Russischer Journalist warnt die USA "Ihr werdet am Ende dort landen, wo wir sind"

US-Präsident Trump ist nicht der einzige Regierungschef, der kritische Stimmen von der Bildfläche verschwinden lässt. Ein Blick auf Russlands TV-Geschichte.
In den USA bringt Präsident Donald Trump derzeit zunehmend die Kritik an seiner Regierung und seinen Verbündeten zum Verstummen. Jüngstes Beispiel ist die Absetzung der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel durch den Sender ABC. Kimmel hatte in seiner Sendung Trumps MAGA-Bewegung vorgeworfen, die Ermordung des ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk politisch zu instrumentalisieren. Unter anderem der frühere US-Präsident Obama warf der US-Regierung vor, den Sender daraufhin unter Druck gesetzt zu haben, damit dieser Kimmel entlässt.
Trump ist nicht der einzige Regierungschef, der kritische Stimmen aus der Öffentlichkeit verdrängt. Auch Russlands Staatschef Wladimir Putin zensiert das Fernsehen in seinem Land. Wie das russische Exilmedium "Meduza" berichtet, zogen russische Medienschaffende und Social-Media-Nutzer mit Blick auf die aktuellen Ereignisse in den USA bereits Parallelen zum Vorgehen des Kreml gegen unliebsame Kritiker.
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"Amerikaner, nehmt das nicht einfach hin – geht zum Weißen Haus. Die Meinungsfreiheit ist eure letzte Verteidigungslinie", schreibt etwa der russische Investigativjournalist Roman Dobrokhotov auf der Plattform X. Er mahnt: "Wenn ihr es so vermasselt wie wir, werdet ihr am Ende dort landen, wo wir sind!"
"Kukly" nach Putins Amtsantritt abgesetzt
Dobrokhotov weist konkret auf Parallelen zum Vorgehen des Kreml im Jahr 2001 hin. In diesem Jahr hatte Putins Machtapparat die Kontrolle über den damals noch unabhängigen Fernsehsender NTV übernommen. Auslöser sei unter anderem die politische Satiresendung "Kukly" ("Puppen") gewesen.
Die wöchentlich ausgestrahlte Sendung, die politische Ereignisse satirisch kommentierte, war ein fester Bestandteil des russischen Fernsehens der 90er Jahre. Politiker und Prominente stellte die Sendung mit karikaturhaften Puppen dar – auch Putin wurde nicht verschont. Die Sendung parodierte ihn, kurz nachdem er im Jahr 2000 Präsident von Russland wurde.
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Wenig später übernahm der staatlich kontrollierte Medienkonzern Gazprom-Media den Sender NTV. Der Drehbuchautor Wiktor Schenderowitsch verließ die Show nach der Übernahme, 2003 wurde die Sendung dann ganz abgesetzt.
"Evening Urgant" verstummte zu Kriegsbeginn
Eine weitere Comedy-Show verschwand aus dem russischen Fernsehen, als Putin 2022 den Angriffskrieg auf die Ukraine startete. "Evening Urgant" lief seit 2012 auf dem staatlich kontrollierten Fernsehsender Channel One und war laut "Meduza" angelehnt an US-amerikanische Late-Night-Shows wie jener von Kimmel. Ivan Urgant interviewte darin russische Politiker und Prominente.
"Meduza" zufolge verzichtete diese Show bereits darauf, Präsident Putin direkt zu kritisieren. Stattdessen habe der Fokus auf weniger hochrangigen Beamten und regionalen Nachrichten gelegen.
Am ersten Tag des Ukraine-Kriegs setzte Urgant jedoch einen offenbar folgenschweren Post auf Instagram ab: "Angst und Schmerz. Nein zum Krieg." Die Konsequenz: Seine Show wurde eingestellt. Wie das Exilmedium berichtet, soll das Justizministerium zudem erwägen, Urgant zu einem "ausländischen Agenten" zu erklären.
Talkshow ohne Biss
Bereits zuvor traf es die satirische Talkshow "Prozhektorperiskhilton", bei der Urgant mit drei anderen Comedians humorvoll über das aktuelle Geschehen im Land diskutierte. Inhalte, die den Kreml betrafen, wurden dabei offenbar ausgespart – das Format widmete sich stattdessen weniger umstrittenen Themen.
Als die Show das erste Mal aus dem Programm genommen wurde, lag es dem Vernehmen nach an vertraglichen Bestimmungen: Zwei der Moderatoren hatten Verträge mit einem anderen Sender unterzeichnet, die ihnen untersagten, die Show weiter zu moderieren.
Doch auch ein zweiter Anlauf im Jahr 2017 scheiterte kurze Zeit später aufgrund der Verschärfung des politischen Klimas und der zunehmenden Zensur im russischen Fernsehen. "Meduza" zitiert einen der damaligen Moderatoren, Sergei Svetlakov: "Wir wollten nicht wie Idioten dastehen. Wir berichteten nicht über bestimmte Dinge, die im Land geschahen, sondern machten Witze über Eichhörnchen."
- Meduza.io: "‘Americans, don’t take this sitting down’" (englisch)
- x.com: Post von Roman Dobrokhotov am 18. September 2025 (russisch)
- instagram.com: Post von Ivan Urgant am 24. Februar 2022 (russisch)
- bpb.de: Putins politische Laufbahn
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa




