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Fall Khashoggi: Das ist der Mann, der ihn zum Tode verurteilt haben soll


Rechte Hand des Kronprinzen
Das ist der Mann, der Khashoggi zum Tode verurteilt haben soll

  • Jonas Mueller-Töwe
Von Jonas Mueller-Töwe

Aktualisiert am 23.10.2018Lesedauer: 3 Min.
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Saud al-Kahtani, ein enger Berater des saudischen Kronprinzen: Er sei aus dem Dienst entlassen worden, gab das Königshaus bekannt. Doch offenbar ist er weiter in Freiheit.Vergrößern des Bildes
Saud al-Kahtani, ein enger Berater des saudischen Kronprinzen: Er sei aus dem Dienst entlassen worden, gab das Königshaus bekannt. Doch offenbar ist er weiter in Freiheit. (Quelle: Screenshot/Twitter/T-Online-bilder)

"Bringt mir den Kopf von diesem Hund", soll Saud al-Kahtani den Killern des Journalisten Jamal Khashoggi befohlen haben. Doch wer ist der enge Berater des saudischen Kronprinzen?

Rechte Hand des Kronprinzen, Berater des Königs, enger Vertrauter des inneren Zirkels: Viele Bezeichnungen sind für den Mann im Umlauf, der den letzten Befehl zur Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi gegeben haben soll. "Bringt mir den Kopf von diesem Hund", sagte Saud al-Kahtani nach Darstellung zweier Geheimdienstler per Video-Schalte zu den Killern, als diese ihr Opfer schon im Istanbuler Konsulat festhielten.

Entlassen, aber nicht festgenommen

So berichtet es zumindest die Nachrichtenagentur Reuters. Dass er aber eine Rolle bei den Vorgängen spielte, scheint sicher. Denn selbst das saudische Königshaus räumte seine Verwicklung ein. Er sei entlassen worden. Zu den 18 Festgenommen zählt er aber offenbar nicht. Wer ist der Mann, der – des Mordbefehls verdächtig – weiter im saudischen Königreich auf freiem Fuß ist?

Als sicher kann gelten: Saud al-Kahtani ist ein mächtiger Mann und nah dran an den Herrschern der Monarchie. Der 40-Jährige studierte Jurist mit dem Dreitagebart ist gefürchtet. "Die Menschen haben Angst vor ihm", sagte Jamal Khashoggi in einem nach seinem Tod veröffentlichten "Newsweek"-Interview. "Wenn Sie ihn herausfordern, riskieren Sie, im Gefängnis zu landen, und genau das ist auch passiert."

Offizielle und inoffizielle Aufgaben

Offiziell organisierte al-Kahtani zuletzt als Medienberater des Königshauses die Interviews des Kronprinzen Mohammad bin Salman mit ausländischen Journalisten. Zudem leitete er das Zentrum für Medienforschung am königlichen Hof. Vorausgegangen waren Posten als Rechtsberater des späten Königs Abdullah und als Berater des Königlichen Gerichts. Dort sei er als verlängerter Arm des Kronprinzen installiert worden, meinen Beobachter.

Über seine inoffiziellen Aufgaben schrieb Khashoggi allerdings mehrfach in der "Washington Post" – und zeichnete ein düsteres Bild des Medienstrategen. Der führe "schwarze Listen" über kritische Journalisten und schüchtere Reporter ein. Khashoggi selbst war laut Freunden immer wieder Ziel von Online-Kampagnen, die von Bot-Netzwerken unterstützt worden sein sollen. Zuletzt habe Khashoggi daran gearbeitet, eine Gegenkampagne zu organisieren.

Saudi-arabischen Quellen zufolge steuerte al-Kahtani die Internetkampagnen gegen Feinde des streng konservativen Königreichs. Im Kurznachrichtendienst Twitter verzeichnet al-Kahtani 1,3 Millionen Follower, denen er deftige Angriffe auf Dissidenten und seine persönlichen Rivalen serviert. Im Konflikt mit Katar beispielsweise forderte er Unterstützer auf, unter dem Hashtag "#TheBlacklist" Dissidenten und Aktivisten zu denunzieren.

Alles im Auftrag des Kronprinzen, versicherte er im vergangenen Sommer ebenfalls per Twitter-Nachricht: "Ich mache nichts auf eigene Faust, ohne Anweisungen. Ich bin Angestellter und Ausführender meines Königs und meines Kronprinzen."

Was wusste der Kronprinz?

Dass also gerade er im Zuge der Enthüllungen um den Tod Khashoggis seinen Posten räumen musste – Beobachter sahen in diesem Schachzug des Königshauses den Versuch, die Herrscherfamilie von der Affäre zu distanzieren. Schließlich beteuerte Kronprinz Salman mehrfach, nichts von der Operation "schurkenhafter Agenten" gewusst zu haben.

Al-Kahtani und der Vize-Geheimdienstchef Ahmed al-Asiri: Sind die loyalen Gefolgsleute der Königsfamilie nur Sündenböcke für den Kronprinzen? Oder taten sie genau das, was al-Kahtani in seiner Twitter-Botschaft als unmöglich darstellte: Handelten sie ohne die Zustimmung des Kronprinzen?


Offenbar fällt zumindest al-Kahtani nach seiner Entlassung nicht allzu tief. "Ich werde für alle Zeiten ein loyaler Diener meines Landes bleiben", schrieb er am Samstag bei Twitter. Er sei nun Präsident des Verwaltungsrates der saudischen Föderation für Cyber-Sicherheit, Programmierung und Drohnen, schrieb er am Montag. Bislang hatte er sich Berater des Königshauses genannt – mit dem Rang eines Ministers.

Wenn al-Kahtani tatsächlich den Befehl zum Mord an Khashoggi gab, wie die Geheimdienstquellen behaupten: Dafür belangt werden wird er wohl nicht.

Verwendete Quellen
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