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Türkei: Der Lira-Absturz bringt Präsident Erdogan in Bedrängnis


Währungskrise zur Unzeit
Der Lira-Absturz bringt Erdogan in Bedrängnis

afp, Ulrich von Schwerin

Aktualisiert am 23.05.2018Lesedauer: 3 Min.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einer Rede im Präsidentenpalast: Viele Türken sehen in der schwachen Wirtschaft das größte Problem für ihr Land. Die Lira hat innerhalb von knapp zwei Monaten 18 Prozent ihres Wertes verloren.Vergrößern des BildesDer türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einer Rede im Präsidentenpalast: Viele Türken sehen in der schwachen Wirtschaft das größte Problem für ihr Land. Die Lira hat innerhalb von knapp zwei Monaten 18 Prozent ihres Wertes verloren. (Quelle: Murat Kula/Anadolu Agency)
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Die Talfahrt der türkischen Währung könnte

Für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan kommt die anhaltende Talfahrt der türkischen Lira zu einem denkbar schlechten Moment. Am 24. Juni stehen in der Türkei vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen an, bei denen Erdogan auf eine weiteres Mandat hofft. Die positive Entwicklung der Wirtschaft war in den vergangenen Jahren stets ein wichtiger Faktor für seinen Erfolg an den Urnen. Die Währungskrise droht nun, Erdogan ernsthaft in Bedrängnis zu bringen.

In nur einem Monat hat die türkische Lira 18 Prozent ihres Werts gegenüber dem Dollar verloren, und allein am Mittwochmorgen brach sie um 3,6 Prozent ein, da die asiatischen Märkte ihre Lira-Reserven abstießen. Am Mittag notierte die Lira bei 4,86 zum Dollar. Erst Anfang April hatte die türkische Währung die symbolträchtige Vier-Lira-zum-Dollar-Schwelle überschritten, zuletzt steuerte sie auf die Fünf-Lira-Grenze zu.

Erdogan bezeichnet Zinsen als "Mutter allen Übels"

Schon seit Ende 2016 verliert die Währung an Wert, doch so dramatisch wie jetzt war die Situation noch nie. Analysten forderten zuletzt eine entschiedene Intervention der Zentralbank, um die Talfahrt zu stoppen. Tatsächlich teilte die türkische Notenbank nach einer Krisensitzung am Mittwoch mit, der Schlüsselzins werde auf 16,5 von bislang 13,5 Prozent angehoben.

Daraufhin zog der Kurs der Lira kräftig an. Der Dollar notierte zur türkischen Währung am Abend um 0,4 Prozent tiefer. "Es ist höchste Zeit, die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik wiederherzustellen und das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen", erklärte Vizeregierungschef Mehmet Simsek.

Erdogan war entschieden gegen eine Zinserhöhung, um das Wachstum nicht zu gefährden. Nominell ist die Zentralbank unabhängig, doch bestehen Zweifel, dass sie noch autonom entscheiden kann. Zusätzlich für Unruhe sorgte vergangene Woche ein Interview, in dem Erdogan Zinsen als "Mutter allen Übels" bezeichnete und seine unorthodoxe Meinung bekräftigte, dass niedrige Zinsen die Inflation eindämmen helfen.

Erdogan will Kontrolle über Zentralbank

Analysten alarmierte aber besonders Erdogans Ankündigung, nach der Wahl die Kontrolle über die Geld- und Währungspolitik zu stärken. Die US-Ratingagentur Fitch warnte daraufhin am Dienstag, "eine explizite Drohung zur Einschränkung der Unabhängigkeit der Zentralbank" erhöhe die Unsicherheit. Nach Ansicht von Jackson war die Zentralbank schon deshalb zum Handeln gezwungen, um "ihre Glaubwürdigkeit" zu wahren.

Für Jameel Ahmad vom Devisenhändler FXTM waren Erdogans Äußerungen der "Auslöser" für den jüngsten Kursturz. Die Bedrohung für die Unabhängigkeit der Zentralbank sei inzwischen so hoch, dass es Händlern selbst zum derzeitigen niedrigen Wert zu riskant erscheine, Lira zu kaufen, sagt er. Im Basar von Istanbul weigerten sich am Mittwoch Devisenhändler angesichts des Kursturzes sogar, Dollar zu verkaufen.

Bevölkerung sieht in Wirtschaft Problem Nummer Eins

Zwar ist die türkische Wirtschaft im vergangenen Jahr um satte 7,4 Prozent gewachsen, doch kann dies nicht verdecken, dass die Wirtschaft zunehmend in Schieflage gerät. Die Inflation verharrt mit elf Prozent auf hohem Niveau und das Leistungsbilanzdefizit wird ständig größer. Inzwischen sind auch die Bürger beunruhigt, und laut dem Umfrageinstitut MAK sehen sie die Lage der Wirtschaft mittlerweile als Problem Nummer Eins.

Der Pessimismus zeigte sich auch im Verbrauchervertrauensindex für Mai, der gegenüber April um 2,8 Prozentpunkte nachgab, wie die Statistikbehörde Tüik mitteilte. Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci gab am Mittwoch zu, dass es "unerwünschte Schwankungen" bei der Währung gebe. Doch versicherte er, dass die "zuständigen Institutionen die nötigen Instrumente" hätten, um das Ungleichgewicht zu beenden.

Nach Einschätzung von Jackson könnte sich die Talfahrt der Lira negativ auf das Wahlergebnis Erdogans auswirken. "Für Türken kommt eine schwache Währung einer schwachen Wirtschaft gleich", sagt der Analyst Atilla Yesilada von Global Source Partners. "Es ist kaum anzunehmen, dass dies nicht Erdogan und seine AKP treffen wird."

Verwendete Quellen
  • afp
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