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Kampfjets FCAS: Diese Länder könnten Europas neues Luftkampfsystem bauen


Streit mit Frankreich
Europas neuer Super-Jet steht auf der Kippe


Aktualisiert am 23.09.2025Lesedauer: 4 Min.
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Über das deutsch-französische Rüstungsprojekt FCAS gibt es Streit (Archivbild). (Quelle: Benoit Tessier/POOL Reuters/AP/dpa/dpa-bilder)
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FCAS gilt als Europas Kampfsystem der Zukunft. Und doch ist seine Zukunft ungewiss. Mit diesen Ländern könnte Deutschland jetzt zusammenarbeiten, um das Projekt zu retten.

Eigentlich hatten Deutschland und Frankreich einen Neustart ihrer Beziehungen beschworen. "Der deutsch-französische Motor ist wieder angesprungen", erklärte Kanzler Friedrich Merz erst Ende August in dem Nachbarland. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hob die neue Nähe in den bilateralen Beziehungen hervor. Zu diesem Zeitpunkt hatten beide Regierungen bereits ein 26-seitiges Wirtschaftspapier sowie eine sicherheitspolitische Erklärung verabschiedet.

In einem Punkt steht die Zusammenarbeit allerdings auf der Kippe, und das ausgerechnet bei einem milliardenschweren Kampfjet-Projekt: Future Combat Air System (FCAS) heißt das Luftkampfsystem, das von 2040 an den deutschen Kampfjet Eurofighter sowie den französischen Rafale ablösen soll. Seit 2017 arbeiten beide Länder gemeinsam an seiner Entwicklung.

Große Hoffnung in FCAS

Auch die Bundeswehr setzt große Hoffnungen in FCAS. Immerhin wächst die Bedrohung durch Russland zusehends weiter und es ist fraglich, ob die Nato überhaupt in der Lage wäre, einen Angriff des russischen Präsidenten Wladimir Putin abzuwehren. Das zeigt die Reaktion des Bündnisses auf jüngste Luftraumverletzungen von Nato-Ländern.

Umso wichtiger wäre es, dass mit dem neuen FCAS nun alles glattläuft. Immerhin schwärmt die Bundeswehr in den höchsten Tönen davon: Es sei ein Luftkampfsystem der neuesten Generation – und mehr als nur ein Kampfflugzeug: Es soll auch in der Lage sein, im Verbund mit unbewaffneten und bewaffneten Drohnen zu fliegen.

Ins Straucheln geriet das Projekt, weil der französische Rüstungskonzern Dassault Aviation für sich plötzlich einen Arbeitsanteil von 80 Prozent gefordert hat. Das könnte zum Problem für das Projekt werden. Die Kooperation zwischen Deutschland, Frankreich und Spanien sollte eigentlich gleichberechtigt ablaufen. Laut den bisherigen Vereinbarungen sollten Frankreich, Deutschland und Spanien zu je einem Drittel an der Entwicklung des Luftkampfsystems beteiligt werden. In Frankreich ist Dassault Aviation federführend für das Projekt, in Deutschland Airbus und in Spanien Indra.

Angesichts der französischen Forderungen stellte Merz in der vergangenen Woche nach einem Treffen mit dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez fest: "Wir kommen mit diesem Projekt nicht voran." So könne es nicht weitergehen. Bis zum Ende des Jahres werde versucht, eine Lösung herbeizuführen.

So könnte die Lösung aussehen

Das Magazin "Politico" bringt jetzt einen anderen Weg ins Spiel: Demnach soll Deutschland inzwischen prüfen, wie Frankreich ersetzt werden kann. Aktuell führe das deutsche Verteidigungsministerium bereits Gespräche mit Airbus. Laut Bericht sollen auch Optionen geprüft worden sein, das Projekt vollständig ohne Frankreich zu realisieren.

Der Betriebsratschef von Airbus Defence, Thomas Pretzl, macht kein Geheimnis daraus, dass er die Partnerschaft mit dem französischen Rüstungskonzern Dassault Aviation infrage stellt. "Ich glaube, dass FCAS ohne Dassault kommt", sagte Pretzl dem "Handelsblatt". "In Europa gibt es attraktivere und geeignetere Partner."

Diese Länder sind im Rennen

"Politico" zufolge prüfe die Regierung zum einen eine potenziell engere Zusammenarbeit mit Schweden oder Großbritannien. Zum anderen stehe auch ein Alleingang mit Spanien im Raum.

Für die Expertise Großbritanniens spricht, dass das Land das konkurrierende Global Combat Air Programme über den britischen Rüstungs- und Luftfahrtkonzern BAE Systems anführt. Allerdings ist unklar, wie es BAE möglich sein soll, an zwei konkurrierenden Projekten zu arbeiten, berichten mehrere Medien übereinstimmend. Dass Großbritannien gemeinsam mit Deutschland ein separates Kampfflugzeug entwickelt, sei deshalb unwahrscheinlich.

Auch Schweden könnte einen entscheidenden Beitrag zum FCAS leisten. Mit langjähriger Erfahrung kann vor allem Saab, der Hersteller des Kampfflugzeuges Gripen, punkten. An diesem Dienstag empfängt Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius seinen schwedischen Kollegen Pål Jonson – eine potenzielle Beteiligung am Projekt FCAS dürfte hier mit Sicherheit ein Thema sein.

Besuch in Spanien zeigt Geschlossenheit

"Wir sind uns beide darüber im Klaren, dass wir solche Projekte brauchen", sagte Merz in einer Pressekonferenz. Man habe über das gemeinsame milliardenschwere Projekt und dessen Problem gesprochen. Man sei übereinstimmend unzufrieden mit der Situation.

Sánchez sagte: "Wenn wir von dem 'Europa der Verteidigung' sprechen, dann haben wir hier ein typisches Beispiel dessen, was darunter zu verstehen ist. Hoffentlich gelingt es bald, dieses in Angriff zu nehmen."

Kurz vor Merz' Besuch bei Sanchez hatte die Bundesregierung den Druck auf die europäischen Vertragspartner erhöht: "Die Forderung der Bundesregierung ist klar: Die Verteilung der Lasten und die Verteilung der Arbeit in diesem Rüstungsprojekt (hat) vertragsgetreu zu erfolgen", sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius am Tag zuvor in Berlin. "Dieses Interesse wird auch der spanische Partner haben", fügte er hinzu.

Entscheidend dafür, ob Deutschland an Frankreich als Partner bei dem milliardenschweren FCAS-Projekt festhält, dürfte schließlich die Positionierung des neuen französischen Premierministers Sébastien Lecornu sein. Der ehemalige Verteidigungsminister wurde am 9. September zum neuen Regierungschef ernannt. Es ist davon auszugehen, dass er enge Beziehungen zu Dassault Aviation pflegt und am ehesten dazu in der Lage ist, den französischen Kampfjet-Hersteller an den Verhandlungstisch zu bringen.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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