Talay-Drohne Mit ihr will Erdoğan das Schwarze Meer beherrschen

Unbemannte Waffensysteme werden die Schlachtfelder der Zukunft regieren. Aus der Türkei kommt ein neuer Waffentyp mit großem militärischen Potenzial.
Die Türkei hat mit der Talay eine neuartige Kamikaze-Drohne vorgestellt, die speziell für den Einsatz über der Wasseroberfläche entwickelt wurde. Präsentiert wurde das unbemannte Fluggerät vom Hersteller Solid Aero auf der internationalen Rüstungsmesse IDEF 2025 in Istanbul.
Die Besonderheit am neuen Kriegsgerät: Die Drohne nutzt den sogenannten Bodeneffekt und fliegt dabei nur rund 30 Zentimeter über der Wasseroberfläche – ein Manöver, das sie schwerer aufzuklären macht und sie für radargestützte Abwehrsysteme schwerer erfassbar werden lässt.
Talay ist auf zwei Arten einsetzbar
In der Spitze erreicht die Talay eine Geschwindigkeit von bis zu 200 Kilometern pro Stunde und kann bis zu 300 Kilometer weit fliegen. Ihre Flugzeit beträgt rund drei Stunden. Ausgestattet ist sie mit einem 30 Kilogramm schweren Sprengkopf – bei einem Gesamtgewicht von etwa 60 Kilogramm. Der Hersteller sieht zwei Einsatzszenarien vor: einen flachen Anflug über das Wasser hinweg sowie ein sogenanntes "Pop-up"-Manöver, bei dem die Drohne kurz vor dem Ziel ansteigt, um aus größerer Höhe zuzuschlagen.
Die Experten des Fachmagazins "Defense Express" werten die Vorstellung der Drohne als strategisches Signal Ankaras, insbesondere vor dem Hintergrund der geopolitischen Spannungen im Schwarzen Meer. Die Türkei baut seit Jahren ihre Fähigkeiten im Bereich unbemannter Waffensysteme aus und hat sich mit Modellen wie der Bayraktar TB2 oder der Tarnkappendrohne Anka-3 international profiliert.
Insbesondere die Vorstellung der Talay-Drohne hat das Potenzial, die bestehenden Verteidigungsstrategien auf See zu verändern. Während sich viele bisherige Systeme auf den Einsatz über Land konzentrieren, nutzt die neue Seedrohne gezielt Schwachstellen in der maritimen Verteidigung.
Talay könnte bald an türkische Marine übergeben werden
Nach Angaben des Herstellers soll die Serienproduktion im Oktober 2026 beginnen. Die ersten Einheiten könnten bereits Anfang 2027 in den Dienst der türkischen Marine gestellt werden. Ob und wann das System exportiert wird, ist derzeit offen – Interesse aus anderen Staaten gilt jedoch als wahrscheinlich. Vor allem für Länder mit langen Küstenlinien oder angespannten Seegrenzen könnte die Technologie interessant sein.
Die Entwicklung der Talay reiht sich ein in eine zunehmende Militarisierung unbemannter Systeme, bei der Autonomie, Tarnung und Präzision im Vordergrund stehen. Verteidigungsexperten betonen, dass die Fähigkeit, Angriffe nahezu unsichtbar und mit hoher Geschwindigkeit durchzuführen, Konfliktszenarien künftig verändern könnte – insbesondere dort, wo asymmetrische Taktiken eine Rolle spielen. Die neue Drohne der Türkei könnte dabei ein weiteres Mosaiksteinchen in einem globalen Wettrüsten im Bereich autonomer Waffensysteme darstellen.