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Fall Khashoggi: Die Spuren des Mordes führen zum saudischen Kronprinzen


Grausame Details
Die Spuren des Mordes führen zum saudischen Kronprinzen

  • Jonas Mueller-Töwe
Von Jonas Mueller-Töwe

Aktualisiert am 18.10.2018Lesedauer: 3 Min.
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Bilder einer Überwachungskamera am saudischen Konsulat sollen den Journalisten zeigen: Der Regime-Kritiker ist seitdem verschwunden.Vergrößern des Bildes
Bilder einer Überwachungskamera am saudischen Konsulat sollen den Journalisten zeigen: Der Regimekritiker ist seitdem verschwunden. (Quelle: imago-images-bilder)

Für US-Präsident Donald Trump muss die Schuld Saudi-Arabiens noch bewiesen werden – doch türkische Ermittler gehen im Fall Khashoggi in die Offensive. Teile der Untersuchung werden bekannt.

Neun Stunden haben türkische Ermittler das saudische Konsulat in Istanbul nach Spuren durchsucht, um den Verbleib des verschwundenen Journalisten Jamal Khashoggi zu klären. Kein einfaches Unterfangen: Kurz bevor die Polizei das Gebäude betrat, seien mehrere Räume frisch gestrichen worden, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Während der US-Präsident für den saudischen Verbündeten die Unschuldsvermutung beschwört, gelangen weitere Details der türkischen Untersuchung an die Öffentlichkeit.

Konsul soll Mord beigewohnt haben

Die Tonaufnahme des mutmaßlichen Mordes, die den Ermittlern vorliege, belege nicht nur, dass der saudische Generalkonsul anwesend gewesen sei – auch die grausamen Details der Tat seien durch den Mitschnitt nachvollziehbar, berichtet das "Wall Street Journal".

Demnach habe Khashoggi das Konsulat wegen einer Pass-Angelegenheit betreten und sei wenige Minuten danach im Büro des Generalkonsuls geschlagen, unter Drogen gesetzt und dann getötet worden. Täter sollen Mitglieder eines extra dafür aus der saudischen Hauptstadt Riad eingeflogenen Killerkommandos sein. Anschließend habe ein Forensikspezialist den Konsul Mohammad al-Otaibi aus dem Raum gebeten. Anderen Anwesenden habe er empfohlen, etwas Musik zu hören, während er die Leiche zerstückele. Dann habe er zur Knochensäge gegriffen. Die Überreste des Journalisten seien in Koffern aus dem Gebäude geschafft worden.

Bericht mit Teilgeständnis geplant?

Die saudi-arabische Führung soll in den vergangenen Tagen erwogen haben, die Tat einzuräumen – und einen Bericht zu veröffentlichen, der den Tod Khashoggis als Folge eines missglückten Verhörs darstellt, das von "schurkenhaften Agenten" ohne Billigung der Führung durchgeführt wurde.

Die Anwesenheit des Generalkonsuls passt nicht in diese Darstellung – ebenso wenig wie Berichte der "New York Times". Demnach stammen mehrere Verdächtige aus dem direkten Umfeld des saudischen Kronprinzen Mohammad bin Salman. Das habe die Auswertung von Gesichtserkennung, Profilen in sozialen Netzwerken, Medienberichten und internen saudischen Regierungsdokumenten ergeben. Ein Verdächtiger habe beispielsweise den Kronprinzen bei Besuchen in den USA, Frankreich und Spanien begleitet.

US-Präsident baut auf den Verbündeten

Der Kronprinz hat nach Worten von US-Präsident Donald Trump jede Kenntnis von den Vorgängen im Konsulat in Istanbul "absolut bestritten". Für das Weiße Haus steht in dieser Affäre viel auf dem Spiel, da sich Trump in seiner Nahost-Politik sehr stark auf das sunnitische Saudi-Arabien stützt. Seit Amtsantritt des US-Präsidenten hat sich das zuvor abgekühlte Verhältnis zwischen den beiden Partnern deutlich verbessert. Die USA und Saudi-Arabien sehen vor allem im schiitischen Iran einen gemeinsamen Feind, den sie bekämpfen wollen.


Der im US-Exil lebende Khashoggi war vor rund zwei Wochen verschwunden, nachdem er das Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul betreten hatte. Wegen des Falls ist Saudi-Arabien international unter Druck. Zuletzt forderten die G7-Außenminister eine "gründliche, glaubwürdige, transparente und zügige Untersuchung" von Riad. Die Vereinten Nationen forderten die Aufhebung der diplomatischen Immunität saudischer Offizieller in der Türkei. Daraufhin habe der Generalkonsul das Land in Richtung Saudi-Arabien verlassen, berichtete das "Wall Street Journal".

Update, 17.10.2018: t-online.de ändert die Schreibweise des vermissten saudischen Journalisten ab sofort von "Dschamal Chaschukdschi" in "Jamal Khashoggi". Die bislang verwendete Schreibweise entsprach der üblicherweise für arabische Namen und Begriffe verwendeten Transkription. Der Journalist selbst schreibt sich hingegen "Jamal Khashoggi".

Verwendete Quellen
  • Wall Street Journal: "Turkey Details Alleged Killing of Saudi Journalist" (engl.)
  • mit Material von AFP, dpa
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