Pueblo. Anwohner fürchten, dass Gase in die Luft gelangen könnten. Doch öffentlich kritisieren wollen sie die Planer nicht. "Aus meiner Sicht handelt es sich da um ein durchaus nachvollziehbares Problem. Allerdings hätten sie das doch voraussehen können", sagt ein Mitglied einer örtlichen Bürgergruppe. "Sie wussten seit vielen Jahren, dass ein Teil der Bestände mit diesem Zeug belastet sein würde."

Mehrkosten von über einer halben Milliarde US-Dollar

Wer die Detonationskammern zahlen soll, ist unklar. Bevor diese gebaut werden können, müsste die Armee prüfen lassen, wie umweltverträglich diese sind. Doch die lokalen Behörden teilten zuletzt mit, entsprechende Anträge bisher nicht erhalten zu haben.

In Washington teilten Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums nun mit, dass für das Projekt in Colorado etwa eine halbe Milliarde US-Dollar mehr ausgegeben werden müsste als geplant. Die Anlage nahe Pueblo ist nicht die einzige. So wird in Kentucky derzeit die Vernichtung von noch gefährlicheren Chemiewaffen vorbereitet. Auch das wird offenbar teurer als geplant. Das Verteidigungsministerium rechnet damit, 350 Millionen Dollar mehr zahlen zu müssen.

Verwendete Quellen
  • AP
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