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Geld aus Russland: Freund von Maximilian Krah bestach Politiker


Geld aus Russland
Politiker gesteht Bestechung durch Krahs Freund


Aktualisiert am 29.09.2025Lesedauer: 3 Min.
Treffen mit Krah beim Opernball in Sankt Petersburg, August 2019: Kurz zuvor hatte Voloshin (l.) einen EU-Parlamentarier bestochen, wie ein Prozess in Großbritannien zeigt.Vergrößern des Bildes
Treffen mit Krah beim Opernball in Sankt Petersburg, August 2019: Kurz zuvor hatte Voloshin (l.) einen EU-Parlamentarier bestochen, wie ein Prozess in Großbritannien zeigt. (Quelle: Facebook: Maximilian Krah)
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Der AfD-Politiker Maximilian Krah lobbyierte mit Oleg Voloshin für einen kremltreuen Oligarchen. Noch Ende 2024 traf er ihn in Russland. Nun gesteht ein britischer Politiker: Voloshin bezahlte ihn selbst für genau solche Lobbyarbeit.

Für Maximilian Krah (AfD) war es ein heikles Treffen, auch wenn er es nicht als solches verstanden wissen wollte. Als t-online ihn im November 2024 mit seiner wenige Wochen zurückliegenden, heimlichen Reise nach Russland konfrontierte, räumte er ein: Er habe dort bei einem Abendessen "alte Freunde" getroffen, "darunter Herrn Voloshin und Frau Sass". Das Ehepaar hatte parallel zwei weitere AfD-Abgeordnete zu einem Treffen mit Putins Parteivorsitzendem Dimitri Medwedew gelotst.

Lobbyarbeit für Kreml-Oligarchen

Heikel war Krahs Reise, die er selbst nicht öffentlich gemacht hatte, besonders deshalb, weil Oleg Voloshin und seine Ehefrau Nadia Sass zum Einflussnetzwerk des kremltreuen Oligarchen Viktor Medwedtschuk zählen. Seit Krahs Einzug ins Europaparlament 2019 lobbyierte der AfD-Politiker mit ihnen gemeinsam für den Vertrauten von Russlands Machthaber Wladimir Putin. Nicht nur Krahs pro-russische Haltung brachte den heutigen Bundestagsabgeordneten dabei in die Schlagzeilen.

Medwedtschuk wird mittlerweile eine Bestechungskampagne über das vermeintliche Online-Medium "Voice of Europe" zugerechnet, dem Krah mindestens ein Interview gab. Im Zuge der Ermittlungen wurden Büro und Wohnung von Krahs ehemaligem Assistenten Guillaume Pradoura durchsucht. Über Krahs Büro wurde außerdem der mutmaßliche russische Spion Janusz Niedźwiecki für das EU-Parlament akkreditiert, der an der Lobbyarbeit beteiligt war. Gegen Krahs Parteifreund Petr Bystron wird strafrechtlich ermittelt. Und in Vorermittlungen prüft die Generalstaatsanwaltschaft Dresden, ob auch gegen Krah ein Anfangsverdacht vorliegt, für Gegenleistungen im Parlament Bestechungsgelder aus russischen Quellen angenommen zu haben. Krah selbst bestreitet jedes Fehlverhalten.

Geständnis in Großbritannien

Nun gerät Krah – gegen den auch ermittelt wird, weil er jahrelang Geld aus einem Firmennetzwerk des mutmaßlichen chinesischen Spions Jian G. erhielt – wegen seiner Beziehung zu Voloshin weiter unter Druck: In Großbritannien hat der ehemalige Europa-Abgeordnete Nathan Gill (Ex-Ukip, Ex-Brexit Party, Ex-Reform UK) gestanden, Bestechungsgelder für seine eigene Lobbyarbeit für Medwedtschuk angenommen zu haben – von Oleg Voloshin, der ebenfalls angeklagt ist, aber sich vermutlich in Belarus aufhält. Bereits seit 2022 steht er wegen seiner mutmaßlichen Zusammenarbeit mit dem russischen Geheimdienst FSB unter US-Sanktionen und darf laut eigenen Angaben nicht mehr nach Deutschland einreisen.

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Zuerst berichtete die britische BBC über die neue Entwicklung. Der Strafverfolgungsdienst der Krone in London bestätigte t-online auf Anfrage, dass Gill sich in acht Fällen schuldig bekannt habe, von Voloshin Geld angenommen zu haben. Das sei auch durch sichergestellte WhatsApp-Nachrichten belegt. Im Gegenzug habe sich Gill für Medwedtschuks pro-russische Fernsehsender in der Ukraine eingesetzt, habe ihnen Interviews gegeben und außerdem Anfragen an die EU-Kommission gestellt – und eine öffentliche Veranstaltung mit Medwedtschuk organisiert.

Für diese Konferenz floss Geld

Neben Gills und Krahs identischer Lobbyarbeit mit Voloshin lässt besonders dieser letzte Punkt aufhorchen: Die Bestechungsgelder an Gill soll Voloshin zwischen dem 6. Dezember 2018 und dem 18. Juli 2019 gezahlt haben. Nur einen Tag vor Ende dieses Zeitraums, am 17. Juli 2019, trat Gill im Europäischen Parlament in Straßburg als Gastgeber einer Konferenz mit Medwedtschuk auf. Ebenfalls auf dem Podium: Maximilian Krah, der soeben das Mandat für die AfD errungen hatte. Die Staatsanwaltschaft in London bestätigte t-online, dass genau diese Konferenz Teil von Gills Geständnis sei. Auf einem Foto der Veranstaltung, das t-online vorliegt, sitzt Krah direkt neben Voloshin. Wenige Wochen später traf er ihn und seine Frau beim Opernball in Sankt Petersburg.

Im Anschluss organisierte Krahs damaliger Assistent Guillaume Pradoura mit Voloshin eine Veranstaltung für Medwedtschuk im französischen Parlament. Auf Einladung des damaligen Bundestags- und heutigen Europa-Abgeordneten Petr Bystron fand wenige Tage später dann eine ähnliche Veranstaltung im Bundestag statt. Mit dabei, wie t-online exklusiv berichtete: Medwedtschuk, Krah, Pradoura und der mutmaßliche Spion Niedźwiecki, der mittlerweile in Polen angeklagt ist. Krah bestätigte t-online, dass auch er im Zuge dieser Ermittlungen von der Polizei befragt worden sei. Später reisten Bystron und Krah gemeinsam in die Ukraine, um Medwedtschuk und Voloshin dort zu treffen.

Krah bestreitet bis heute vehement, Bestechungsgelder von Voloshin erhalten zu haben. Zu WhatsApp-Nachrichten über Zahlungsverkehr zwischen beiden, die im Juli 2021 vom FBI bei Voloshin sichergestellt wurden und über die "ZDF Frontal" und "Spiegel" zuerst berichteten, machten beide demnach unterschiedliche Angaben. Krah bestritt, "auch nur einen Cent" angenommen zu haben. Voloshin gab an, es sei möglicherweise um Reisekosten gegangen. Die Reise habe aber wegen Corona-Beschränkungen nicht stattgefunden.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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