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Intervision 2025: Moskau startet Gegenveranstaltung zum ESC


"Intervision"
Jetzt folgt Putins nächstes Machtspiel

Von afp, dpa
Aktualisiert am 20.09.2025Lesedauer: 3 Min.
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Eine Intervision-Installation in Moskau: Am Samstag findet Russlands Gegenveranstaltung zum Eurovision Song Contest statt. (Quelle: IMAGO/Shatokhina Natalya/imago)
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Präsident Putin hatte die Anti-ESC-Show per Dekret angeordnet – jetzt rückt die Ausstrahlung näher: Das hat es mit Russlands Musikwettbewerb Intervision auf sich.

Künstler aus 23 Staaten, die Aussicht auf mehr als eine Milliarde Fernsehzuschauer und jede Menge Glitter: Russland richtet am Samstag den Musikwettbewerb Intervision aus – als Gegenveranstaltung zum Eurovision Song Contest (ESC).

Einst als Veranstaltung für die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten gegründet, soll Intervision nun gegen den Westen gerichtete Narrative verbreiten und Russlands Soft Power inmitten der anhaltenden Ukraine-Offensive stärken. Wegen seines Angriffskrieges gegen sein Nachbarland wurde Russland seit 2022 vom ESC ausgeschlossen.

Außer ehemalige Sowjetrepubliken wie Usbekistan und Kasachstan nehmen auch Verbündete Russlands wie China, Indien und Brasilien teil. Anders als beim ESC, wo mittlerweile Englisch vorherrscht, singen bei der Intervision alle Teilnehmer in ihrer Muttersprache, so auch die katarische Sängerin Dana Al Meer oder das madagassische Duo Denise & D-Lain. Künstler aus EU-Staaten sind nicht mit von der Partie.

USA nehmen teil

Allerdings sind die USA bei dem Wettbewerb in der Live.Arena in der Nähe der Hauptstadt Moskau vertreten: Die australische Sängerin und Songwriterin Vasiliki Karagiorgos, bekannt als Vassy, soll am Samstagabend für Russlands großen westlichen Rivalen antreten. Und um die Veranstaltung auch in den Vereinigten Staaten publik zu machen, schaltete das russische Staatsfernsehen sogar eine Werbung auf einem der riesigen Werbebildschirme am New Yorker Times Square.

Intervision war erstmals 1965 in Prag ausgerichtet worden. Wegen des antisowjetischen Aufstands dort drei Jahre später wurde der Wettbewerb ausgesetzt, erst ab 1977 wurde er wieder in unterschiedlichen Ostblock-Städten abgehalten.

Musikwettbewerb als politisches Instrument

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion warb Kremlchef Wladimir Putin in den 2000er-Jahren erstmals für eine Wiederbelebung. Nun ist der Intervision-Wettbewerb mehr denn je ein Instrument zur Förderung der geopolitischen Interessen Russlands.

Die Organisatoren versprechen ein "echtes Musik-Fest", das die "nationale Identität" fördere. Das ist ganz im Sinne der Führung in Moskau, die traditionelle Werte hochhält und seit Jahrzehnten die "Dekadenz" des Westens mitsamt der LGBTQ-Gleichberechtigung anprangert.

Außenminister spricht von Show ohne "Zensur" und "Perversion"

Intervision biete allen Ländern die Chance, "ohne jede Zensur" ihre besten musikalischen Traditionen vorzustellen, versprach Außenminister Lawrow. "Ich garantiere, dass es dort keine Perversionen und Verhöhnungen der menschlichen Natur geben wird." Damit spielt er offenbar auf die österreichische Dragqueen Conchita Wurst an, die 2014 den ESC gewonnen hatte. Ende 2023 hatte der Oberste Gerichtshof Russlands die "internationale LGBT-Bewegung" als "extremistisch" eingestuft und damit der Verurteilung von Mitgliedern sexueller Minderheiten oder Menschenrechtsaktivisten zu langen Haftstrafen Tür und Tor geöffnet.

"Intervision wiederzubeleben bedeutet, sich gegen die westliche Unterhaltungsbranche zu stellen, und den Faden eines typischen Kalter-Krieg-Wettbewerbs wiederaufzunehmen", sagt der Experte für internationale Politik, Cyrille Bret, der demnächst ein Buch zur "Geopolitik der Eurovision" veröffentlicht. Russland suche seit seinem Ausschluss vom ESC vor drei Jahren nach "Plattformen und Einflusskanälen".

Russland wird bei der Interpretation von dem Kreml-treuen Sänger Schaman vertreten, der oft bei staatlich organisierten patriotischen Konzerten auftritt. Am Samstag will er eine Ballade singen, deren Titel übersetzt "Direkt ins Herz" lautet.

Diesen Effekt wünscht sich Russland auch für die Intervision-Gala. Die Organisatoren hoffen auf mehr als eine Milliarde Zuschauer. Schließlich repräsentieren die teilnehmenden Länder 4,334 Milliarden Menschen – oder "mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung", wie der Kreml-Vertreter Sergej Kirijenko, der dem Intervision-Aufsichtsrat vorsteht, bei einer Vorab-Pressekonferenz betonte. Anders als beim ESC können die Intervision-Zuschauer aber nicht bei der Kür des Siegers mitreden. Das ist einer internationalen Jury vorbehalten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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